Wir brauchen Punkte!

02.04.2021 10:00 // hk

Es ist ein Vier-Punkte-Spiel – ein Spiel zwischer zweier Tabellennachbarn: Die Eulen Ludwigshafen haben nach 22 Spielen 9:35 Punkte und 517:600 Tore und sind Tabellenvorletzter im 20-er Feld. Schlusslicht HSC 2000 Coburg, am Samstag (20.30 Uhr) zu Gast in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle, hat ein Spiel mehr ausgetragen und 8:38 Punkte bei 580:708 Toren. Tabellenachtzehnter ist Tusem Essen, das am Donnerstag 29:20 gegen GWD Minden gewonnen hat und nun 11:35 Punkte bei 600:667 Toren hat. Rang 17 belegt die HSG Nordhorn-Lingen, die nach der 24:35 Niederlage am Donnerstagabend in Balingen 12:34 Punkte (580:679 Tore) aufweist. Den ersten Nicht-Abstiegsplatz hat die HBW Balingen-Weilstetten mit 15:31 Punkten bei 607:652 Toren inne. Das Spiel am morgigen Samstag leiten Colin Hartmann aus Magdeburg und Stefan Schneider aus Irxleben. Sky überträgt live. Reporter ist Markus Götz. Das Hinspiel endete 23:23.

Erfolgstrainer Gorr unterstützt Nachfolger Mraz

In Coburg ist viel passiert in diesen Tagen: Jan Gorr, sieben Jahre Cheftrainer, der Mann, der den Klub 2020 als Coach zurück in die Bundesliga führte, dann Geschäftsführer wurde, ist wieder im Trainerteam engagiert. Nach dem 22:43 Desaster am 7. März beim SC Magdeburg und der 21:30-Schlappe am 21.März bei GWD Minden suchten die Macher in Coburg eine Lösung, um eine Trendwende zu schaffen. Sie wollten alles, nur keine Ablösung von Gorrs Trainer-Nachfolger Alois Mraz. Der wird nun von seinem Vorgänger Jan Gorr unterstützt. Die Maßnahme zeigte Wirkung: Letzten Sonntag gab’s nach einem 13:17-Rückstand zur Pause noch ein 30:30 gegen die HSG Wetzlar.

Routinierter Aufsteiger

„Wir haben noch 16 Spiele – das gegen Coburg ist richtungsweisend. Zwei Drittel der Saison sind rum, wir hatten jetzt viele enge Spiele. Wir brauchen die Punkte“, sagt Eulen-Trainer Ben Matschke. Er weiß, dass das Etikett „Neuling“ auf die Coburger so nicht zutrifft. Das ist eine Mannschaft, gespickt mit Routiniers, die wissen, wie „Handball geht“. „Das ist eine sehr erfahrene Truppe, sehr professionell“, weiß Matschke. Kreisläufer Stepan Zeman (23) ist so einer – jung und gut. Er geht zur neuen Saison zum VfL Gummersbach. Da ist zum Beispiel aber auch Drsako Nenadic, zu Saisonbeginn von BM Granollers aus Spanien gekommen. Der 31-Jährige spielte in der Bundesliga schon in Flensburg, bei den Füchsen in Berlin und beim HSV Hamburg in der Ära Michael Biegler. Der Iraner Poya Norouzi Nezhad (26) stand schon beim Bergischen HSC, beim VfL Gummersbach und bei Frisch Auf Göppingen unter Vertrag. Unter anderem beim VfL Gummersbach und beim HC Erlangen waren die Wurfkünste von Andreas Schröder (29) gefragt, ehe er 2019 in Coburg anheuerte. Seit bald vier Jahren ist der Schwede Tobias Varvne (34) im Klub – ein Mann, der weiß, wo das Tor steht. Zur Qualität des Rückraums tragen neben den Genannten auch Pontus Zetterman (27), ein Landsmann Varvnes, und Dino Mustafic (19), Neuzugang aus dem Magdeburger Talentschuppen, bei. Der „Leader“, der Anführer, die personifizierte Siegermentalität ist Florian Billek. Der 32 Jahre alte Rechtsaußen kam im Sommer 2014 aus Balingen. Mit bisher 123 Toren, davon 29 Siebenmeter, steht Billek in der aktuellen Bundesliga-Torschützenliste weit oben.

Lob für Leistungssteigerung

„Man sieht, wie eng es in der Liga zugeht. Jede Mannschaft ist in der Lage, zu punkten. Fakt ist: Wir sind Vorletzter! Wir haben Heimspiel und spielen gegen einen Aufsteiger. Wir wollen und wir müssen gewinnen, um in Schlagdistanz zu einem Nicht-Abstiegsplatz zu bleiben“, sagt Philipp Grimm, der Teammanager der Eulen. Er sieht die Mannschaft nach einer taktischen Umstellung leistungsmäßig in der Rückrunde auf einem guten Weg. „Das trägt leider punktemäßig noch keine Früchte“, bedauert Grimm, der eine positive Entwicklung des Teams ausmacht.

Wissen, um was es geht

Was auf dem Spiel steht, hat die Mannschaft verinnerlicht, betont Linksaußen Jonathan Scholz: „Da kann man nicht groß drum rum reden. Es ist ein ganz wichtiges Spiel, das wir gewinnen müssen.“ Im Vergleich zu den Auftritten vor der Länderspielpause sieht der 29-Jährige das Team „deutlich stabilisiert“: „Davor hatten wir ja einige Niederlagen mit zehn Toren Differenz. Jetzt hatten wir immer die Chance, zu punkten. Es wird Zeit!“ Für sich selbst spricht „Johnny“ Scholz von einer „komischen Saison“. Er wurde vom Trainer zum Vize-Kapitän ernannt, fiel aber zweimal mit einem Muskelfaserriss in der Wade aus. Nach dem Comeback waren seine Spielanteile manches Mal nicht eben üppig. „Man muss sagen, Jan Remmlinger macht seine Sache auch gut“, anerkennt Scholz die Leistungen des Kollegen, der als Notlösung auf links einsprang und sich mit guten Leistungen etablierte. Wird die Deckung auf 5:1 umgestellt, dann schlägt meist die Stunde für Scholz, den Mann mit der Nummer 11. So auch letzten Sonntag gegen Melsungen. Er weiß: Zeit, dass sich was dreht! Richtig zufrieden ist der Ingenieur mit seiner Arbeitsstelle in der BASF, die Teilzeitregelung erlaubt ihm weiter professionell Handball zu spielen. „Ich bin jetzt fast eineinhalb Jahre dort. Besser geht es nicht! Um meine Zukunft muss ich mir keine Sorgen machen“, sagt Scholz.