Trauer um Günter Stürm

24.09.2020 16:00 // hk

Bescheiden, freundlich, gut gestimmt, die Zuverlässigkeit in Person: Günter Stürm war 37 Jahre Betreuer der ersten Handball-Mannschaft der TSG Friesenheim, dem Stammverein der Eulen Ludwigshafen. Er ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Am Samstag (16 Uhr) vor dem Anpfiff des Testspiels gegen Zweitligist SG BBM Bietigheim wird zu Ehren von Günter Stürm in der Friedrich-Ebert-Halle eine Gedenkminute stattfinden. Der Verein verneigt sich vor einer großartigen Persönlichkeit und einem beeindruckenden Menschen.

„Ich hab‘ sie alle gern“

Günter Stürm, gelernter Stahlbauschlosser, spielte bei Phönix Ludwigshafen Fußball und kam durch seinen Sohn Rico zur TSG und zum Handball. Stürm erlebte den Höhenflug der Eulen mit – von der Bezirksliga bis in die Bundesliga. Nach seiner Pensionierung 1993 ging er so richtig in seinem Hobby auf. „Ich bin praktisch jeden Tag in der Halle, wenn Training ist auch zweimal am Tag“, schilderte Stürm kurz vor Weihnachten 2013 seinen Tagesablauf in einem Interview. Auch beim Training an Heilig Abend oder am ersten Weihnachtsfeiertag sorgte er für Klarschiff in der Kabine. Auch an seinem 80. Geburtstag war er im Dienst und in der Halle. Günter Stürm – das personifizierte Pflichtbewusstsein. Lange Zeit war er Wischer und Betreuer, nach einer Regeländerung durfte derjenige, der auf der Bank saß, nicht mehr zum Wischen aufs Parkett. „Ich bin Mädchen für alles“, sagte Günter Stürm strahlend, der sich um alles kümmerte, was die Spieler beim Training, bei den Spielen oder den Auswärtsfahrten brauchten. Stürm war kein Weg zu weit, Stürm las Trainern und Spielern die Wünsche von den Lippen ab.

 „Durch die Arbeit mit den Jungen bleib’ ich jung“, sagte der Betreuer einmal. Die Arbeit tat ihm gut. 2009 musste er wegen eines Bandscheibenvorfalls mal pausieren, zehn Tage nach einem leichten Herzinfarkt war der unermüdliche Schaffer wieder am Ball. Lachend und gut erholt erzählte er: „Ich wohne ja gleich neben dem Klinikum, da konnte ich tagsüber die Reha machen.“ Die Aufstiege in die Bundesliga 2010 und 2014 hat Stürm noch als Betreuer erlebt, er hat die Spiele in den großen Hallen mit 8000, 9000 Zuschauern geliebt und genossen. Mit all den Trainern, ob Franz Hutter, Winfried Job oder Thomas König kam Günter gut klar. Einen Lieblingsspieler hatte er nie. „Ich hab‘ sie alle gern“, pflegte Stürm zu sagen.

„Günter ins Herz geschlossen“

Gunnar Dietrich, der aktuelle Kapitän der Eulen, gehörte – wie Philipp Grimm – zu den Spielern, die Stürm immer wieder überredeten weiterzumachen, wenn der mit einem Platz auf der Rentnerbank liebäugelte. „Günter gehörte einfach zur TSG, er hat das ja unglaublich lange gemacht. Er war ein besonderer Mensch, immer freundlich, immer für uns da“, würdigt Gunnar Dietrich den geschätzten Betreuer: „Günter hatte Mannschaft und Verein im Herzen getragen. All seine Mannschaften hatten ihn ins Herz geschlossen. Auch nach seinem Abschied 2015 hat er gefühlt kein Heimspiel verpasst. Es war schön, ihn dann in den Gängen zu sehen und sich mit ihm auszutauschen. Das wird es nie mehr geben. Und das stimmt mich traurig.“ Die Nachricht vom Tod Stürms hat auch Philipp Grimm traurig gemacht. „Über all die Jahre ist er vom Betreuer zum Freund geworden – trotz des Altersunterschieds. Wir haben uns oft unterhalten“, sagt der ehemalige Linksaußen. „Günter hat einen gewissen Respekt erwartet. Wer ihm den entgegenbrachte, hat sich super gut mit ihm verstanden“, würdigt der Ex-Kapitän „die gute Seele“. „Wir waren ja quasi Nachbarn. Bei den Heimspielen habe ich ja auch nach seinem Abschied immer gerne mit ihm gesprochen. Leider ist der Kontakt dann durch Corona nicht mehr so da gewesen“, bedauert Grimm. Er erinnert sich mit einem Schmunzeln an ein vertrautes Bild an der Trainingshalle.  „Dort stand der Günter meist, wenn ich zum Training kam neben seinem Fahrrad und hat geraucht. Da gab’s gleich mal einen ersten, lockeren Spruch. Nach seinem leichten Infarkt hat er das Rauchen ja dann aufgegeben.“