„Die Punkte woanders holen“

21.02.2021 19:34 // hk

Heimniederlage im Vier-Punkte-Spiel: Die Eulen Ludwigshafen unterliegen Tusem Essen am Sonntagnachmittag in heimischer Halle 25:26 (10:11). Mit 13 Paraden wird Tusem-Schlussmann Sebastian Bliß, der auch einen Durak-Siebenmeter meistert, zum Mann des Tages. „Das tut weh. Das sind zwei Punkte, die wir eingerechnet haben. Die müssen wir uns woanders holen“, sagt Eulen-Coach Ben Matschke. „Der Druck für uns war heute größer als in Göppingen oder Stuttgart. Uns hat die Leichtigkeit gefehlt. 20 Fehlwürfe sind sehr, sehr viel für uns“, erklärt der Trainer die Niederlage, die im „Klassenkampf“ schwer wiegt. Da zählt bei Punktgleichheit der direkte Vergleich. „Es ist eine verdiente Niederlage, es ist ein verdienter Sieg für Essen“, sagt Matschke. Tusem-Coach Jamal Naji ist nach dem ersten Auswärtssieg im achten Anlauf happy: „Wir sind sehr, sehr glücklich. Wir haben das erträumt, wir haben das erhofft. Imponierend, dass die junge Mannschaft in der hitzigen Schlussphase kühlen Kopf bewahrt hat.“

Dieser Weg wird steinig und schwer

„Mannschaft! Wir gewinnen unser Heimspiel!! Mannschaft, eins, zwei drei!“ So schwört Kapitän Gunnar Dietrich das Eulen-Team 30 Minuten vor Spielbeginn auf die Hausaufgabe ein. Hallensprecher Thomas Repp gratuliert dem Team 13 Minuten vor dem Anpfiff zu dem Auswärtscoup in Stuttgart. Die Helfer, mit zwölf Trommeln „bewaffnet“, sorgen für den passenden Wirbel. „Die erste Aufwärmrunde hat schon mal hervorragend geklappt“, dankt „die Stimme der Eulen“. Und sehnt volle Ränge herbei, damit aus der Eberthalle als bald wieder die Eberthölle wird … Als Tusem einläuft die musikalische Einstimmung: „Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer …“

Tusem führt zur Pause 10:11

Steinig ist der Weg – aber für die Eulen. Sie liegen nach fünf Minuten 1:3 zurück. Nach 13 Minuten führen sie nach einem Treffer von Gunnar Dietrich, der 2007/2008 das Tusem-Trikot trug, 5:4. In der Folge ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Essen führt immer mit einem Tor, die Eulen gleichen aus. In der 29. Minute nutzt Pascal Durak den ersten Siebenmeter der Eulen zum 9:9. Nach Martin Tomovskis siebter Parade besteht die große Chance zur Pausenführung, doch Pascal Bührer, für Dominik Mappes gekommen, sehr mutig, sehr engagiert, scheitert. Ballverlust. Den Gegenstoß nutzt Laurenz Kluth zum 10:11 für die Gäste ­- Tusem führt bei Halbzeit. Das hat das Team von Trainer Jamal Naji vor allem auch dem guten Torhüter Sebastian Bliß zu verdanken, der ebenfalls sieben Paraden hat. Der Rückraum der Eulen, zuletzt so treffsicher, tut sich schwer. Die Eulen müssen sich jedes Tor hart erarbeiten. Das zehrt auch an den Nerven. „Das Kreisspiel war heute kein Faktor“, wird Trainer Ben Matschke am Ende feststellen.

Der Chancenwucher der Eulen

Nach dem Seitenwechsel bleibt’s beim „alten Spiel“: Nach „Johnny“ Scholz‘ 11:11 führt der Gast: 11:12, dann 12:14. In der 39. Minute gleicht Jan Remmlinger per Gegenstoß aus – 14:14. Eine Minute später wieder ein Tempogegenstoß, aber diesmal scheitert Remmlinger an Teufelskerl Bliß. Die Eulen sind dran, aber Azat Valiullin hat Pech: Innenpfosten! Den folgenden Tempogegenstoß Noah Beyers vereitelt Martin Tomovski. Seine elfte Parade – die letzte in diesem Spiel. Neun Minuten geht nichts mehr, nach 50 Minuten kommt Gorazd Škof. Noch einmal führen die Eulen: 15:14 durch Hendrik Wagner in der 42. Minute. Er erlebt ein Auf und Ab in diesem Krimi: zwölf Würfe, fünf Tore. Beim Stand von 15:15 bietet sich Pascal Durak die Chance zur Führung, er scheitert vom Punkt an Bliß. Wieder führt der Gast: 15:16, Scholz egalisiert, 16:17, dann gleicht Dominik Mappes aus, Max Neuhaus sorgt per Siebenmeter noch einmal für den Ausgleich – 18:18 nach 48 Minuten. Dann geben die Eulen das Spiel aus der Hand, Tusem führt 20:18, 21:19, 22:19. Die Eulen kommen dank Mappes, der in der Schlussphase nochmals aufspielt, nochmals ran. Eine Minute vor Schluss trifft Scholz zum 24:25. Aber Justin Müller macht das 24:26, Bührers 25:26 kommt zu spät. Noch 16 Sekunden. „Es kam alles zusammen, Azat trifft den Innenpfosten, der Ball springt raus. Škof hält, der Ball geht an den Innenpfosten und ins Tor“, hadert Ben Matschke am Ende auch mit dem fehlenden Spielglück.

Selbstkritische Eulen

„Wir hatten das Spiel nie unter Kontrolle“, gesteht Rechtsaußen Pascal Durak nach der bitteren Niederlage. „Essen wusste mehr, um was es hier ging. Das ist bitter. Sie sind aufgestiegen, wir sind im vierten Jahr in der Bundesliga“, sagt Durak. Nach 49 Sekunden hat Dominik Mappes das 1:0 markiert, danach mit zwei ungewohnten Fehlpässen zum Aufbau der Gäste beigetragen. „Wir sind zu selten aus dem Schatten gekommen, da sehe ich dann mit den Fehlpässen auch schlecht aus“, sagt der enttäuschte Mittelmann, den zwischenzeitlich Pascal Bührer gut ersetzt. Nach der Pause kommt Mappes zurück. „Ich habe reagiert, Pascal hat es dann ja auch gut gemacht. In der zweiten Halbzeit hat es Mappes dann viel besser als zu Anfang gemacht“, betont Ben Matschke. Regisseur Mappes (sechs Würfe, fünf Tore) zeigt sich geknickt nach der Heimschlappe: „Wir sind nicht an unsere 100 Prozent gekommen. Es ist traurig, dass Essen in seinem ersten Bundesligajahr cleverer war als wir in unserem vierten. Wir hatten viele Chancen, aber da hat zu oft die Überzeugung gefehlt. Jeder von uns kann mehr als er heute gezeigt hat.“

Statistik
Eulen Ludwigshafen: Tomovski, Škof (bei einem Siebenmeter 22., ab 50.) - Wagner (5), Mappes (5), Valiullin (2) - Durak (1/1), Remmlinger (1) - Klimek (1) – Dietrich (2), Falk (1), Scholz (3), Bührer (2), Neuhaus (2/1), Meddeb, Haider
Tusem Essen: Bliß – Firnhaber (4), Szczesny (1), Müller (3) – Klingler (4/1), Beyer (2/1) - Zechel (4) – Kluth (4), Rozman, Durmaz (1), Becher (3)

Spielverlauf: 1:0 (1. Minute), 1:3 (5.), 5:4 (13.), 5:6 (15.), 7:7 (21.), 10:10 (29.), 10:11 (Halbzeit), 11:13 (35.), 12:14 (37.), 14:14 (39.), 15:14 (42.), 15:16 (44.), 17:17 (47.), 18:18 (48.), 18:20 (50.), 19:22 (53.), 22:23 (56.), 24:25 (59.), 24:26 (60.), 25:26 (Endstand) - Siebenmeter: 3/2 - 2/2 - Zeitstrafen: 5/7 - Zuschauer: keine - Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg).