Pokal-Krimi verloren

06.10.2021 10:00 // hk

Die großartige zweite Halbzeit der Eulen Ludwigshafen bleibt unbelohnt: Der Zweitligist unterliegt Bundesligist GWD Minden am Dienstagabend 23:24 (9:12) und scheidet aus dem DHB-Pokal aus. Die Verlängerung ist nach Jannik Hofmanns sechstem Treffer zum 21:22-Anschluss möglich, doch der überragende Linksaußen scheitert 35 Sekunden vor Schluss vom Siebenmeterpunkt am alle überragenden Carsten Lichtlein. Die Nummer 1 kommt auf 16 Paraden!

Zwei starke Torhüter – 9:12 zur Pause

Ein Fragezeichen bei den Eulen ist schon vor dem Warmmachen ausradiert: Alex Falk, am Samstag in Aue am Rücken lädiert, kann starten. Sein „normales“ Rechtsaußen-Pendant Pascal Durak ist beim Aufwärmprogramm dabei, aber noch nicht bereit fürs Comeback. „Ich brauche noch Zeit“, verrät Durak. Die Hoffnung keimt, dass er am 22. Oktober im nächsten Heimspiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen wieder auf der Platte sein kann. Den Torreigen eröffnet Mindens Rechtsaußen Tomas Urban. Bis zur 12. Minute sind die Eulen gleichwertig, dann setzt sich der Bundesligist ab: 4:8, 5:10, 6:11, zur Pause 9:12. Stark beim Gast: Mo Darmoul. Torhüter Žiga Urbič hält die zunächst abschlussschwachen Eulen im Spiel. Mit sieben Paraden steht er Ex-Nationaltorhüter Lichtlein (8) kaum nach. Der hat bei Pfostentreffern von Hendrik Wagner und Enes Keskic auch noch Glück, pariert aber auch einen Siebenmeter Wagners. Der Nationalspieler in spe bleibt bei seinen vier Versuchen erfolglos. Auf Stefan Salger, der das 1:1 markiert, stellt sich die starke 6:0-Abwehr der Gäste schnell und perfekt ein, blockt in der 5. und in der 6. Minute Würfe Salgers, der in der 9. Minute auch noch eine Zeitstrafe quittiert. „Es gab da auch einige, ich will mal sagen, unglückliche Schiedsrichterentscheidungen“, sagt Gunnar Dietrich am Ende, der in der 19. Minute eine nicht nachvollziehbare Zeitstrafe aufgebrummt bekommt.

Der siebte Feldspieler funktioniert

„Ich bin nicht unzufrieden mit dem, was wir geleistet haben“, sagt Eulen-Coach Ceven Klatt nach dem Pokal-Aus. Er möchte aber keinesfalls Zufriedenheit verbreiten, macht er seinem Team deutlich. Klatt: „Es ist sicher eine Partie, auf die man aufbauen kann, aus der man Erkenntnisse ziehen kann.“ Wie die Variante mit dem siebten Feldspieler zum Beispiel: Nach Jan Remmlingers 15:19 in der 46. Minute hat Coach Klatt den siebten Feldspieler mobilisiert. Unterstützt vom umtriebigen Pascal Bührer dreht Remmlinger auf, Hofmann ist „on fire“. Fast hat es gereicht. Von einem „glücklichen, aber auch verdienten Sieg“, spricht GWD-Coach Frank Carstens. Den Erfolg gesichert hat Alt-Meister Lichtlein. Sensationell seine Doppel-Parade in Minute 36 gegen Max Haider und Enes Keskic. Der 40-Jährige hält spektakulär das 15:11 fest. GWD setzt sich ab, führt nach 42 Minuten 18:12, nach 45 Minuten 19:14. „Uns fehlen einige klare Chancen, die wir liegen lassen“, moniert Klatt. Gut im Tor: Žiga Urbič. In der 46. Minute geht er nach der elften Parade im Angriff raus, der siebte Feldspieler kommt – Remmlinger verkürzt: 16:19. Bitter für GWD: Top-Torjäger Darmoul wird nach 47 Minuten verletzt in die Klinik gebracht. Die Eulen sagen: Gute Besserung!!! Mit einem 4:0-Lauf sind die Gastgeber bis zur 49. Minute auf 17:19 ran. Nach Jannik Hofmanns fünftem Treffer und Pascal Bührers Tor heißt es 19:21. Noch 8.30 Minuten. 20:22 – noch 6.30 Minuten. Dann aber landet Hofmanns Heber knapp neben dem Ziel. Aber der fintenreiche Linksaußen lässt sich nicht entmutigen: 21:22 (57.). Dann Hochspannung im Pokal-Krimi: Stürmerfoul? Nein, sagen die Schiris. Und entscheiden auf Siebenmeter: Tomas Urban trifft vom Punkt zum 21:23 – noch dreieinhalb Minuten. Ein Pfiff gibt nochmals Hoffnung: Hofmann übernimmt die Verantwortung, nimmt den Siebenmeter, den Lichtlein pariert. 30 Sekunden vor Schluss verkürzt Christian Klimek – 22:23. Postwendend: 22:24. Alex Falks Anschlusstor ist nur noch Trost und Kosmetik: 23:24. Positiv Die Gegentor-Flut ist gebrochen, das stimmt Kapitän Dietrich zuversichtlich für die kommenden Zweitliga-Aufgaben. Wichtig ist dem Coach, dass die Mannschaft verinnerlicht, „dass es in der Abwehr nur so geht. Das muss einfach unser Standard sein.“ Das sei in Aue und Dessau nicht der Fall gewesen, und so Punkte liegen gelassen worden. Klatt: „Ich sehe uns in der Pflicht, in den nächsten Spielen Ergebnisse zu liefern!“

Gedenkminute für Markus Wahl

Sehr würdevoll die Gedenkminute für Eulen-Edel-Fan und Dauerbegleiter Markus Wahl. Er ist im Alter von nur 53 Jahren gestorben. Mit seiner Familie trauert die Eulen-Familie – auch in Erinnerung an einen Motor, der einst mit der Jagdfieber-Kampagne half, positive Schlagzeilen zu schreiben, die Ebert-Halle zu einer Erlebnishalle zu machen. Es ist eine besondere, eine emotionale Gedenkminute – eine Minute dankbarer Applaus. Würdevoll!

Statistik
Eulen Ludwigshafen: Urbič (53. Ašanin) - Salger (1), Remmlinger (5), Wagner - Falk (2), Hofmann (6) - Klimek (3) – Dietrich, Klein (2), Haider (1), Bührer (2), Keskic (1), Meddeb
GWD Minden: Lichtlein – Jukic (6), Pieczkowski (3), Darmoul (6) - Urban (3/2), Korte - Meister (2) – Janke, Staar, Kranzmann (2), Thiele, Schluroff (2)

Spielverlauf: 0:1 (2. Minute), 2:2 (8.), 4:4 (12.), 4:8 (17.), 5:10 (24.), 9:12 (Halbzeit), 10:13 (33.), 11:16 (37.), 11:17 (39.), 13:19 (43.), 17:19 (49.), 18:20 (51.), 21:22 (57.), 21:23 (58.), 23:24 (Ende) - Siebenmeter: 2/0 - 2/2 - Zeitstrafen: 3/3 - Zuschauer: 743 - Schiedsrichter: Suresh Thiyagarajah (Köln) und Ramesh Thiyagarajah (München).