Ausrufezeichen im Klassenkampf

21.05.2021 14:00 // hk

Acht Spieltage vor Saisonschluss in der Handball-Bundesliga sind die Eulen Ludwigshafen wieder auf Tuchfühlung zu HBW Balingen-Weilstetten auf Platz 16, dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. Durch den 28:25 (16:12)-Sieg beim TSV Hannover-Burgdorf wurde der Rückstand auf die Balinger auf einen Punkt reduziert. HBW hat 20:40 Punkte, die Eulen haben 19:41 Zähler. Vor Balingen rangiert GWD Minden (23:37). Hinter den Eulen liegen HSG Nordhorn-Lingen (17:45) und Tusem Essen, das am Donnerstag 37:39 gegen TBV Lemgo Lippe unterlag, und jetzt 11:51 Punkte aufweist. Schlusslicht ist HSC 2000 Coburg (8:48). Für den Eulen geht’s am Donnerstag (19 Uhr) in Kassel gegen MT Melsungen weiter. Drei Tage später, am 30. Mai (13.30 Uhr), folgt das Heimspiel gegen Balingen.

Recken-Torjäger lobt Eulen

Mit seinen neun Toren brachte Ivan Martinovic die Recken noch einmal auf Schlagdistanz. Mit einem 6:0-Lauf machten die Hannoveraner mit dem starken Domenico Ebner im Tor, der 13 Paraden hatte, aus einem 14:21 ein 20:21. Da waren noch elf Minuten zu spielen. In der 53. Minute hieß es 22:23, zwei Minuten später 23:24, zwei Minuten vor Erklingen der Schlusssirene 24:25. Dann aber erhöhte der wie aufgedreht auftrumpfende Quirl Pascal Durak und der herausragend spielende Dominik Mappes auf 27:24, den Schlusspunkt zum 28:25 setzte Pascal Bührer mit seinem vierten Treffer. Fair und ehrlich sagte Recken-Torjäger Martinovic, der mit seiner Mannschaft am 3. Juni in Hamburg gegen MT Melsungen um den Einzug in DHB-Pokalfinale kämpfen wird: „Die Eulen haben verdient gewonnen. Sie haben von der ersten Sekunde an gezeigt, um was es eigentlich geht. Ich weiß nicht, wo wir waren, wir haben die ersten 15 Minuten komplett verschlafen.“ Richtig sauer war Trainer Carlos Ortega über dessen Wechsel zum FC Barcelona spekuliert wird. Ortega: „Die ersten 20 Minuten waren eine Katastrophe, eine Schande. Wir müssen uns bei Fans und Sponsoren entschuldigen.“ Dass es nach der Sieben-Tore-Führung noch einmal so eng wurde, konnte die Freude von Eulen-Kapitän Gunnar Dietrich nicht wirklich trüben. „Ich bin super happy“, sagte der Routinier: „Dass wir so ins Spiel reingekommen sind … Warum wir dann auf einmal so wegbrechen? Da machen wir dann auch ein paar technische Fehler zu viel …“

Taktische Meisterleistung

Taktisch vollbrachte Eulen-Coach Ben Matschke eine Meisterleistung. Dass sein Team so aufs Gaspedal drückte, so aufs Tempospiel fixiert war, überraschte Hannover, das ohne Fabian Böhm, den Ex-Friesenheimer Evgeni Pevnov und Alfred Jönsson antreten musste. „Es war hoch emotional“, bekannte Matschke, da seine Mannschaft nach einer Strafe gegen die Bank in den letzten zwei Minuten in Unterzahl spielen musste. Ben Matschke: „Riesenlob an die Mannschaft, dass die Spieler nach dem schweren Spiel gegen Nordhorn so aufstehen, so decken und – was mir heute gefallen hat – auch mit dem Tempospiel überrascht haben, das wir auch so umgesetzt haben, wie wir uns das vorgenommen haben. Ich wollte keinen Abwehr-Angriff-Wechsel haben, sondern von Anfang an wirklich auf Tempo gehen, wollte sie überraschen. Das haben wir gut hingekriegt, kaum gewechselt, wenn dann blockweise, aber nicht Abwehr-Angriff, dann haben wir schön Tempo gemacht.“ Drei freie Tage sollen „nach dem wichtigen Sieg“ helfen, die Akkus wieder aufzuladen, erklärt der Chef-Coach.

Konter-Tore – ein neues Erfolgsrezept

„Wir waren uns um die Chance hier in Hannover bewusst. Wir wussten, dass das ein Ding ist, das wir holen können“, betont Pascal Durak, der einen ganz großen Abend hatte. Acht Tore, vier vom Punkt, auch nach einem vergebenen Siebenmeter den Mut und die Überzeugung behalten, wieder hinzugehen, zeichneten ihn aus. Und dann auch zu treffen! „Wir haben es ab Minute eins richtig gut gemacht“, sagt Durak, der die neue taktische Variante als Erfolgsrezept ausmacht: „Wir sind von Anfang an ins Tempospiel gegangen und haben das unheimlich gut gemacht. Dafür sind wir ja nicht wirklich bekannt, dass wir viele Konter-Tore machen …“ Durak spricht „von einem der anstrengendsten Bundesligaspiele, das ich je hatte, weil beide Mannschafen richtig Tempo gemacht haben.“ „Egal auf der Bank oder auf dem Feld - alle haben unheimlich gekämpft und nach dem Nordhorn-Spiel, das wirklich weh getan hat, das Ziel vor Augen gehabt“, sagt der Mann mit der Nummer 23: „Man merkt schon, dass wir kämpfen und dass wir jedes Spiel, egal gegen wen, gewinnen wollen. Und deshalb haben wir heute auch sehr verdient gewonnen.“

„Eine starke Mannschaftsleistung“

„Ein verdienter Sieg von uns, ein Start-Ziel-Sieg, wir waren nie in Rückstand“, bilanziert Geschäftsführerin Lisa Heßler zufrieden nach dem Auswärtssieg. Vorher haben die Eulen noch nie in Hannover gepunktet, sagt die diesmal hochzufriedene Managerin: „Das war die richtige Reaktion nach der Niederlage gegen Nordhorn. Dass wir zwischendrin zehn Minuten kein Tor machen, aber trotzdem den Kopf oben behalten und das Spiel gewinnen, zeigt den Charakter der Mannschaft. Super, wie sich Pascal Bührer da einbringt! Vorher hat Dominik Mappes, gerade in der ersten Halbzeit, ein starkes Spiel gemacht. Es ist schwierig einen herauszuheben. Es war heute eine starke Mannschaftsleistung!“

Wertvolle Bührer-Tore

Die wichtigen Impulse, die Pascal Bührer ins Spiel brachte, streicht auch Pascal Durak heraus. Der Rechtsaußen nennt die Phase ohne eigenen Treffer „unsere obligatorischen zehn Minuten“, als die Recken bis auf ein Tor herangekommen sind. Durak: „Pascal kommt rein und hat am Ende ganz wichtige Situationen, als er uns immer wieder mit zwei Toren in Führung hält.“

„Riesenlob an die komplette Mannschaft“

Seinen Ruf als Unterschiedsspieler demonstrierte einmal mehr Dominik Mappes, der sein Tor-Konto mit den neun Treffern in der ZAG-Arena auf 80 stellte. Mappes: „Wir sind erstmal super happy, dass wir fast 60 Minuten konstant unsere Leistung gebracht haben. Das ist nicht selbstverständlich in Hannover. Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt – mit Defense, Offensive. Zweite Halbzeit haben wir einen kurzen Hänger gehabt, haben uns nicht aufgegeben, haben weiter gekämpft, an uns geglaubt und auch hoch verdient gewonnen, weil wir das ganze Spiel über geführt haben.“ Die Leistung des Kollektivs strich der Regisseur heraus: „Riesenlob an die komplette Mannschaft. Das war eine Teamleistung. Wir sind stolz und hoffen, dass wir das so fortsetzen können.“