Die Mannschaft macht sich selbst das schönste Weihnachtsgeschenk

20.12.2019 00:51 // kk

Es gab schon viele emotionale und packende Spiele in der Eberthölle, aber dieser Abend sollte für alle etwas ganz Besonderes werden und wer dabei war, wird ihn auch bestimmt nicht so schnell vergessen.

Abstiegskandidat gegen Meisterschaftsfavorit – die Rollen vor dem Spiel waren klar verteilt, aber schon nach wenigen Minuten war davon nichts zu sehen. Eulen-Torwart Gorazd Skof konnte sich direkt mit zwei Paraden auszeichnen, die den Grundstein zur schnellen 3:0-Führung der Eulen bildeten. Der Deutsche Meister aus Flensburg kam erst in der 8. Minute zum ersten Treffer und das bezeichnenderweise durch einen Siebenmeter. Auch wenn die SG bis zur 10. Minute zum 3:3 ausgleichen konnte, ließ sich die Mannschaft von Ben Matschke nicht beirren und hielt sich an die vorgegebene Marschroute des Trainers. In der Abwehr standen die Eulen sicher und in der Offensive wurden die Angriffe geduldig ausgespielt und auch erfolgreich abgeschlossen. Mit drei Treffern in Folge vom starken Alex Falk konnten die Eulen beim 6:3 wieder auf drei Tore wegziehen und gaben diesen Vorsprung bis kurz vor der Halbzeit nicht mehr aus der Hand. Fast wären die Eulen auch mit einer Führung in die Pause gegangen, aber zwei Sekunden vor der Sirene erzielte Jeppsson den 12:12 Ausgleich. Das war wohl die beste erste Halbzeit, die die Eberthalle in der bisherigen Saison gesehen hat, denn egal, was Flensburg auch versuchte, die Eulen hatten immer eine Antwort und ließen sich auch nicht von einer doppelten Unterzahl aus der Ruhe bringen. Einen kleinen Wermutstropfen gab es aber, denn der bis dahin bärenstarke Alex Falk knickte bei einer Aktion unglücklich um, musste das Spielfeld verlassen und konnte auch nach der Pause nicht weiterspielen.

Der zweite Spielabschnitt begann mit einer überragenden Parade von Gäste-Torwart Benjamin Buric, der einen Wurf von Pascal Bührer abwehren konnte. Und sofort war der Meister da und ging schnell mit 12:14 in Führung. Das Spiel schien jetzt zu kippen, aber die Eulen hielten weiter verbissen dagegen, kämpften in der Abwehr um jeden Ball und konnten zum 17:17 ausgleichen (42.). Bis zur 48. Minute lag Flensburg immer mit einem Tor vorne, aber die Eulen ließen sich nicht abschütteln und glichen immer wieder aus und er im 2. Spielabschnitt für Gorazd Skof gekommene Martin Tomovski parierte in dieser Phase einige wichtige Bälle. Als Max Haider in der 50. Minute zum 22:21 traf, war die Sensation in greifbare Nähe gerückt, aber jeder wusste, dass jetzt die letzten zehn Minuten anbrachen, in denen die Eulen in den zurückliegenden Partien, die Spiele noch aus der Hand gegeben haben. Das spürte auch das Publikum, das wie eine Wand hinter der Mannschaft standen und für eine einzigartige Atmosphäre sorgte. Getragen von den eigenen Fans führten die Eulen in der 55. Minute mit 24:22, aber jetzt war das Spiel noch nicht entschieden. Magnus Röd brachte die Gäste in der 58. Minute auf 24:23 heran und die letzten Sekunden waren ein Krimi. Gottfridsson vergab die Chance zum Ausgleich und fast wären die Flensburger noch einmal in Ballbesitz gekommen, aber Johnny Scholz rettete nach einem Fehlpass. Den Schlusspunkt zum 25:23 setzte der groß aufspielende Azat Valiullin mit seinem achten Treffer und die Sensation war tatsächlich perfekt.

Und es war kein glücklicher, sondern ein absolut verdienter Sieg. Auch wenn die Flensburger bestimmt nicht ihren besten Tag erwischten, zeigten die Eulen ihrerseits die wohl beste Saisonleistung. Die letzten Wochen mit vielen unglücklich verlorenen Spielen war für die Mannschaft nicht leicht, aber sie hat weiter an sich geglaubt, gearbeitet und nicht aufgesteckt. Alle haben auf dieses „Schlüsselspiel“ gewartet, in dem der Bock endlich umgestoßen wird. Dass es dann ausgerechnet in der ausverkauften Eberthölle gegen den Deutschen Meister passiert, ist umso schöner.

 

Stimmen zum Spiel:

Ben Matschke:

„Ich bin empathisch genug, um nachzuvollziehen, was diese Niederlage für Flensburg bedeutet und kann mich gut in Maik Machulla reinversetzen. Ich freue mich heute unfassbar für meine Truppe. Viele haben in den letzten Tagen vom Belohnen gesprochen. Wir haben für die Spiele in den letzten Wochen viel Lob bekommen. Mittlerweile ist aus dem Lob aber viel Mitleid geworden und ich habe meiner Mannschaft gesagt, Mitleid nervt mich massiv und das wollen wir nicht. Wenn wir noch mal in so eine Schlussphase kommen, wie in den letzten Spielen, dann werfen wir uns mit einem breiten Grinsen da rein und freuen uns, dass es uns erneut gelungen ist, gut zu spielen und dem Gegner seine Stärken zu nehmen. Ein großes Lob an die Jungs, wie sie das heute mit viel Einsatz gemacht haben. Ein großes Dankeschön an die Halle, die uns phantastisch unterstützt hat. Alle freuen sich jetzt, das sollen sie auch, aber ich freue mich mehr innerlich und mache ab Morgen wieder meinen Job, nämlich die Mannschaft auf das nächste Auswärtsspiel in Wetzlar vorbereiten.“

Freddy Stüber:

„Ich habe eine Eulen-Mannschaft gesehen, die bis auf eine kurze Phase immer in Führung war und diese am Ende auch souverän über die Zeit gebracht hat, was wir so noch nicht gezeigt haben, denn in den letzten Spielen haben wir das immer wieder verhauen. Das haben wir heute viel besser gemacht und aus der Hinrunde, muss man ja jetzt sagen, gelernt. Wenn wir heute vorne einen Fehler gemacht haben, dann haben wir in der Abwehr noch besser gestanden. Auch Martin Tomovski, der für Gorazd Skof ins Tor gekommen ist, hält entscheidende Bälle. Heute dürfen wir uns alle über diesen Sieg freuen.“