Rückenwind durch Amra

02.02.2022 10:00 // hk

Nichts ist unmöglich in dieser ausgeglichenen, in dieser leistungsdichten, in dieser verrückten Zweiten Handball-Bundesliga. So sieht das auch Enes Keskic, der Linksaußen der Eulen Ludwigshafen, die am Sonntag (16 Uhr) in der Friedrich-Ebert-Halle gegen Bayer Dormagen in die Rückrunde starten. Dabei ist das Hinspiel in Dormagen noch gar nicht ausgetragen, eins von drei Nachholspielen, die die Eulen noch vor der Brust haben. Enes Keskic: „Wir haben noch 22 Spiele, da kann so viel passieren …!“

Daniel Wernig Co-Kommentator

Dormagen hat erst 17 Spiele ausgetragen und ist augenblicklich mit 9:26 Punkten Vorletzter. Die Eulen haben erst 16 mal gespielt und belegen mit 19:13 Punkten Rang acht. Schiedsrichter der Partie am Sonntag sind Marvin Cesnik und Jonas Konrad aus Gummersbach. Sport Deutschland.TV überträgt am Sonntag live ab 15.45. Daniel Wernig, 2020 für drei Monate Eulen-Nothelfer auf Rechtsaußen, und dem Verein seither eng verbunden, wird als Co-Kommentator dabei sein. Das freut Reporter Karsten Knäuper sehr, der Wernig „als feinen Menschen und besonderen Typen sehr schätzt“.

Reicher Schatz an Erfahrungen

Enes Keskic hat bei der Handball-EM für Bosnien-Herzegowina gespielt. Erwartungsgemäß waren die Bosnier in der EM-Gruppe E ohne Chance. „Ich habe in allen drei Spielen auf höchstem Niveau gespielt, auf einem Niveau, dem ich als Spieler vorher noch nie begegnet bin“, sagt der gebürtige Berliner. „Spanien und Schweden, zwei unserer Gruppengegner, haben dann ja auch das Finale gespielt“, unterstreicht „Eno“ seine These. Keskic bilanziert die Tage von Bratislava so: „Ich konnte viele Erfahrungen sammeln. Ich hab‘ den Ehrgeiz, dieses hohe Niveau auch selbst zu erreichen, selbst immer besser werden zu wollen.“

Schwere WM-Qualifikation

In dem verjüngten bosnischen Nationalteam hofft Keskic, der dort die Nummer 30 trägt, einen Stammplatz zu finden. „Ich möchte die Nummer eins auf meiner Position werden“, klassifiziert der 22-Jährige. In der WM-Qualifikation geht es für sein Land Ende März zunächst gegen Griechenland. Wenn Buric und Co. diese Hürde nehmen sollten, wartet ein ganz schwerer Gegner: Montenegro. „Die haben grade eine starke EM gespielt“, weiß Keskic.

Mit Leidenschaft spielen

Die Rückrunde samt der drei Nachholpartien am 9. Februar (19 Uhr) gegen ASV Hamm-Westfalen, am 9. März (19 Uhr) in Bietigheim und am 27. April (19 Uhr) in Dormagen - geht „Eno“ mit großem Ehrgeiz an. Vor Bayer Dormagen bekundet die Nummer 11 der Eulen ungeachtet der Tabellensituation Respekt: „Dormagen hatte letzte Saison eine Mannschaft, die eine sehr gute Runde gespielt hat, Siebter wurde. Sie haben einen guten Kader, hatten viele Verletze, die jetzt aber alle fit sind.“ Die Leistungen der Eulen beim 27:28 verlorenen Test letzten Samstag bei den Rhein-Neckar Löwen betrachtet auch der Linksaußen als Mut machend: „Es ist, wie es der Trainer gesagt hat: Mit der Leidenschaft und der Einstellung, die wir gegen die Löwen gezeigt haben, können wir erfolgreich sein.“

Besondere Rückenstärkung

1000 Zuschauer können nach der augenblicklich geltenden Landesverordnung am Sonntag beim Heimspiel der Eulen nach der 2 G-Plus-Regel dabei sein, die Fans mit Booster-Impfung Zugang ohne tagesaktuellen Negativtest erlaubt. Auf einen „Fan“ freut sich Enes Keskic ganz besonders: Amra, seine Frau. Sie ist, wie Enes, in Berlin geboren, und hat ebenfalls bosnische Wurzeln. Nach dem EM-Aus haben die beiden in Berlin geheiratet. „Das war länger geplant. Als nach zwei Niederlagen bei der EM sicher war, dass wir ausscheiden und ich früher zurück bin, haben wir uns entschlossen … Es war eine muslimische Hochzeit, die standesamtliche Trauung wird folgen“, schildert der Jung-Ehemann. So ist Amra zu „Eno“ in die Pfalz umgezogen. Im Sommer übernimmt das junge Paar die Wohnung von Hendrik Wagner, wenn der Mannschaftskamerad nach Wetzlar umzieht. Den Möbelkauf haben Amra und Enes schon mal gestartet, am 1. Februar hat Keskics bessere Hälfte ihre neue Arbeitsstelle im Steuerbüro Klinger & Kollegen, einem Partner der Eulen aus Sandhausen mit einer Niederlassung in Mannheim, angetreten. „Ein schönes Gefühl nach dem Training nicht in eine leere Wohnung zu kommen. Schön zu wissen, dass da jemand auf mich wartet“, sagt der 22-Jährige. Und auch nicht selten mit einem schönen Abendessen überrascht. Am Sonntag wird seine Amra auf der Tribüne sitzen und ihm die Daumen drücken. „Es freut mich extrem, dass sie da sein wird“, betont „Eno“. Rückenwind durch Amra …