Siegen für Mappes

31.05.2021 10:00 // hk

„Wir wollten dann auch für Mappes spielen …“ So beschreibt Hendrik Wagner, Top-Torschütze der Eulen Ludwigshafen, die Gefühlslage der Mannschaft nach dem Ausscheiden des verletzten Regisseurs. Ein Schlag ins Gesicht, schwer getroffen, stark benommen – nach 32 Minuten muss der Stratege ausgetauscht werden, liegt hinter der Bank, wird dort minutenlang behandelt und versorgt. Als Mappes vom Feld geführt wird, steht es 14:12. Dann trifft Wagner – auch für Mappes: 15:12. Wagner macht auch das 16:13, markiert das 17:13, schießt das 19:15, hämmert den Freiwurf zum 23:19 in die Maschen, sorgt für das 24:21 und setzt vom Siebenmeterpunkt den Schlusspunkt in letzter Sekunde: 27:22. Die Eulen haben das Spiel gegen HBW Balingen-Weilstetten gewonnen, den Abstand auf die „Gallier“ auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz auf einen Punkt reduziert. Mit zehn Toren hat Wagner seinen Anteil am Sieg. Eine gute Nachricht dann am Montagmorgen. „Mir geht es schon wieder besser. Werde heute nochmal durchgecheckt“, meldet Dominik Mappes.

Der dritte Zehnerpack

„Es ist ein gutes Gefühl – auch für den Kopf“, bekennt Hendrik Wagner, der zum dritten Mal in seiner noch jungen Bundesliga-Karriere zehn Tore in einem Spiel verzeichnet. Bei der 22:24-Niederlage in Göppingen und beim 24:25 gegen Lemgo sind ihm diese Kunststücke schon mal gelungen. Für ihn sind das Nebengeräusche. Der 23-Jährige bleibt bescheiden, sieht die Mannschaft und das eine große, gemeinsame Ziel im Mittelpunkt: erstklassig bleiben! „Es läuft überragend. Dass es auch für mich so läuft, konnte niemand erwarten. Das habe auch ich nicht“, sagt der Mann mit der Nummer 28. Schon kurz nach dem Abpfiff lenkt er den Blick auf nächsten Samstag. Dann geht die Mission „Klassenkampf“ bei Tusem Essen weiter. Der Abstieg der Essener ist seit Sonntag besiegelt, den sofortigen Wiederaufstieg hat Trainer Jamal Naji nach der 25:37-Niederlage in Kiel ausgerufen. Und in Erinnerung an den 26:25-Hinspielsieg in Ludwigshafen einen Heimsieg gegen „einen Gegner, für den es noch um sehr viel geht“ als Nahziel vorgegeben.

"Tomo war voll da“

„Wichtig war, dass wir auf alles, was von Balingen kam, Antworten hatten“, bilanziert Hendrik Wagner nach dem 27:22. Als Mappes raus musste, sagte die innere Stimme des Kollektivs ultimativ: weitermachen! „Über die Bedeutung von Mappes für die Mannschaft müssen wir nicht sprechen. Aber Pascal Bührer hat es dann auch gut gemacht. Es ist wichtig, dass wir zwei so gute Mittelmänner haben“, betont Wagner und vergisst auch den „Hexer“ nicht: „Tomo war voll da!“ 17 Paraden stehen für Martin Tomovski zu Buche, der vier Siebenmeter pariert; zwei von Oddur Gretarsson, der normalerweise eine Erfolgsquote von über 83 Prozent vom Punkt aus hat, und zwei von Gregor Thomann. Tomovski war nach seinem großen Tag einfach nur glücklich und stolz. „Der Sieg ist verdient. Alle haben von der ersten Minute an gekämpft, mit Leidenschaft und Emotion“, frohlockt der 23-Jährige, mit dem sich am Ende auch sein Ziehvater Gorazd Škof freut. Ihm ist Tomovski sehr dankbar, von ihm hat er viel gelernt, von ihm lernt er. „Skofi ist wie ein Vater, ein Freund. Er ist immer bei mir, wir essen zusammen, wir machen fast alles zusammen“, beschreibt Tomovski das Miteinander mit dem 20 Jahre älteren Kollegen, der zum väterlichen Freund geworden ist.

Lob für Azat

Viel Lob vom Trainer erntet an diesem Sonntag Azat Valiullin. „Er hat super verteidigt“, sagt Ben Matschke. Hellwach hilft der russische Nationalspieler die Balinger Taktik, mit sieben Feldspielern anzugreifen, zu entschlüsseln. „Azat hat viele Passwege weggenommen, er steht gut“, sagt der Coach. Und dann ist Valiullin auch immer wieder schnell genug zurück und verdichtet den Abwehrblock, lässt Kreisläufer Kristian Beciri wenig Raum, seine Klasse auszuspielen. Zwei Tore hat Valiullin – ganz im Dienst der Mannschaft – nebenbei auch noch gemacht. Die Einstellung aller stimmt an diesem Tag hundertprozentig. Das wird beispielsweise deutlich, als Pascal Durak in einem perfekten Rückzug einen Bührer-Fehler ausbügelt, postwendend den Konter startet, den „Johnny“ Scholz zum 22:18 nutzt. Oder Jannek Klein. Er kommt, trifft mit einem satten Aufsetzer zum 9:6, erarbeitet zwei Siebenmeter, die Durak nutzt und sichert mit einer Hechtrolle und Klammergriff den Ball, als ein Gegenstoß in der Luft liegt. Einer für alle – alle für einen! Die Mannschaft lebt!