Den Sieg von Stuttgart vergolden

17.02.2021 10:30 // hk

Die Tabelle der Handball-Bundesliga veranschaulicht die Bedeutung der Partie am Sonntag (16 Uhr) in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle: Die Eulen Ludwigshafen, Tabellenachtzehner mit 8:26 Punkten, erwarten den Liga-Neunzehnten Tusem Essen, der 5:25 Punkte, aber auch zwei Spiele weniger ausgetragen hat. „Wenn es gegen Essen eine Niederlage gibt, dann war das kein Sieg in Stuttgart“, orakelt Eulen-Schlussmann Gorazd Škof mit Blick auf das so wichtige Heimspiel. Sky überträgt live aus der Ebert-Halle. Robert Schulze und Tobias Tönnies - ein internationales Top-Gespann - aus Magdeburg leiten die Partie.

Tusem – der Ex-Meister ist wieder da

Tusem, das ist gelebte Tradition einer jungen Mannschaft, die seit Saisonbeginn von Jamal Naji (34) gecoacht wird. Dreimal waren die Essener deutscher Meister, holten dreimal den Pokal, gewannen den Europapokal der Pokalsieger. Große Namen künden in der Chronik von den goldenen Zeiten der Essener: Stefan Hecker und Jochen Fraatz, Aleksandr Tutschkin, Alfred Gislason und Oleg Velyky, Frank Arens und Mark Dragunski. Für Jamal Naji, einen Politikwissenschaftler, der zuvor Nachwuchsmannschaften bei Bayer Dormagen trainierte, geht es im Hier und Jetzt um das sportliche Überleben. Naji folgte im Sommer auf „Aufstiegstrainer“ Jaron Siewert, den es zu den Füchsen Berlin zog. Zuletzt machte der junge Trainer eine Art Ergebniskrise aus, sah seine Mannschaft gegen MT Melsungen (28:35) und die Füchse Berlin (23:30) unter Wert geschlagen. Dennis Szczesny, im Rückraum der Essener ein wichtiger Schütze, ließ via „Handball-Woche“ mit Blickrichtung Ludwigshafen anklingen: „Das Spiel ist immens wichtig für uns. Das müssen wir gewinnen, wenn wir um den Klassenverbleib spielen wollen.“

Skof gibt Tomovski Rückendeckung

Den 29:26 (13:8)-Sieg seiner Eulen in Stuttgart erlebte Gorazd Škof 60 Minuten von der Bank aus. Er lebte mit, er feuerte an, er freute sich über die Paraden seines 20 Jahre jüngeren Torhüter-Kollegen Martin Tomovski. „Wir müssen es mehr und mehr mit Martin probieren. Er ist jung, er ist motiviert. Er kam von der WM, war ein bisschen müde, hat in Göppingen viele, zu viele Tore bekommen. Ben hat mit mir gesprochen, dass Martin nochmal beginnen soll. Das war okay, da gibt es keinen Stress! Nur acht Gegentore in den ersten 30 Minuten in Stuttgart, das war sehr gut. Die erste Halbzeit war die beste Halbzeit der Eulen in dieser Saison“, betont Škof. Und lobt: „Wenn wir als Eulen wie jetzt in Stuttgart oder auch damals in Balingen 45, 50 Minuten Tempo machen, dann ist das top.“

Der Musterprofi lebt die Eulen

Top ist auch nach wie vor die Einstellung Škofs. Er lebt mit. Er lebt die Eulen! Der 43-jährige fühlt sich nach einer Erkrankung und seinen Knieproblemen fit. Und er ist ein Musterprofi. So leistet er fast täglich Zusatzschichten – beispielsweise am Dienstag Krafttraining am Vormittag in der Günter-Braun-Halle. Ehrgeizige Jungs wie Hendrik Wagner sind da gerne dabei - und lernen vom Alt-Meister. Gorazd Škof ist bereit, am Sonntag da zu sein. Entweder ab der ersten Sekunde, um mit seiner Routine der Mannschaft Rückhalt zu geben. Oder situationsbedingt. Beginnt „Tomo“, dann weiß der 23-Jährige in „Škofi“ einen beherzten Ratgeber auf der Bank. Auf die Torhüter kommt es in solchen Schlüsselspielen natürlich ganz besonders an. Bester Schütze der Essener ist Eigengewächs Noah Beyer (67/31). Ein Top-Torjäger ist der bei THW Kiel ausgebildete Lucas Firnhaber mit 64 Feldtoren. Beide sind 23 Jahre alt. „Gegen Tusem Essen müssen alle 60 Minuten 100 Prozent geben. Das Spiel ist eine große Chance für uns. Wenn wir gewinnen, hätten wir zehn Punkte – das wäre gut für uns Eulen. Dann haben wir 14 Tage Zeit, um uns auf Wetzlar einzustellen, Lösungen zu finden. Die Mannschaft hat es im Kopf, um was es geht: Das Spiel muss gewonnen werden“, sagt Škof.