„Wir wissen, wie man wieder aufsteht“

16.05.2021 15:43 // hk

Rückschlag im Klassenkampf: Die Eulen Ludwigshafen unterliegen auf der Bundesliga-Kellertreppe der HSG Nordhorn-Lingen 26:28 (12:15). Nach dem Pausenrückstand löst Gorazd Škof im Tor der Eulen Martin Tomovski ab. Škof hält 120 Sekunden später einen Siebenmeter von Top-Torjäger Robert Weber, aber der Gast, der einen bärenstraken Rückraum auf der Platte weiß, setzt sich nach Jan Remmlingers Anschluss zum 15:16 in der 36. Minute wieder ab. 16:21 nach 46 Minuten, 17:22 nach 48 Minuten, dann wird Dominik Mappes, der sieben Tore macht, zum Gesicht der Aufholjagd: 22:23 nach 54 Minuten. Beim Stand von 22:24 aber scheitert Pascal Durak mit Siebenmeter am überragenden Bart Ravensbergen, der am Ende 13 Paraden hat. Er ist mit Georg Pöhle (8/2) der Vater des Sieges. Pöhle trifft auch vom Punkt, Nordhorn stellt auf 25:22 (57.). Die Vorentscheidung. „Ich bin sehr glücklich und stolz, dass wir hier gewonnen haben. Wir hatten auch ein bisschen Glück. Wir haben zwei Mannschaften gesehen, die einen Mega-Charakter haben“, sagt HSG-Coach Daniel Kubes. Sein Team auf Platz 18 hat jetzt 17:45 Punkte. Die Eulen haben zwei Spiele weniger ausgetragen und sind mit 17:41 Zählern Tabellen-17.. HBW Balingen-Weilstetten auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz hat 20:40 Punkte. Die Eulen haben ihr Nachholspiel beim TSV Hannover-Burgdorf am Donnerstag (19 Uhr).

Tomovski startet

Samstag: Das Abschlusstraining 24 Stunden vor dem Schlüsselspiel läuft so, wie sich das der Trainer vorstellt. „Alle fokussiert“, meldet Ben Matschke. „Gewinnen – egal wie“, lautet die Kampfansage von Spielgestalter Dominik Mappes. Der Trainer überdenkt die Torhüterposition: Wer startet? Martin Tomovski, 18 Paraden in Nürnberg beim Sieg gegen HC Erlangen, 13 Paraden beim Heimerfolg gegen den Bergischen HC, ist gut drauf. Oder doch Gorazd Škof, der Routinier? „Škof kann solche Spiele“, sagt Matschke im Vorfeld. Tomovski startet Der Gast, der das Hinspiel 27:24 (15:7) gewonnen hat, muss ohne Luca de Boer auskommen. Der verletzte Kreisläufer ist eine Größe der HSG-Abwehr. In Dominik Kalafut aber weiß HSG-Coach Daniel Kubes einen routinierten Mann am Kreis. Und mobilisiert Nils Torbrügge als „Bindemittel“ der Abwehr. Der ersetzt de Boer sehr gut mit herausragender Präsenz.

Nordhorn führt zur Pause 15:12

Nach 34 Sekunden bringt Christian Klimek die Eulen in Führung. Ein kurzes, ein einmaliges Vergnügen. Der Gast steht gut in der Abwehr, die Eulen suchen vergeblich Lösungen, haben bis zur Pause drei technische Fehler und in der Abwehr Probleme gegen Georg Pöhle (5) und Philipp Vorlicek (2). Robert Weber nutzt alle drei Siebenmeter, der zum 5:7 in der 15. Minute ist sein 200. Saisontreffer. Die Eulen tun sich schwer im Angriff, zumal auch Top-Torjäger Hendrik Wagner im starken Bart Ravensbergen seinen Meister findet, der auch einen Gegenstoß von Alex Falk vereitelt. Ravensbergen hat fünf Paraden zur Pause, Martin Tomovski drei. Nach 28 Minuten führt Nordhorn mit fünf Toren: 15:10. Pascal Bührer (29.) und Max Haider nach Pass von Falk in der Schlusssekunde der ersten Halbzeit verkürzen: 12:15. Hoffnung keimt.

Gegenstöße verschenkt

„Wir sind natürlich enttäuscht. Wir hätten die Woche gerne vergoldet“, sagt Ben Matschke nach der Heimniederlage: „Die einfachen Fehler, die wir gemacht haben, hat Nordhorn nicht gemacht. Der Sieg ist verdient!“ Matschkes einfache Rechnung: Hätte sein Team die drei Gegenstöße genutzt, zwei Punkte wären hier geblieben. „In der zweiten Halbzeit spielen wir, als hätte es die erste nicht gegeben“, hadert Kreisläufer Christian Klimek am Ende. „Es war ein Spiel, das wir hätten gewinnen müssen“, sagt der Routinier. Aber er vermisst in den entscheidenden Phasen den Zugriff, den Zusammenhalt, die Verzahnung und vor der Pause auch die Paraden. „Kein Vorwurf an ,Tomo‘, der uns die beiden letzten Spiele fast allein gewonnen hat“, sagt Dominik Mappes. Mit sieben Treffern bei neun Versuchen wird der Spielmacher zum Gesicht der Aufholjagd, die nicht gekrönt wird, weil die Eulen drei Tempogenstöße vermasseln, Durak den Siebenmeter in der 56. Minute beim Stand von 22:24 vergibt. Da wären die Eulen nochmal dran gewesen. Škof hat fünf Paraden – großartig wie er in der 54. Minute gegen den freien Mickal abwehrt. Im Gegenzug trifft Mappes – 22:23. Die Wende ist nah, gelingt aber nicht. „Nordhorn hat das sehr clever gespielt, ewig lange Angriffe“, sagt Mappes, der das Stilmittel der Eulen beim Gegner erkennt, der das zum Auswärtssieg nutzt. Mappes setzt bei aller Enttäuschung auch auf die Trotzreaktion: „Wir wissen auch, wie man wieder aufsteht.“

Statistik
Eulen Ludwigshafen: Tomovski (1. - 30., ab 58.), Škof (31. - 58.) - Wagner (5), Mappes (7), Dietrich (2) - Durak (1/1), Scholz - Klimek (2) – Valiullin (1), Haider (2), Klein, Falk (2), Neuhaus, Bührer (3), Remmlinger (1)
HSG Nordhorn-Lingen: Ravensbergen - Vorlicek (4), Terwolbeck (5), Pöhle (8/2) - Weber (4/3), Mickal (4) - Kalafut (2) – Torbrügge, Possehl (1), Stegefelt, Midema, Visser

Spielverlauf: 1:0 (1. Minute), 1:2 (6.), 3:6 (11.), 7:8 (18.), 8:12 (22.), 10:15 (28.), 12:15 (Halbzeit), 13:15 (34.), 15:16 (36.), 16:20 (45.), 17:22 (48.), 22:23 (54.), 22:25 (57.), 24:26 (59.), 26:28 (Ende) - Siebenmeter: 2/1 - 6/5 - Zeitstrafen: 4/5 - Zuschauer: keine - Schiedsrichter: Hartmann/Schneider (Magdeburg/Irxleben).