30 : 28
(14 : 16)

Die Eulen Ludwigshafen

Grupe (43. Urbič) - Klein (5), Trost (2), Raguse (6) - Falk (3), Schwarzer (6) - Bergner (1) - Meyer-Siebert (2), Leun (1), Haider, Eisel (1), Schaller (3/2) – Nicht eingesetzt: Ilic, Manfeldt Hansen

TV 05/07 Hüttenberg

Grazioli (36. Siebenmeter Rüspeler) - Kuntscher (4), Weber (5), Schreiber (2) - Kirschner (7/4), Schwarz (3) - Reichl (3) - Zörb (1), Theiß (2), Kompenhans (1), Leunissen, Scheibel – Nicht eingesetzt: Hofmann, Schneider
Spielverlauf: 0:1 (1. Minute), 1:1 (2.), 3:3 (5.), 3:5 (5.), 5:7 (10.), 8:8 (15.), 11:10 (21.), 12:13 (25.), 14:13 (28.), 14:14 (29.), 14:16 (Halbzeit), 17:17 (36.), 18:21 (42.), 20:23 (45.), 21:24 (48.), 23:24 (51.), 24:24 (53.), 24:25 (54.), 26:25 (56.), 28:26 (58.), 29:26 (59.), 30:27 (60.), 30:28 (Ende)
Siebenmeter: 2/2 - 4/4
Rote Karten: -
Zeitstrafen: 5/3
Zuschauer: 1499
Schiedsrichter: Hörath/Hofmann

Tatort Ebert-Hölle: Sieg im Samstags-Krimi

29.10.2023 10:09 // hk

Er kommt nach 43 Minuten für Mats Grupe, der sieben Würfe abgewehrt hat, und er wird zur entscheidenden Figur in diesem Samstags-Krimi: Žiga Urbič pariert binnen neun Minuten zwischen der 43. und der 52. Minute sechs Würfe, wird zu einem Faktor der Wende. So wird aus dem 18:21 gegen den TV Hüttenberg bis zur 54. Minute ein 24:24. Das 27:26 hält Urbič gegen Tristan Kirschner mit seiner siebten Parade fest, als er den Tempogegenstoß des Rechtsaußen meistert. Die Eulen setzen sich durch Jannek Klein (5 von 8) auf 29:26 ab, am Ende haben sie das Duell am Liga-Abgrund vor 1499 Zuschauern 30:28 (14:16) gegen den TV Hüttenberg gewonnen. Es bleibt viel Arbeit bis zum nächsten Spiel am 8. November (19.30 Uhr) daheim gegen Bundesliga-Absteiger ASV Hamm-Westfalen.

Starker Grazioli – überragender Urbič

„Leider verdient“, nennt Stefan Kneer, der Hüttenberger Trainer, den Sieg der Eulen. Ex-Nationalspieler Kneer war Co-Trainer und wurde nach dem Wechsel von Johannes Wohlrab nach Ludwigshafen zum Chefcoach befördert. Kneer attestiert seiner Mannschaft einen insgesamt guten Auftritt in der Friedrich-Ebert-Halle. „Wir scheitern zu oft an Urbič“, klagt der Hüttenberger Trainer. Addiert hatten Urbič und Grupe 14 Paraden, Leonard Grazioli im Hüttenberger Tor kam auf 8. Glänzend, wie der Schweizer in der 36. Minute einen Wurf Kleins meisterte, in der 41. und 47. Minute zwei Riesenmöglichkeiten von Alex Falk (3 von 7) zunichtemachte, in der 45. Minute einen Wurf von Kian Schwarzer (6 von7) parierte. 20:23 – der TVH schien 13 Minuten vor dem Ende auf der Siegerstraße.

Der Zug hat keine Bremse

Schwarzers vergebener Chance folgte die dritte Parade von Urbič, der vertanen Möglichkeit Falks schloss sich ein Doppelschlag von Linksaußen Schwarzer an: 21:23, 22:23. In der 49. Minute dann die Umstellung auf 5:1 in der Abwehr – Sebastian Trost fährt die Greifarme aus. In der zweiten Auszeit zehn Minuten vor Schluss nach Urbičs vierter Parade die Ansage von Joh Wohlrab: Der siebte Feldspieler kommt, mit zwei Kreisläufern suchen die Eulen den Weg zum Tor. Den findet der nervenstarke Falk nach Klein-Zuspiel: 23:24 (51.). Wieder hält Urbič, Mex Raguse aber verzieht (6 von 9). Aber Urbič ist wieder da – seiner sechsten Parade lässt Schwarzer den Ausgleich folgen: 24:24 – noch sieben Minuten. Noch einmal geht Hüttenberg in Führung – 24:25 durch Niklas Theiß. Mex Raguse, ein Top-Vorbereiter, der Schwarzer immer wieder gekonnt in Szene setzt, donnert das Runde ins Eckige: 25:25. Sinnbildlich der Malle-Song, den der DJ einspielt: Der Zug hat keine Bremse …

Schlitzohr Finn Leun

Joh Wohlrab sieht „ein Spiel auf Messers Schneide“, in dem Finn Leun in Minute 55 mit einem Steal hilft die Weichen auf Sieg zu stellen. Kapitän Max Haider feiert die Leipziger Leihgabe spontan entsprechend ab. Sebi Trost (2 von 4) stellt auf 26:25, nach Tom Bergners Zeitstrafe gleicht der Gast durch Linksaußen Schwarz aus. Der Ex-Ludwigshafener Jannik Hofmann erlebt all das auf der Bank. Kneer gönnt ihm keine Sekunde Spielzeit …

Jannek Klein „on fire“

Jetzt aber legt Jannik Klein los. So setzt er einen Freiwurf mit Wucht und Willen in die Maschen: 27:26. Die Führung hält Urbič fest, pariert Kirschners Wurf. 28:26 durch Klein, der „on fire“ ist, die Fans in Euphorie versetzt. Auf der Gegenseite verfehlt Ian Weber, der starke Mittelmann, das Ziel. Hüttenberg setzt auf offene Manndeckung, Sebastian Trost beliefert Klein perfekt: 29:26. Webers Treffer lässt Mentalitätsmonster Schwarzer das 30:27 folgen, der folgende Siebenmeter von Tristan Kirschner hat nur noch statistischen Wert: 30:28.

Lob für den Torwart-Trainer

„Das ist ein Mannschaftssport, es war der Sieg von uns allen“, sagte der als Mann des Abends gefeierte Torhüter Urbič. Vielmehr unterstrich er auch den Mehrwert der Arbeit von Patrick Jahnke. „Ich hatte in meiner Karriere noch nicht oft einen Torwarttrainer. Es ist sehr intensiv mit Patrick. Wir sprechen nicht nur über Wurfbilder der Gegner, wir reden viel über uns, was wir wann wie zu tun haben“, erklärte Žiga Urbič die Zusammenarbeit mit Torwarttrainer Dr. Patrick Jahnke und Kollege Mats Gruppe. „Ich freu’ mich einfach …“, sagte Jahnke, die Bescheidenheit in Person. Seine Arbeit fruchtet mit der Zeit, attestierte Cheftrainer Wohlrab. „Žiga profitiert absolut davon“, lobt Wohlrab Jahnkes Wirken, der das Torwartspiel des Slowenen auf einen neuen Stil umzustellen verstehe.

„Jule“ – Abwehr-Ass mit Wumms

Durch den ersten Sieg nach fünf herben Niederlagen am Stück mag sich Wohlrab den Blick für eine ehrliche Analyse nicht trüben lassen. Denn es gab sie wieder, die schlimmen technischen Fehler im ungünstigsten Moment. Aber eben nur sechs. Es gab auch die frei vergebenen Chancen, Mex Raguse wird noch zu selten so angespielt und eingesetzt, um seine herausragenden Fähigkeiten noch mehr zu nutzen. „Wir haben es im 7 zu 6 gut gelöst“, beschrieb der Coach eine spielentscheidende Variante. Stark das Arbeitspensum von Tom Bergner am Kreis, beeindruckend die gelebte Siegermentalität von Julius Meyer-Siebert, der zwei Zeitstrafen kassierte, im Abwehrblock intensiv verteidigte, aber auch im Abschluss mit Wurfstärke aufwartete, die aufzeigt, dass er der Mannschaft auch im Angriff guttun kann (2 von 2). Wichtig: Tim Schaller verwandelte beide Siebenmeter eiskalt, zeigte auf Linksaußen während Schwarzers Durchschnaufminuten Qualität als er nach Raguses Steal den Gegenstoß mit dem 14:13 veredelte (28.). Bemerkenswert die Entwicklung von Finn Leun auf halbrechts. Ihm attestiert der Trainer eine starke Entwicklung: „Finn arbeitet super professionell.“ Der 20-Jährige, Back up für Jannek Klein, freut sich über jede Minute Spielzeit und ist dabei bestrebt die persönlichen Genußmomente durch Leistung zu verlängern. Leun fühlt sich wohl in seiner neuen Heimat, machte als Kurzarbeiter sein Tor, hatte mit einem Pfostenschuss Pech: „Wir hatten jetzt auch eine schlechte Phase, aber das Mannschaftsklima war nie schlecht.“

Fotos: Dennis Weißmantel

Pressekonferenz nach dem Spiel