„Sie als Partner sind die Basis für alles. Sie haben das Überleben gesichert!“ Die Dankesworte von Lisa Heßler, der Geschäftsführerin der Eulen Ludwigshafen, gerichtet an 150 Sponsoren des Handball-Bundesligisten. Sie waren am Montagabend zu Gast bei der Mannschaftspräsentation im BASF-Feierabendhaus. Heßlers besonderer Dank galt der gastgebenden BASF und ihrem Arbeitsdirektor Michael Heinz.
Heinz würdigt Höhenflug
Heinz, früher selbst Leistungssportler, Wasserball-Bundesligaspieler beim SC Neustadt, ist bekennender Eulen-Fan. „Das Wunder von Ludwigshafen 2.0“ werde er ebenso wenig vergessen wie „Johnny“ Scholz, der beim legendären 31:30 gegen GWD Minden am 9. Juni 2019 28 Sekunden vor Schluss das Siegtor warf. Scholz, als Maschinenbauingenieur bei der BASF angestellt, lauschte im Kreise seiner Mannschaftskameraden den Worten seines obersten Chefs. Heinz, Mitglied des BASF-Vorstands, nannte es „eine tolle Leistung“ und „eine tolle Botschaft“, dass die Eulen am 1. Oktober in ihr viertes Erstligajahr in Serie starten. Den Klassenerhalt durch einen Pandemie bedingten Saisonabbruch zu schaffen, das wolle kein Sportler, weiß Heinz, zeigte sich aber überzeugt, dass es die Eulen auf alle Fälle geschafft hätten, wären 34 statt nur 27 Spiele ausgetragen worden. Heinz: „Jetzt zählen die Ergebnisse, jetzt zählt die Leistung. Jetzt müssen sie auf die richtige Flughöhe kommen.“ „Teamgeist, Durchhaltevermögen und Stehvermögen“ nannte Heinz, der Standortleiter der BASF in Ludwigshafen, als Erfolgsrezepte der Eulen. Die BASF werde die „nachhaltige Jugendarbeit“ der TSG Friesenheim, Stammverein der Eulen, weiter unterstützen. Den Klassenverbleib vorausgesetzt seien die Eulen auch 2021 bei der BASF willkommen – dann aber hoffentlich wieder im größeren Rahmen im Casino.
Der Wettbewerbsnachteil
Lisa Heßler dankte den Partnern für die großherzige Unterstützung, die das Trainingslager in Österreich und nun die Vier-Tages-Ost-Tour möglich gemacht haben. Am 8.März haben die Eulen ihr letztes Bundesligaspiel in Leipzig bestritten – dann kam der Saisonabbruch. Am 1. Oktober starten Gunnar Dietrich und Kollegen just in Leipzig in die neue Spielzeit. Vor 2100 Zuschauern – die Leipziger haben dafür grünes Licht von den Behörden bekommen. In Rheinland-Pfalz dürfen – Stand jetzt - 250 Zuschauer kommen. „Erklären kann ich es mir nicht“, sagte Heßler und sucht mit Team und Trainer Lösungen, wie der „Wettbewerbsnachteil“ wettgemacht werden kann. Oder kommt aus Mainz doch noch eine andere Botschaft? Heimpremiere der Eulen ist am 6. Oktober (19 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen.
Eulen als Wirtschaftsfaktor
„Ich verstehe die Verantwortung nicht als Last, sondern als Motivation“, sagte Lisa Heßler, gesteht aber angesichts einer fehlenden halben Million durch die Corona-Folgen schlaflose Nächte zu haben. Die Eulen seinen nicht nur Arbeitgeber für 34 Menschen, sondern „auch ein Wirtschaftsfaktor“ mit einem Netzwerk von 150 Partnern: „Die Eulen sind auch soziales Bindeglied, sie sind Repräsentanten von Rheinland-Pfalz.“ Bei Sky haben 23 Millionen Zuschauer die Eulen 2019/20 spielen gesehen.
Tolle Identifikation
Lisa Heßler erklärte, sie sei stolz, eine Mannschaft zu haben, die das „Trikot mit wahnsinnig viel Identifikation trägt“. Die Spieler tragen mit ihrem Gehaltsverzicht auch in der neuen Saison dazu bei, dass es die Eulen weiter gibt. Lisa Heßler: „Es waren keine einfachen Gespräche, aber die Jungs haben wir es mir leicht gemacht.“
Ovationen für Ben Matschke
Mit stehenden Ovationen gefeiert wurde Trainer Ben Matschke, der letztmals bei einer Saisonouvertüre seiner Eulen sprach. Der 38-Jährige wechselt nächsten Sommer zur HSG Wetzlar. „Meine Motivation fußt darauf, dass ich den Klub in erstklassiger Verfassung übergeben möchte“, sagte Matschke, der vorausschickte, nicht zu wissen, ob die Partner nach seiner Abschiedsankündigung nun „wütend oder enttäuscht sind“. Mit dem gleichen Gefühl sei er nach Niederlagen durch den VIP-Raum gegangen: „Ich wusste nicht, was sie von mir denken …“
Geschrieben wurde eine Erfolgsgeschichte. „Wir sind Bundesligist im vierten Jahr. Wir haben die kleinste Halle und die jüngste Mannschaft mit dem niedrigsten Etat“, reflektierte der Coach. In sieben Jahren als Spieler und dann sechs Jahren als Trainer „habe ich ganz viele Beziehungen und Freundschaften geknüpft, die ich nicht missen möchte“.
Die junge Mannschaft sei absolut authentisch. Die fünf Neuzugänge – alle aus der Region: „Mehr Identität geht nicht. Wir sind anders. Wir haben Spaß und wollen jeden Tag besser werden.“ Die aktuelle Geschäftsführung – für Matschke die vierte in seiner Trainer-Amtszeit sei ideal für den Verein. Matschke: „Das Team um das Team könnte nicht besser sein.“
Dippes Dankesworte
Vom Kreis ans Mikrophon: Kai Dippe, der seine Handballer-Karriere überraschend nach einer schweren Knieverletzung beendete, stellte den Eulen-Kader 2020/21 in launigen Worten vor. Dippe, der von 2015 bis 2020 für die Eulen spielte: „Danke liebe Partner für die unfassbaren fünf Jahre, in denen ich unheimlich viel als Mensch mitgenommen habe.“ Beim lockeren Talk erfuhren die Gäste von Kapitän Dietrich, dass die Neuzugänge noch Nachholbedarf haben: vor allem beim Eulen-Lied. Und Azat Valiullin verriet: „Ich werde bald Papa.“ Dass Vaterfreuden gut tun, das Familienglück mit der Geburt des Stammhalters perfekt ist, ließ Dominik Mappes wissen. Yessine Meddeb, Hoffnungsträger auf Halbrechts, versprach „Tore“. Jan Remmlinger stählt seine Muskeln mit „Fitness-Guru“ Max Haider, der das Yoga für sich entdeckt hat. Und Martin Tomovski machte in stark verbessertem Deutsch klar, froh zu sein, keinen Dolmetscher mehr zu brauchen. Viel Beifall fand Publikumsliebling Gorazd Škof, der einen bemerkenswerten Schlusssatz sprach: „Einmal Eule, immer Eule.“ Wieder Eule geworden ist Christian Klimek, der verlorene Sohn. Er verriet, dass er in jungen Jahren im Wrestling unterwegs war. Klimek: „Ich bin überglücklich, hier sein zu dürfen. Wie unser Ältester sagte, einmal eine Eule, immer eine Eule. Ich gebe alles, dass es das Wunder 4.0 geben wird.“
Max Neuhaus Humba-Vorsänger
Kai Dippe, der nach Heimsiegen die Humba anstimmte, hat Rückraumspieler Max Neuhaus zum neuen Humba-Vorsänger und zu seinem Nachfolger erkoren. „Kai hat das super gemacht“, sagte Neuhaus, der hofft, möglichst bald vor voller Halle auftreten zu dürfen.