Ein Blick zurück, der Spaß macht

30.12.2019 12:27 // kk

Im Sport ist es wie auch im normalen Leben, man sollte immer nach vorne und nicht zurückschauen. Aber ein kurzer Rückblick auf die Hinrunde der Eulen zum Jahresende lohnt sich, denn sie war nicht nur erfolgreich, sondern die Mannschaft hat Verantwortlichen und Fans in den vergangenen Monaten viel Freude gemacht.

Die Planungen für die dritte Saison in Folge in der Liqui Moly HBL begannen eigentlich direkt nach dem Last Minute-Klassenerhalt Anfang Juni, auf den viele gehofft, aber mit dem die meisten eigentlich fast schon nicht mehr gerechnete hatten. Mit Jannek Klein und Max Neuhaus wurden zwei hoffnungsvolle Junioren-Nationalspieler verpflichtet und mit Dominik Mappes ein weiterer junger Spieler, der die Position Rückraum Mitte ausfüllen und neu interpretieren sollte. Zudem erhielt Hendrik Wagner (der mittlerweile für die neue Saison fest verpflichtet wurde) von der SG Leutershausen ein Zweitspielrecht. Die Verantwortlichen blieben damit ihrer Linie auf junge, entwicklungsfähige Spieler zu setzen, treu und verfolgten weiter konsequent den bereits eingeschlagenen Weg.

Schon im ersten Saisonspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, deutete die junge Mannschaft an, welches Potential in ihr steckt, auch wenn die Partie unglücklich und knapp verloren wurde. Der Auftritt beim THW Kiel zwei Spieltage später war rückblickend vielleicht entscheidend für die weitere Entwicklung, denn die Eulen hielten das Spiel gegen einen Meisterschaftsfavoriten lange offen, führten sogar kurz vor Schluss, mussten sich am Ende aber wieder knapp geschlagen geben. Aber mit dem Bewusstsein gegen scheinbar übermächtige Gegner mehr als nur mithalten zu können, gelang nur zwei Tage später der erste Saisonsieg gegen Leipzig, so früh in der Saison, wie nie zuvor.

Es folgten Wochen mit klaren Niederlagen, aber auch Spiele, in denen die Eulen nur knapp das Nachsehen hatten, über weite Strecken aber überzeugen konnten. Ein wichtiger Baustein war die Verpflichtung von Torwart-Routinier Gorazd Skof, der Anfang November für den erkrankten Stefan Hanemann einspringen musste und von Anfang an ein wichtiger Faktor für die Mannschaft war. Er glänzte nicht nur mit vielen Paraden, sondern gab der Abwehr und seinen Vorderleuten die nötige Sicherheit und wurde mit seiner Erfahrung, aber auch ganzen Art schnell unverzichtbar. Zusätzlich zahlte sich jetzt auch die tägliche Trainingsarbeit aus, denn die technischen Fehler im Angriff wurden minimiert und auch die gesamte Abwehrarbeit konnte extrem verbessert werden. So verwundert es nicht, dass die Eulen mittlerweile die drittbeste Abwehr der gesamten Liga stellen.

Neben der Liqui Moly HBL erarbeiteten sich die Eulen mit dem Erreichen des Viertelfinales gegen den TBV Lemgo Anfang Dezember im DHB-Pokal ein weiteres Highlight in der Vereinsgeschichte, auch wenn der Traum von der Teilnahme beim REWE Final4 in Hamburg platzte. Aber dennoch sollte der Dezember der „Monat der Eulen“ werden, denn innerhalb von drei Tagen verlängerten Geschäftsführerin Lisa Hessler und Trainer Ben Matschke ihre Verträge und setzten damit ein wichtiges Signal für die Zukunft.

Der sensationelle Heimsieg gegen den amtierenden Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt kurz vor Weihnachten und der gewonnene Last Minute-Krimi gegen FRISCH AUF! Göppingen zum Jahresende waren das I-Tüpfelchen einer bisher sehr erfolgreichen Saison.

Ben Matschke: „Ich möchte ein paar Sätze meiner Ansprache an die Mannschaft vor dem Spiel gegen Wetzlar gerne wiederholen. Es war ein extremes Jahr und ich habe meinen Jungs Danke gesagt. Es gab viele Ansprachen, Sitzungen und Trainingseinheiten und wir stehen praktisch seit 2,5 Jahren immer mit dem Rücken zur Wand, aber die Mannschaft ist immer bereit, das, was ich sage, zu verinnerlichen und versucht es umzusetzen. Wir haben eine grandiose Stimmung und positive Art, so dass wir es immer wieder schaffen, uns nach Niederlagen neu auszurichten, weil wir, unabhängig vom Gegner, immer an uns glauben, auch wenn wir nach Flensburg fahren. Dafür habe ich mich bei der Mannschaft bedankt. Ein Grund meiner Vertragsverlängerung war die Entwicklung und so lange ich die, auch mit meiner Art von Coaching sehe, sind wir an der richtigen Stelle. Hinzu kommt das, was sich hier im Verein in den letzten Jahren insgesamt entwickelt hat, denn das ist unfassbar.“

Am Ende eines jeden Rückblickes steht auch ein kleiner Ausblick. Die Mannschaft ist in dieser Saison so konkurrenzfähig, wie wahrscheinlich niemals zuvor. Auch wenn auf einem Abstiegsplatz überwintert wird, ist das rettende Ufer in Schlagdistanz und die direkten Konkurrenten in Reichweite. Es dürfte jedem klar sein, dass zum Klassenerhalt weit mehr Punkte nötig sind, als in den Vorjahren und Verein und Fans zusammen bis zum letzten Spieltag um dieses Ziel kämpfen müssen und werden.

Die Eulen werden, auch aufgrund der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten, immer ein Ausbildungsverein bleiben, der auf junge, hungrige und talentierte Spieler setzen muss. Der Verein geht diesen Weg aber aus vollster Überzeugung. Die erfolgreiche Arbeit hat sich mittlerweile in der Handballszene herumgesprochen, denn wohl in keinem anderen Verein bekommen Talente so viel Spielzeit, wie bei den Eulen und dass nicht aus der Not heraus, sondern weil Trainer Ben Matschke an die Spieler glaubt und ihnen das nötige Vertrauen schenkt. Und sollte am Ende der Saison der erneute Klassenerhalt stehen, ist es nicht das nächste Wunder, sondern das Ergebnis harter und ehrlicher Arbeit.