Pascal Durak und sein Eulen-Herz

22.02.2021 11:00 // hk

Es bleibt eng im Tabellenkeller der Handball-Bundesliga. Durch die Corona bedingten Spielausfälle ergibt sich ein verzerrtes Tabellenbild, da die Vereine unterschiedlich viele Spiele ausgetragen haben.
Das 25:26 (10:11) gegen TuSEM Essen am Sonntag war das 18. Saisonspiel der Eulen Ludwigshafen. Sie sind mit 8:28 Punkten Tabellenachtzehnter im 20 Mannschaften starken Feld. Die vier Letzten steigen ab. Hinter den Ludwigshafenern rangieren TuSEM Essen, das 16 mal spielte, mit 7:25 Punkten, und Mitaufsteiger HSC Coburg, der nach 18 Spielen 7:29 Punkte hat. Das rettende Ufer ist für die Eulen noch in Reichweite, durch die nicht einkalkulierte Heimniederlage am Sonntag verpasste die Mannschaft um Kapitän Gunnar Dietrich aber die Chance, bis auf einen Punkt an GWD Minden (11:21) auf Platz 15 und HBW Balingen-Weilstetten (11:25) auf Platz 16 heranzukommen. Platz 17 besetzt HSG Nordhorn-Lingen (9:25 Punkte).

„Wir waren nicht überheblich“

Die Heimschlappe gegen TuSEM tut so richtig weh. Das gab Rechtsaußen Pascal Durak gleich nach Spielschluss unumwunden zu. „Da war vielleicht auch der ein oder andere bisschen unglückliche Pfiff, aber daran lässt sich die Niederlage nicht festmachen. Wir waren von Anfang an schlecht im Spiel, haben viele Bälle liegen gelassen“, haderte Durak mit der Chancenauswertung, den vielen vergebenen Möglichkeiten aus dem Rückraum: „Wir hatten viele Durchbrüche, ich lasse den Siebenmeter liegen …“ Nach dieser vermeidbaren, aber auch verdienten Schlappe „müssen wir Punkte gegen Gegner holen, die wir nicht unbedingt auf der Rechnung hatten“. Durak versichert aber auch: „Wir waren nicht überheblich. Wir haben im Training alles dafür getan, erfolgreich zu sein. Wir waren in vielen Situationen einfach nicht clever genug!“

Die Eulen sind Herzenssache

In Heidelberg studiert Durak Betriebswirtschaftslehre. „Noch ein Praktikum, nicht so einfach in Corona-Zeiten, dann die Bachelor-Arbeit“, sagt der 28-Jährige, der den Abschluss, das Ziel, vor Augen hat. Sein Vertrag endet am 30. Juni diesen Jahres. „Ich bin nie abgeneigt, bei den Eulen zu bleiben. Geld ist eher zweitrangig, es geht mehr um Freunde und Familie“, bekennt der Mann, der das Trikot mit der Nummer 23 trägt. Die Eulen, macht Durak klar, sind für ihn Heimat. Die Eulen sind für ihn mehr als nur ein Verein. Für ihn sind die Eulen Herzenssache! Mit dem künftigen Trainer Ceven Klatt gab es ein erstes Gespräch. „Der erste Eindruck war gut“, sagt Durak und kann sich eine Zukunft bei den Eulen, für die er seit 2015 spielt, durchaus vorstellen. Heimat ist ihm wichtig, betont Durak, der mit seiner Freundin Julia in Sandhausen lebt, den Wald und die nahen Weinberge jetzt auch gerne für Streifzüge mit Familienhund Abbey nutzt. „Früher war ich nicht so der Spaziergänger“, sagt Durak schmunzelnd, der ein religiöser Mensch ist. „Über Glaube kann man immer diskutieren“, sagt Durak und tut das durchaus intensiv mit seinem Mannschaftskameraden Jannik Hofmann. „Wir reden über Gott und die Welt“, sagt Durak vielsagend.

„Die Überzeugung hat gefehlt“

„Das war viel zu wenig. Die Überzeugung hat gefehlt“, bekannte Dominik Mappes am Ende. Der Spielmacher, schlecht in die Partie gekommen, drehte am Ende noch einmal auf, warf fünf Tore. Aus seiner Gestik und Mimik sprachen speziell in den letzten zehn Minuten absolute Entschlossenheit und auch Wut. Es reichte nicht! „Mir hat die Überzeugung gefehlt“, stimmte Trainer Ben Matschke seinem Regisseur zu: „Wir haben es nicht geschafft, Ruhe in unser Spiel zu bekommen. Wir hatten 20 Fehlwürfe! Aus neun Metern machen wir sechs aus 18 …“ Pech kam hinzu. Der Innenpfosten … Er half dem Gegner, Tore zu verhindern und umgekehrt zu erzielen. „Wir machen einfache Fehler im Tempospiel“, haderte der Coach in Erinnerung an die frei vertanen Möglichkeiten von Jan Remmlinger, Alex Falk und „Johnny“ Scholz. Das Kreisspiel „diesmal kein Faktor“, bilanzierte Matschke. „Die Außen wurden manngedeckt, so boten sich ,Bobby‘ Wagner viele Möglichkeiten, die er heute nicht so nutzen konnte wie in Göppingen. Da hatte er zehn von zehn!“ Am Sonntag machte er bei zwölf Würfen fünf Tore, hatte aber auch Ballverluste durch ein Stürmerfoul und technische Fehler. Wagner ist 23. Es ist sein erstes Bundesligajahr – und er übernahm und übernimmt Verantwortung. Ein Rohdiamant. Mitten in der Feinschliffphase. Er hilft als Rechtshänder auf Halbrechts aus. Und ist sehr wichtig für den sportlichen Überlebenskampf der Eulen. Hendrik Wagner will – und leistet Extraschichten. Jetzt ist Pause bis zum 4. März (19 Uhr). Dann kommt die HSG Wetzlar zum Rückspiel in die Friedrich-Ebert-Halle.