„Ich bin daheim“

24.08.2020 10:30 // hk

Die Jugendliebe hat ihn wieder: Kreisläufer Christian Klimek (30), der schon von 2008 bis 2014 das Trikot der TSG Friesenheim trug, spielt mindestens in den nächsten beiden Jahren für Handball-Bundesligist Eulen Ludwigshafen. Der 2,02 Meter große Hoffnungsträger ist weiter mit der Nummer 69 aktiv.

 

Krönung verpasst
Nach zwei Jahren bei TuS N-Lübbecke war er vier Jahre für TBV Lemgo-Lippe am Start. Mit dem TBV qualifizierte sich Klimek für das Final Four in Hamburg, das im Mai wegen der Pandemie abgesagt und ins neue Jahr vertagt wurde. Für Klimek wäre das Final Four der Höhepunkt der Karriere gewesen, mit einem Coup beim Pokalfinale in Hamburg hätte er seine Laufbahn krönen können. Lemgo hatte eine unglaubliche Siegesserie hingelegt, das Ticket fürs Final Four ausgerechnet in Ludwigshafen gegen die Eulen gelöst. Mit einem ganz starken Klimek, der zu dem Zeitpunkt schon als künftiger Eulen-Profi im Wort stand. „Dass ich das Finale nicht spielen kann, werde ich nie abschütteln können. Das zu verarbeiten, ist nicht einfach. Vielleicht hätten wir die Sensation ja geschafft …“, sinniert Klimek. Mit 24 hatte er Ludwigshafen verlassen. Der gelernte Personal-Dienstleistungskaufmann wurde erstmals Vollprofi. „In Lübbecke musste ich mich reinkämpfen. Ich war der Neuling, das war ein anderes, ein hartes Brot“, sagt der Kreisläufer. Er setzte sich durch, im zweiten Jahr aber stieg er mit TuS N-Lübbecke aus der Bundesliga ab. „Bitter, aber es macht einen auch reif. Die Fans, die Presse - man lernt, mit dem Druck zu leben. Das bringt dich extrem weiter,“ wertet der Handball-Profi diese Zeit heute als bestandene Reifeprüfung. Dann kam Lemgo. „Das ist ein nächster Schritt. Dort bist du der Vollprofi in einem Traditionsverein – da zählt nichts anderes als Handball!“

Die Heimkehr
Jetzt die Heimkehr mit Frau und Kind in seine Geburtsstadt. „Ich bin wieder zu Hause“, schwärmt Klimek, der die Rückkehr selbst inszenierte und die Eulen Ende letzten Jahres mit seinem Anruf überraschte. „Ich war so frech …“, verriet Klimek, dass er sich selbst angeboten hatte. „Wenn ein Spieler von der Qualität Christians auf dem Markt ist, muss man über ihn nachdenken“, erinnert sich Ben Matschke an die ersten Gedanken nach Klimeks Anruf. „Normal ist es anders. Normal fragen wir an…“, bestätigt Geschäftsführerin Heßler die außergewöhnliche Situation. So war’s denn auch bei der Vertragsunterschrift. Lisa Heßler: „Als Christian unterschrieb sagte er – ich hab‘ jetzt Gänsehaut.“
Begeistert ist der Heimkehrer, der „positiven Druck“ verspürt, von seinem Trainer. Mit ihm spielte er einst in einer Mannschaft. Matschke sieht in Klimek einen Top-Zugang, der große Abwehrqualität besitzt, aber auch Tore wirft, voran geht. Klimek – die natürliche Autorität, Führungskraft dank seines Charakters, seiner Ausstrahlung. „Er muss einfach so sein, wie er ist“, formuliert der Trainer.

Lob für den Fitness-Guru

Klimek fühlt sich gut, er fühlt sich fit. Das Zusammenwirken mit Kreisläufer-Kollege Max Haider, den er als „Fitness-Guru“ schätzt, gefällt dem Neuzugang. „Ich bin ja auch noch nicht fertig“, sieht Klimek auch mit 30 noch Möglichkeiten, sich zu verbessern. Die Eulen-Abwehr – „das ist ein Markenzeichen. Man weiß als Gegner, es wird einem nichts geschenkt. Das ist ein großer Faktor. Und mit Škof steht ein sehr guter Torhüter dahinter. Gut, dass er geblieben ist“.

Der „blonde Krieger“

In der Melm im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim ist Christian Klimek mit seiner Familie jetzt daheim. Schön, ruhig, erholsam. Der nahe Willersinnweiher lädt zu Joggingrunden ein. Mit seiner Kelly ist Klimek seit zwei Jahren verheiratet, seit elf Jahren sind sie ein Paar. Das Familienglück macht Finley Lewis perfekt, der am Donnerstag Geburtstag hat. „Er wird ein Jahr“, verrät der stolze Papa. „Finley bedeutet ja ,blonder Krieger‘, manche sagen ja auch ich sei ein Krieger“, sagt Klimek lachend. Er will angreifen, zupacken, mit den Eulen erstklassig bleiben und in absehbarer Zeit auch wieder ins „normale“ Berufsleben einsteigen. Die Zeit nach der Karriere hat Klimek fest im Auge.