Die Eulen-Familie verabschiedet neun Spieler und den Betreuer

08.06.2023 16:30 // hk

Danke Partner, danke Fans, danke Geschäftsstelle. Danke dem Trainer-Team, dem Teammanager, danke den Spielern, danke dem Team hinter dem Team, sagte Lisa Heßler, die Geschäftsführerin der Eulen Ludwigshafen, bei der Verabschiedung von neun Spielern und von Betreuer Günter Thomas am Mittwoch nach dem letzten Saisonspiel gegen den Dessau-Roßlauer HV 06 (29:32). Sie strich Wert und Bedeutung eines familiären Umfeldes und den Zusammenhalt in der Handball-Familie heraus. Lisa Heßler hob besonders das mannigfaltige Wirken von Heimspiel-Organisatorin Julia Ost, ihrer „rechten Hand“, aber auch das Engagement von Vielzweck-Talent Nico Hasert und Anja Riffel aus dem Geschäftsstellenteam hervor, wo Margot Heßler unter anderen im Ticketing großartiges leistet. Nicht zu vergessen die Gesellschafter um Dieter Mayer, betonte Lisa Heßler.

Das Team hinter dem Team

Zur Handball-Familie gehört auch der Familienbetrieb Stefan Mayer aus Plankstadt – am Steuer des Mannschaftsbusses sitzt meist Dietmar Mayer, seine Frau Claudia steuert den Fan-Bus. Stützen – natürlich auch die Vereinsärzte und das Physio-Team aus der Praxis von Christian Simon, natürlich auch Tim, die Eule, und Thomas Stüber, der Kult gewordene Hallensprecher, das TV-Team um Reporter Karsten Knäuper und Regisseur Harry Kärcher, die Ordner und das Arbeitskommando. Kritik sei wichtig, sie sei offen für Kritik und immer bereit für einen ehrlichen Meinungsaustausch, offen für Anregungen, sagte die Geschäftsführerin. Personalien im Profigeschäft seien – naturgemäß – nicht immer zu verstehen oder nachzuvollziehen und es gebe nicht selten auch gute Gründe, Entscheidungen nicht öffentlich zu erklären. Lisa Heßler ist stolz, dass es den Eulen im Zusammenspiel mit den Partnern und Zuschauern trotz der teilweise drastischen Preissteigerungen und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie gelungen ist, den Verein wirtschaftlich geordnet aufzustellen und so die Bundesliga-Lizenz erneut ohne Auflagen erhalten zu haben. In der Zuschauer-Tabelle der 2. Handball-Bundesliga sind die Eulen in den Top 3 – sportlich allerdings (noch) nicht …

Besuch von Kathi …

In der Zukunft gilt’s, schlüssige Antworten auf die Frage „Wie können wir besser werden?“ zu finden. Die Geschäftsführerin unterstrich, dass sie sich, solange sie im Amt ist, immer vorbehaltlos vor ihr Team, und vor die Jungs stellen werde. Bei sportlich schlimmen Darbietungen wie zuletzt in Würzburg, „da blutet auch mein Herz“, gestand Lisa Heßler, die sich am Mittwoch aber - trotz der Niederlage - über einen charakterstarken Auftritt der Mannschaft beim Saisonfinale gegen Dessau freute. Sie ist „wahnsinnig dankbar dafür, wie viele Menschen die Eulen leben“. Das tat (und tut) beispielsweise auch Kathi Schmied. Die Österreicherin aus Tulln bei Wien war von Juli 2022 bis Februar 2023 Praktikantin bei den Eulen und am Mittwoch Gast beim Abschiedsabend. Sie saß dafür insgesamt 28 Stunden im Bus. „Länger als ich hier war“, sagte „die Kathi“ lachend.

„Lebenslang-Eule“ Leon und Matej, der treue Kumpel

„Familie bedeutet auch, es fällt schwer, wenn jemand geht“, sagte Lisa Heßler, die Eigengewächs Leon Hoblaj (24), „eine lebenslange Eule“, endgültig in Richtung des Oberligisten TVG Großsachsen verabschiedete. „Leon war immer da, wo und wann immer Leon auch gebraucht wurde“, sagte die Managerin dem Torhüter Dank. Es sei immer traurig, wenn jemand - wie jetzt Matej Ašanin – seine Profi-Karriere 29-jährig zumindest vorerst wegen einer Verletzung beenden müsse. Typisch für den Menschen Ašanin, dass er im Gespräch über seine gesundheitsbedingte Vertragsauflösung fragte: „Kann Žiga nicht dableiben?“ Der Abschied von Žiga Urbič, seinem Kumpel, schien besiegelt, jetzt aber hat er bei den Eulen verlängert. „Danke für alles“, sagte Matej Ašanin, der in den nächsten sechs Monaten daheim in Kroatien sein Rückenleiden auskurieren möchte und bei einem tieferklassigen Verein, der ihm diese Zeit einräumt, danach wieder das Tor hüten möchte. Lisa Heßler: „Ich bin sicher, dass du die Eulen immer im Herzen tragen wirst!“

Charakterspieler Sergej und Top-Talent Lion

Als perfekten und charakterstarken Nothelfer nach dem Ausfall Christian Klimeks würdigte Lisa Heßler Kreisläufer Sergej Gorpishin (25), der zum zweite Mal nach 2020 bei den Eulen unter Vertrag stand und künftig für Ligarivale 1. VfL Potsdam auflaufen wird. Gorpishin verabschiedete sich freundlich lächelnd mit herzlichen Dankesworten von den Fans, wo er mehrere Steine im Brett hatte! Löwen-Leihgabe Lion Zacharias (19) bescheinigte die Managerin ein perfektes Jahr im Eulen-Dress. Zacharias hatte viel Spielzeit und entwickelte sich prächtig weiter. So holen die Rhein-Neckar Löwen das Top-Talent als Pendant zu Linksaußen Uwe Gensheimer nach Hause. „Viele hätten gerne gesehen, wenn du länger geblieben wärst“, brachte die Geschäftsführerin die Stimmung mit Blick auf die Nummer 50 auf den Punkt. Lion Zacharias: „Ich möchte mich einfach nur bedanken. Unfassbar was für eine Stimmung hier herrscht.“

Stefan, der „Hammerwerfer“, und Max, der Humba-Sänger

Beim Abschied von Stefan Salger (26), der zum zweiten Mal nach 2018/19 für die Eulen spielte, rief Lisa Heßler „ganz viele tolle Momente“ Salgers in Erinnerung. Speziell 2021/22 sorgte der 2,07-Meter-Mann per Buzzer Beater für einige Punkte. Salger, der Mann mit dem linken Hammer, mahnte in seinen Dankesworten angesichts des großen Umbruchs im Kader darauf zu achten, dass alle Jungs weiter mit Freude zum Training kommen. Salger geht zum TV Großwallstadt. Max Neuhaus (23), der Fan-Liebling, als Traktor gefeiert, hat es geliebt nach Siegen der Eulen die Humba anzustimmen. „Du bis einfach du“, lobte Lisa Heßler den authentischen Charakter des Mittelmanns. Neuhaus habe in jedem Training oder auch auf der Bank „immer 100 Prozent“ gegeben. Max Neuhaus bedankte sich bei der Managerin „für super offene Gespräche“. „Die Entscheidung den Verein zu verlassen, ist mir nicht leichtgefallen“, versicherte Neuhaus, der in der Erwartung mehr Spielzeit zu bekommen, zu Tusem Essen wechselt. Neuhaus: „Es war eine unglaublich schöne Zeit.“‘

Jan – gekommen, um zu bleiben und Pascal, der Schorle-Fan

Für sechseinhalb intensive Jahre dankte Lisa Heßler dem vielseitig einsetzbaren Rückraumspieler Jan Remmlinger (29). Als stellvertretender Kapitän hat der Mehrwert-Profi in der abgelaufenen Saison zusätzliche Verantwortung übernommen. Remmlinger, Abwehr-Ass, Mittelmann, aber auch mal Linksaußen, erinnerte daran wie das alles im Januar 2017 begann. Er stand bei HBW Balingen-Weilstetten unter Vertrag als das Angebot aus Ludwigshafen kam. „Ich hatte keine Ahnung, wo Ludwigshafen überhaupt ist. Am Bodensee …“, erzählte Remmlinger schmunzelnd. Er dachte, naja, das halbe Jahr als Leihgabe geht vorbei. Als es um war, war er mit den Eulen in die Bundesliga aufgestiegen. Aus sechs Monaten wurden sechseinhalb Jahre. Künftig spielt der Schwabe in der Oberliga für die HG Oftersheim/Schwetzingen. Als Pascal Bührer im Frühjahr 2017 seinen Vertrag bei den Eulen unterschrieb, waren die noch zweitklassig. Als der Drittliga-Torschützenkönig dann im Sommer 2017 seinen Dienst in Ludwigshafen antrat, waren die Eulen Bundesligist. Nun beginnt für den angehenden Lehrer, den Trainer Michel Abt vergeblich versucht hat umzustimmen und zum Bleiben zu bewegen, ein neuer Lebensabschnitt in seiner Heimat. „Die sechs Jahre waren eine unfassbar schöne Zeit“, betonte Bührer. Lachend verkündete der „Sonnenschein“ den Fans, bereit zu sein, draußen „mit jedem von euch eine Schorle zu trinken“. Beim Viertligisten SG Köndringen/Teningen, seinem Heimatverein, wird der 27-Jährige künftig als Mittelmann Regie führen.

Klimo verneigt sich dankbar vor seinen Fans

Tragisch endete die Karriere des 33 Jahre alten Kreisläufers Christian Klimek. Ohne ein einziges Saisonspiel absolviert zu haben, musste „die absolute Identifikationsfigur“ nach einer im Training erlittenen schweren Augenverletzung, die drei Operationen zu Folge hatte, seine Laufbahn beenden. Der große Kämpfer, der die Fans mit Wucht und Mut zu begeistern wusste, muss aus Rücksicht auf seine Gesundheit aufhören. Das Risiko, das Auge ganz zu verlieren, wäre zu groß gewesen! Klimek gibt der Vernunft Vorfahrt. Danke, Klimo, sagte Lisa Heßler. Sie hofft und wünscht, dass Chris Klimek ganz viele positive Erlebnisse aus seiner erfolgreichen Handballkarriere in Erinnerung behalten wird. Tief bewegt zeigte sich Klimek schon als ein Video von seiner Frau und seinen beiden Kindern in der Halle eingespielt wurde. Er nahm mit Wehmut und mit Tränen Abschied von seinem „Herzensverein“, für den er so gerne noch zwei Jahre gespielt hätte. Sein Trost nach dem Schicksalsschlag ist seine „wunderbare Familie“. „Ich habe den Sport als Profi gelebt“, sagte Klimek speziell seiner Frau Kelly Dank für ihre Unterstützung. Die Verbeugung vor den Fans – ein Kniefall als großes Dankeschön.

Danke G, danke Günter Thomas

Er ist ein Schaffer, ein Hans-Dampf in vielen Gassen: Günter Thomas hat 16 Jahre ehrenamtlich für seine Eulen gewirkt, die letzten acht als Betreuer, davor als Ordner und Helfer. Danke G, danke Günter Thomas, sagte die Mannschaft ihrem langjährigen Betreuer, einer Seele von Mensch. „Wir haben dich sehr ins Herz geschlossen“, bekannte Kapitän Max Haider. Lisa Heßler verabschiedete den sichtlich bewegten 70-Jährigen in seine „Rentner-Teilzeit“ – seine weitere Mitarbeit ist schon besprochen.

Fotos: Harry Reis