Nächste Ausfahrt Hannover

17.05.2021 10:00 // hk

„Hätten wir die drei Gegenstöße genutzt, hätten wir mit einem Tor gewonnen …“ Der Konjunktiv bringt keine Punkte. Das weiß der Trainer natürlich. So steht Ben Matschke am Sonntagmittag mit leeren Händen da – die Eulen haben das Bundesliga-Heimspiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen mit 26:28 (12:15) verloren. „Wir sind natürlich enttäuscht“, bekennt der Eulen-Coach, der im Vorfeld so viel investiert hat, um den dritten Sieg in Folge zu landen. So bleibt es bei drei Punkten Rückstand auf HBW Balingen-Weilstetten auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, das ein Spiel mehr als Dietrich und Kollegen ausgetragen hat. Am Donnerstag (19 Uhr) geht’s für die Eulen nach Hannover zum Nachholspiel gegen die Recken.

Zu viele Chancen vergeben

Drei vermasselte Gegenstöße, frei vergebene Chancen, drei Aluminiumtreffer, gerade vor der Pause eine Vielzahl technischer Fehler, drei fatale Fehlpässe als die Wende nochmal greifbar war – in der Summe zu viel, um zu punkten. „Wir haben das Torhüterduell verloren“, weiß der Trainer einen weiteren Grund für die Niederlage zu nennen. „Wir waren in den letzten zwei Spielen von unseren Torhütern verwöhnt“, sagt Matschke. Diesmal aber bekommt Martin Tomovski nur drei Bälle zu fassen, Gorazd Škof fünf – auf der Gegenseite pariert Bart Ravensbergen 13 Würfe. „Wir haben in der ersten Halbzeit viele Systemfehler gemacht, leichte Tore bekommen“, analysiert der Trainer. Der Block, in Nürnberg beim 24:19 gegen Erlangen und beim 28:22 gegen den Bergischen HC fast so undurchdringlich wie eine Felswand, funktioniert diesmal nicht wirklich. So kommt Georg Pöhle (8/2) mit Wucht immer wieder durch, so machen Alexander Terwolbeck (5) und Philipp Vorlicek (4) ihre Tore. Einfache Durchbrüche, moniert der Coach das Abwehrverhalten. „Zwölf Tore in der ersten Halbzeit sind für uns okay. Aber 15 Gegentore? Wir hatten hinten in der Abwehr keinen Zug“, bekennt Dominik Mappes: „Tomo bekommt kaum einen Ball zu greifen. Aber kein Vorwurf, er hat die beiden letzten Spiele fast allein gewonnen …“ Die ungewohnte Abwehrschwäche, vornehmlich vor der Pause, thematisiert auch Christian Klimek. Der Kreisläufer: „Wenn wir nur 12 bekommen hätten oder 13 …“

Mappes macht Mut

In den ersten Minuten nach Spielende herrscht irgendwie kollektive Fassungslosigkeit in der fast leeren Halle. Trauerstimmung, wo am Donnerstag die Humba noch Urständ feierte. Auch Hallensprecher Thomas Repp trägt Trauer und wünscht via Mikro „trotzdem noch einen schönen Sonntag“. „Ich mache keinem Einzelnen einen Vorwurf“, betont Trainer Matschke. Er sieht in der Summe von Fehlern das Endresultat. Die Nerven spielen dann manchem auch einen Streich – beispielsweise Max Neuhaus und Jannek Klein. „Sie sind jung, das ist ein Prozess. Jannek hat gegen den BHC noch hervorragend gespielt“, unterstreicht Matschke. Aber auch ein Routinier wie Azat Valiullin zeigt Nerven. Abstiegskampf. Der Marathon – sechs Spiele in 21 Tagen – ist auch eine mentale Herausforderung. Dominik Mappes, der fünf seiner sieben Tore in der zweiten Halbzeit macht, mag sich bei aller Enttäuschung nicht runterziehen lassen. Zusammenstehen. Aufstehen. Mentale Stärke demonstrieren, fordert der Mann mit der Nummer 25. Und erinnert an die bittere 25:26-Heimschlappe gegen Tusem Essen, daran, wie die Mannschaft danach als Mannschaft zurückgekommen ist. Mappes: „Wir wissen, was wir können! Wir wissen, wie man wieder aufsteht!“ Nächste Ausfahrt: Hannover …