Geil aufs erste Endspiel

20.06.2021 18:30 // hk

THW Kiel steuert Meisterkurs: Der Bundesliga-Spitzenreiter gewinnt vor 540 Zuschauern in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen 29:20 (13:10) gegen die Eulen. Nach starker erster Halbzeit krankt es bei den Eulen nach der Pause im Abschluss. Pech: Sie scheitern viermal am Aluminium. Beste Kieler: Torhüter Niklas Landin, Schlachtenlenker Domagoj Duvnjak und Kreisläufer Hendrik Pekeler mit sieben Treffern. Beste Werfer der Eulen: Max Neuhaus (5/3) und Hendrik Wagner (5/1).

Der Abstiegs-Krimi

Großartig die Kulisse! Fantastische Fans! Riesenstimmung schon beim Warmlaufen. Tolle Rückenstärkung durch den achten Mann. Aber die Fans stehen auch zu ihrer Mannschaft, als sich der Liga-Primus absetzt. Gänsehaut-Feeling nach dem 20:29: Die Fans feiern ihre „Jungs“. Alle spüren: Die Mannschaft will! Die Mannschaft lebt! Die Mannschaft will (sportlich) überleben! Max Haider, der Kreisläufer, spricht wohl den Meisten am Ende aus der Seele: „Ich will gar nichts mehr zu diesem Spiel sagen. Der Fokus liegt nur noch auf Minden.“ GWD Minden hat am späten Sonntagnachmittag 24:23 gegen Frisch Auf Göppingen gewonnen. GWD hat vor dem Spiel gegen die Eulen am Donnerstag (19 Uhr) drei Punkte Vorsprung vor Dietrich und Co… Klar ist: Gewinnen die Eulen in der Kreissporthalle Lübbecke gegen GWD, haben sie es nächsten Sonntag gegen eben jene Göppinger doch noch in der Hand, falls Wetzlar gegen GWD Schützenhilfe leistet. „Das Endspiel zu haben – geil“, sagt Eulen-Trainer Ben Matschke. Noch nicht aus den Schneider: HBW Balingen-Weilstetten. GWD auf Platz 15 hat 27:45 Punkte, gleichauf auf Platz 16 die Balinger auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. Auf Platz 17 folgen die Eulen mit 24:48 Zählern. Balingen spielt noch daheim gegen Hannover und am Finaltag bei der SG Flensburg-Handewitt.

Danke, Fans!

Die Stimmung in der Halle tat allen gut. Den Spielern, den Trainern, den Verantwortlichen, den Presseleuten. Top, dass es dem Team hinter dem Team der Eulen gelungen ist, so kurzfristig ein Spiel mit 540 Zuschauern im Rahmen des Modellprojekts auf die Beine zu stellen. Da haben Lisa Heßler, Julia Ost und Margot Heßler und die Praktikanten Esther Adam und Andreas Krasusky mit all den ehrenamtlichen Schaffern erstklassige Arbeit geleistet. Fanklub-Chef Peter Ackermann und seine Mitstreiter leben die Eulen. Sie packen an! Lisa Heßler war zufrieden mit dem Ablauf: „Es ist wie immer, es wird wie immer Dinge geben, die man anders machen kann, die man verbessern, die man optimieren kann. Die Stimmung war großartig. Wenn wir das Spiel noch länger hätte offen halten können … Aber es war beeindruckend, wie die Fans die Mannschaft am Ende verabschiedet haben. Es war schön, schon vor dem Spiel so viele vertraute Gesichter wieder zu sehen. So viele Menschen, die froh waren, wieder dabei sein zu können!“

THW führt zur Pause 13:10

Starker Start der Eulen gegen den Liga-Primus: 1:0 durch Hendrik Wagner in der 4. Minute, 3:2 durch Wagner in der 6. Minute, 5:3 durch Dominik Mappes in der 11. Minute. Dann das Foul von Magnus Landin an Alex Falk, der muss einige Minuten draußen behandelt werden. Seine Position übernimmt Yessine Meddeb, trifft, aber übertreten. THW geht in der 15. Minute erstmals in Führung – 5:6 durch Domagoj Duvnjaks Gegenstoß nach einem technischen Fehler Wagners. Der Meister setzt sich ab: 5:9 nach 22 Minuten durch den abgezockten Kreisläufer Hendrik Pekeler. Aber die Eulen kämpfen. Verständlich ihr Hader, als Gunnar Dietrich in der 23. Minute für ein Harmlos-Foul seine zweite Zeitstrafe aufgebrummt bekommt, Mappes ein klarer Siebenmeter verweigert wird. Die Eulen kommen aber wieder ran, weil Alex Falk seine drei Chancen nutzt. Mappes und Wagner setzen ihn mit Musterpässen ein. Pech: Wagner, der mehrfach an Weltklassemann Niklas Landin scheitert, trifft den Pfosten (29.). Wunderschön: Mappes trifft nach Kempa-Trick, den „Johnny“ Scholz inszeniert - 10:12. Aber Kiel legt nach: 10:13. Die Eulen sind noch dran, weil Martin Tomovski gut hält, sieben Paraden in den ersten 30 Minuten hat. Da gratuliert auch der Ziehvater Gorazd Škof.

Knackpunkte …

Die Umstellung des Meisters auf 3-2-1 und 5:1 in der Abwehr schmeckt den Eulen nicht. „Hendrik Wagner hatte auch Pech – dreimal Innenpfosten“, fühlt Eulen-Coach Ben Matschke mit seinem jungen Torjäger. Nach 36 Minuten heißt es 13:16 nach Max Neuhaus‘ verwandeltem Siebenmeter. Die große Chance näher heranzukommen hat Max Haider beim Gegenstoß über Falk und Neuhaus eine Minute später: Latte! Ein Knackpunkt in der Partie. THW setzt sich innerhalb von acht Minuten auf sieben Tore ab: 14:21. Die Eulen haben zwischenzeitlich Ladehemmung – nach drei Treffern scheitert Max Neuhaus per Siebenmeter an Dario Quenstedt (44.). Am Ende ist es klar: 20:29.

Sonderlob für Duvnjak

„Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt. Ich sage ja sonst nie was zu Schiedsrichterentscheidungen, aber in der ersten Halbzeit hätte ich mir schon ein, zwei Siebenmeter mehr gewünscht“, sagt Eulen-Spielmacher Dominik Mappes am Ende. Der Regisseur: „Wenn man die Chancen, die wir hatten, gegen solch einen Gegner nicht nutzt, dann kommt so ein Ergebnis zustande.“ Ein Ergebnis, das aus Sicht von Ben Matschke vor allem dem Alleskönner Duvnjak und dessen „unfassbarer“ Abwehrleistung im Verbund mit Top-Torhüter Niklas Landin zuzuschreiben ist: „Weltklasse!“ Stark in der Eulen-Abwehr: Azat Valiullin. „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber gute Chancen, freie Chancen vergeben, einen Siebenmeter verschossen. Kiel hat die Chancen genutzt“, sagt Valiullin. Und denkt an Minden…

Statistik
Eulen Ludwigshafen: Tomovski (42. Škof) - Wagner (5/1), Mappes (2), Dietrich (1) - Falk (3), Scholz (1) - Haider (1) – Neuhaus (5/3), Valiullin, Meddeb, Klein, Klimek (2), Remmlinger
THW Kiel: Niklas Landin (44., 47. Quenstedt bei Siebenmetern, ab 52.) - Reinkind (3), Zarabec (2), Sagosen (3/1) - Ehrig, Magnus Landin (1) - Pekeler (7) – Weinhold (4), Dahmke (2), Duvnjak (4), Sunnefeldt (2), Voigt (1), Benitez

Spielverlauf: 1:0 (4. Minute), 3:2 (6.), 5:3 (11.), 5:6 (15.), 5:9 (22.), 6:10 (23.), 8:11 (7.), 10:12 (60.), 10:13 (Halbzeit), 12:14 (34.), 12:16 (35.), 14:18 (40.), 14:20 (43.), 14:21 (45.), 16:21 (47.), 16:23 (48.), 18:28 (57.), 20:28 (60.), 20:29 (Ende) - Siebenmeter: 5/4 - 1/1 - Zeitstrafen: 5/3 - Zuschauer: 540 - Schiedsrichter: Grobe/Kinzel (Braunschweig/Bochum).