„Wir können ein Zeichen setzen!“

23.12.2022 14:30 // hk

Ein Sieg, zwei Punkte und die Eulen Ludwigshafen gehen zumindest nach Minuspunkten als Tabellenzweiter in die WM-Pause der 2. Handball-Bundesliga: In ihrem letzten Spiel 2022 treffen Max Haider und seine Freunde am Montag, 26. Dezember, dem 2. Weihnachtsfeiertag, auf Schlusslicht Wölfe Würzburg. Um 16 Uhr pfeifen Thomas Kern aus Bellheim und Thorsten Kuschel aus Kandel die Partie an. SportDeutschland.TV überträgt live. Reporter ist Karsten Knäuper, Co-Kommentator der in 16 Zweitliga-Jahren im Eulen-Dress bewährte Thorsten Laubscher.

Die Wölfe als Favoritenschreck …

Die Eulen haben nach dem 30:30 vom Mittwoch gegen die HSG Konstanz als Tabellenfünfter 22:10 Punkte. Davor rangieren vier Mannschaften, die allesamt ein Spiel mehr ausgetragen haben: HBW Balingen-Weilstetten (29:5 Punkte) sowie mit jeweils 23:11 Zählern ThSV Eisenach, Dessau-Roßlauer HV 06 und TuS N-Lübbecke. Die Würzburg Wölfe sind mit 4:30 Punkten Letzter. Gewonnen haben die Wölfe sensationell gegen den Tabellenzweiten Eisenach. Am Sonntag verspielte der Tabellenletzte aber gegen Eintracht Hagen eine zwischenzeitliche Zehn-Tore-Führung (15:5 nach 25 Minuten) und unterlag 31:33 (18:11). „Unbegreiflich. Unverständlich. Unfassbar … “ – drei Worte mit denen Wölfe-Coach Julian Thomann die Heimschlappe zu beschreiben versuchte. Aufgeben aber ist keine Option!

„Sind noch keine Spitzenmannschaft“

Wie das mit verspielten Führungen so ist und sein kann, das mussten am Mittwoch im Nachholspiel gegen Konstanz auch die Eulen leidvoll erfahren. Aus dem 15:10 zur Pause wurde nach dem 28:30 zwei Minuten vor Schluss ein glückliches 30:30. „Weil wir noch keine Spitzenmannschaft sind, weil wir nicht in der Lage sind, das souverän zu Ende zu spielen“, erklärt Trainer Michel Abt und moniert die „fehlende Konstanz“. Er hat seiner Mannschaft am Donnerstag das Videostudium von diesem Spiel erspart, das Training als Bewegungstherapie gesehen. Für Freitag war eine straffe Einheit, „kein Video, nur Handball“, angesagt. An Heiligabend ist frei, am 1. Weihnachtsfeiertag wird trainiert und der kommende Gegner per Video studiert, um dann am 2. Weihnachtsfeiertag die Hausaufgabe gegen Würzburg erfolgreich zu lösen.

Das große Ganze sehen

„Wir sollten uns durch dieses Resultat nicht so sehr runterziehen lassen. Wir haben es bisher immer geschafft, das große Ganze zu sehen“, betont Trainer Abt beim Blick zurück auf Mittwoch. Das große Ganze – das ist die Entwicklung von einem Fast-Absteiger zu einer Mannschaft, die die Spitzenplätze im Visier hat, acht Spiele in Serie gewann, die gut verteidigt und in vielen Spielen die Halle mit Tempo-Handball rockte und mehrere Systeme zu spielen vermag. Wenn sich im letzten Spiel 2022 die Chance biete, auf Platz 2 zu springen, dann ist das für den Trainer ein Beleg dafür, wie gut die Mannschaft bisher gespielt und gearbeitet hat. Abt: „Wir können ein Zeichen setzen, wenn wir auf Platz 2 überwintern!“

Der Qualitäts-Kader

Michel Abt, der Perfektionist, wird das letzte Spiel mit Co-Trainer Andrej Kogut aufarbeiten, sich das Video vom 30:30 gegen Konstanz zu Gemüte führen. Kogut hatte schon im Vorfeld gesagt, die beiden letzten Spiele in diesem Jahr nach einer insgesamt bisher sehr erfolgreichen Hinrunde, würden im Kopf entschieden. „Ich glaube die Jungs sind nicht körperlich müde, sondern im Kopf“, vermutet der Cheftrainer. Er hinterfragt natürlich – wie immer - auch sich und seine Entscheidungen. Beispielsweise: Hätte ich Julius Meyer-Siebert früher einmal runternehmen müssen? Hätte ich Jannek Klein mal eine Pause verordnen sollen? Die Qualität in der Breite des Kaders streicht der Trainer heraus – und sieht da auch Härtefälle. Warum aber was ändern, wenn es gerade so gut läuft, beantwortete der Trainer in den letzten Wochen entsprechende Fragen. Nach dem Konstanz-Spiel lobte Abt einen, der zuvor, auch durch Verletzungen und Krankheit zurückgeworfen, wenig gespielt hatte: „Auch ein Max Neuhaus kann Handball spielen!“

Schlüsselspieler Trost

Gut Handball spielen kann auch Sebastian Trost, der in den beiden letzten Spielen wegen einer Fußverletzung pausieren musste. Michel Abt hofft, dass der 24-Jährige gegen Würzburg wieder mitmischen kann. „Sebi“, aus der zweiten Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen gekommen, ist ein Schlüssel für erfolgreichen Handball der Eulen. „Er ist clever. Er weiß, was er tun muss. Seine große Stärke ist, dass er einen klaren Kopf hat und gute Entscheidungen trifft“, lobt Abt.

Noch einmal alles raushauen

„Das Beste, das Spiel gegen Konstanz vergessen zu machen, ist ein Sieg gegen Würzburg. Wenn man die letzten Minuten vom Mittwoch sieht, muss man sagen, dass wir einen Punkt gewonnen haben. Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, urteilt Max Haider. Der Kapitän spielt eine hervorragende Saison, ist die personifizierte Zentralverriegelung im Abwehrverbund und ein erfolgreicher Torschütze. Stark die Quote des Kreisläufers: Aus 64 Würfen machte der 27-Jährige 59 Tore. Damit ist Haider nach Jannek Klein (69) und Alexander Falk (63) der bislang beste Torschütze der Eulen. „Ich freue mich dann auch auf die Pause“, sagt Max Haider mit Vorfreude auf die Tage bei seiner Familie in München. Erst einmal aber gilt es nochmal alles rauszuhauen. „Wenn wir das Spiel gewinnen, dann ist alles super“, sagt der Kapitän.

Sepp Stabel lobt die Erst-Liga-Stimmung

Begeistert von der Atmosphäre in der Ebert-Halle zeigte sich am Mittwoch Sepp Stabel, der zwischen 1967 und 1980 74 Bundesligaspiele im Tor des 1. FC Kaiserslautern bestritten hat. Erstmals seit dem Abstieg der Eulen aus der Bundesliga war Stabel mit seiner Frau Annegret wieder in der Halle. Der heute 74-Jährige dient „seinem“ FCK noch heute im Ehrenrat, hat aber große Sympathie für die Eulen. „Es bleibt das Geheimnis der Mannschaft, was in der zweiten Halbzeit passiert ist. In der ersten Halbzeit hatte ich nie das Gefühl, dass das Spiel eventuell noch kippen könnte“, analysierte der frühere Bundesliga-Torwart und Trainer. Sepp Stabel aber bleibt Optimist in Sachen Eulen: „Am 26.12. kann der zweite Platz angestrebt werden! Tolle Erst-Liga-Stimmung!“

Hier der Link zum Video-Interview mit Enes Keskic. Der Linksaußen setzt auf einen erfolgreichen Jahresabschluss.

Fotos: Harry Reis

Foto Sepp Stabel: Ralf Moray