Die Eulen Ludwigshafen waren nah dran am Ausgleich, unterlagen Zweitliga-Spitzenreiter 1. VfL Potsdam am Samstagabend vor 1996 Zuschauern am Ende aber doch 37:40 (15:18). „Das war heute ein echter Meilenstein“, sieht VfL-Trainer Bob Hanning seine junge Mannschaft nach dem Sieg „in einem der zwei schwersten Auswärtsspiele“ der Saison auf Bundesliga-Kurs. Potsdam führt die Tabelle mit 45:7 Punkten an, die Eulen bleiben mit 26:26 Zählern auf Platz acht. Johannes Wohlrab, der Eulen-Coach, hält „am großen Ziel, in die Top 6 zu kommen“, fest.
Schwieriger Abend für die Torhüter
Es war ein schwieriges Spiel für die Torhüter. Potsdams Lasse Ludwig kam auf neun Paraden, sechs nach der Pause. Das Torhüter-Duo der Eulen, vor der Pause ohne Parade, kam am Ende zusammengerechnet auf sechs Paraden. Žiga Urbič wehrte in der 34. Minute einen ersten Wurf ab, Absender Max Beneke, der Top-Torjäger der Gäste. Nach 36 Minuten löste Mats Grupe den nach 16 Minuten gekommenen Urbič wieder ab und hatte mit dann fünf Paraden seinen Anteil, dass die Eulen, die zwischenzeitlich auch schon mal mit sechs Treffern Differenz zurück lagen, aufholten.
Eisel erleidet Handbruch
Die Eulen mussten neben Finn Leun, den eine Fraktur im Brustbein noch einige Wochen zum Zuschauen zwingt, auch auf Marc-Robin Eisel verzichten. Der zuletzt als tempomachender Mittelmann überzeugende Eisel hat einen Handbruch erlitten und wird nach eigener Aussage allenfalls in den letzten vier, fünf Saisonspielen wieder aktiv auf der Platte stehen. So tat er am Samstag – ebenso wie Leun – am Cocktail-Stand im Hallen-Foyer Dienst. Der Reinerlös peppt die Mannschaftskasse auf.
Hannings Vertrauen trägt Zinsen
Nur einmal an diesem Abend führten die Eulen: Julius Meyer-Siebert sorgte in der 11. Minute für das 6:5. Aber die Potsdamer Adler zeigten, warum sie kontinuierlich auf Höhenflug sind. Auch ohne Regisseur Moritz Sauter sind die jungen Wilden in Liga 2 das Maß aller Dinge. Der Ex-Ludwigshafener Sergej Gorpishin, freundlich begrüßt, ist als Abwehrspezialist ein Mosaikstein in Hannings Puzzle, in dem Torjäger Max Beneke ein wirklicher Unterschiedsspieler ist. Er traf am Samstag achtmal und führt die Torjägerliste der Zweiten Liga mit nun 223 Treffern vor dem Dessauer Timo Löser (168) an. Die 40 Tore der Potsdamer am Samstag waren fein verteilt, da zeigte Elias Kofler (6), warum er als Regisseur der Zukunft gilt. Da sorgte die Flügelzange Akakpo (4)/Fuhrmann (5) für reichlich Torgefahr. Der schwedische Nationalspieler Valter Chrintz, Leihgabe der Füchse Berlin, traf in seinem zweiten Einsatz nach Kreuzbandriss auch dreimal, Kreisläufer Josip Simic (5) und der Halblinke Maxim Orlov (4) waren ebenfalls gut drauf. Wen wundert’s, dass Bob Hanning da „hundertprozentiges Vertrauen“ in seine Jungs hat.
Tom Bergner ganz stark
„Wir haben eine super zweite Halbzeit gespielt“, konstatierte Tom Bergner, der besonders gefragt war, nachdem Max Haider in der 25. Minute bereits seine zweite Zeitstrafe quittiert hatte. Bergner (5 von 5) hatte eine super Quote und war ein Faktor dafür, dass sich die Eulen nach dem deutlichen Rückstand – 21:27 in der 41. Minute – zurück ins Spiel kämpften und kurz vor Schluss nach dem 35:37 und 36:38 noch auf einen Punkt hoffen durften. „Der Glaube daran war bis zum Schluss, bis zu meiner Zeitstrafe, da“, sagte Bergner, der die Halle so laut noch nicht erlebt hatte und sich zusätzlich beflügelt sah.
Jannek Klein bester Torschütze
„Wir haben einige Freie zu viel liegen gelassen, schließen dann, auch ich, einige Male zu überhastet ab“, sagte Jannek Klein, der mit 11 von 16 der beste Werfer der Partie war, mit seiner Dynamik und Mentalität überzeugend auftrumpfte. Der Linkshänder ist mit 120 Treffern 13. der Torjägerliste der Liga. Auf Platz 4 rangiert mit 149 Toren Mex Raguse, der am Samstag schwer ins Spiel kam, sich nach seinem Fehlstart immens steigerte, 7 von 10 machte, und mit Klein und Bergner zum Gesicht der Aufholjagd wurde. Bemerkenswert die Coolness von Tim Schaller, der alle fünf Siebenmeter verwandelte.
Dank an die tollen Fans
„Das Spiel hat unheimlich viel Spaß gemacht“, sagte Tom Bergner, der nun nächsten Samstag in Hüttenberg mit seinen Kameraden den fünften Auswärtssieg der Saison anpeilt. „Wir können stolz sein, wie können uns als Mannschaft nicht viel vorwerfen“, sagte Julius Meyer-Siebert (3 von 5). „Es war kein sehr gutes Spiel von uns, aber ein ordentliches“, konstatierte der in der Abwehr so wichtige 2,06-Meter-Riese, der den Fans „für die super Klasse-Unterstützung“ dankte.
Ein paar Freie zu viel vergeigt
„Wenn du auswärts 40 Tore werfen musst, um ein Spiel zu gewinnen, dann bleibst du besser in der Zweiten Liga“, erklärte Erfolgstrainer Bob Hanning nach dem nervenaufreibenden Krimi mit einem Schuss Galgenhumor. Andererseits befand Hanning aber auch: „Eine bessere Vorbereitung auf die Erste Liga kann es nicht geben.“ Kollege Wohlrab erfreute sich wohl an einem „Riesen Fight“ seiner Jungs, anerkannte aber auch einen verdienten Sieg des Tabellenführers. Wohlrab: „Es geht immer um Nuancen. Wir lassen ein paar Freie unkonzentriert liegen …“
Toller Empfang für „Freddy“ Stüber
Riesigen Beifall gab’s, als Hallensprecher Sepp Frohnmaier, der Thomas Stüber hervorragend vertrat, kurz vor Schluss einen Heimkehrer begrüßte: Frederic „Freddy“ Stüber, der Noch-Hagener, das Spiel mit seiner Freundin verfolgte, ist ab Sommer wieder im Eulen-Dress unterwegs. Er hat diese Woche – wie berichtet – einen Zwei-Jahres-Vertrag bei den Eulen unterzeichnet, wo er bereits von 2017 bis 2020 spielte. In der Halbzeit war Stüber zudem Interviewgast bei Dyn-Reporter Karsten Knäuper.
1000 Euro für Familie Korkmaz
Beim Spiel zu Gast waren die Fußballer des FC Insheim und des SV Olympia Rheinzabern mit ihrem Gönner Toni Hübner. Vor dem Spiel übergab er mit Philipp Laag, dem Vorsitzenden des FCI, sowie Dirk Schellenberger und Daniel Dilbilir, den 2. und 3. Vorsitzenden des SV Olympia, im Beisein von Eulen-Geschäftsführerin Lisa Heßler einen Spendenscheck in Höhe von 1000 Euro an Sümeyra Korkmaz. Ihre aus Ludwigshafen stammende Familie war 2023 beim katastrophalen Erdbeben in der Türkei schwerst betroffen. Die Spendensumme ist der Überschuss aus der Fan-Schal-Aktion „Pfalz Power“, erklärte Toni Hübner. Die Wappen der zwei Fußballvereine mit dem Logo der Eulen machen den Schal so besonders.
Fotos: Harry Reis