Artur lässt Azat strahlen

19.02.2021 09:00 // hk

Es ist ein „Vier-Punkte-Spiel“: Die Eulen Ludwigshafen (8:26 Punkte) treffen am Sonntag (16 Uhr) auf Tusem Essen (5:25 Punkte). Jedem ist klar: Das ist ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf in der Handball-Bundesliga. „Das ist eine schwere Aufgabe. Das ist Bundesliga, das ist immer schwer, egal gegen wen du spielst“, unterstreicht Azat Valiullin, der im Rückraum der Eulen zuletzt eine gute Trefferquote hatte, eine Säule im Abwehrverbund verkörpert. Valiullin: „Wir nehmen den Gegner sehr ernst und werden hoffentlich Lösungen finden.“ Sky überträgt live. Das Magdeburger Schiedsrichtergespann Schulze/Tönnies leitet die Partie in der Friedrich-Ebert-Halle. Den Live-Ticker der Eulen bedient wie immer Karsten Knäuper. Auf unserer Homepage berichten wir aktuell nach dem Spiel.

Matschke mahnt

„Alle fit“, meldet Trainer Ben Matschke, der seit Donnerstag auch Yessine Meddeb wieder im Eulen-Nest weiß. Der 20-Jährige war beim Lehrgang der deutschen Junioren-Nationalmannschaft. Die Vorbereitung auf das Spiel gegen Tusem Essen läuft konzentriert. Und der Eulen-Coach macht seinen Jungs tagein, tagaus klar, dass alles investiert werden muss, um am Sonntag zwei Punkte einzufahren. Matschke: „Ich brauche die Essener Mannschaft nicht stark zu reden. Sie hat Qualität! Sie ist jung und sie besitzt ganz viel Herz! Tusem hat in vielen Spielen, die sie dann doch verloren haben, bis zur 40., 45. Minute geführt. Da hat dann mal Cleverness gefehlt oder war auch mal die Breite im Kader nicht da. Sie spielen einen schnellen Ball, gehen immer auf Tempo. Und da hatten wir in Göppingen und auch in Stuttgart Probleme.“
Für seine Mannschaft heißt das: totale Konzentration auf den Gegner, keine mentale Zufriedenheit nach dem Sieg in Stuttgart aufkommen lassen und unbedingte Plantreue behalten. Ein „Vier-Punkte-Spiel“ ist angesagt. „Wir haben Erfahrung mit solchen Spielen. Das darf aber nicht in Selbstzufriedenheit münden. Wir brauchen Konsequenz und Konzentration und absolute Achtsamkeit, um erfolgreich zu sein“, betont Ben Matschke.

„Ich bin nie zufrieden“

Mit dem 29:26 (13:8)-Sieg beim TVB Stuttgart setzten die Eulen ein Ausrufezeichen im „Klassenkampf“. „Natürlich bin ich froh über den Sieg. Wir waren von der ersten Sekunde an sehr fokussiert, waren sehr gut vorbereitet und haben unseren Plan durchgezogen, waren zwischenzeitlich zehn Tore weg. Wir haben dann ein bisschen nachgelassen, unnötige Fehler gemacht und den Gegner rankommen lassen. Insgesamt aber war es eine fokussierte Leistung von uns. Wichtig ist die Plantreue“, unterstreicht Valiullin, der mit fünf Treffern am Auswärtssieg beteiligt war. Beim 22:24 in Göppingen hatte der russische Nationalspieler auch fünfmal getroffen, aber beim Stand von 21:21 die große Chance zum Führungstreffer aus der Hand gegeben, als er beim Tempogegenstoß frei an Kastelic scheiterte. Valiullin war untröstlich. Er wusste: Das Tor muss ich machen! Mit jetzt 54 Toren ist der 30-Jährige der derzeit beste Torschütze der Eulen. In der internen Torjägerliste folgen Pascal Durak (52/27), Hendrik Wagner (50), Dominik Mappes (43), Jan Remmlinger (35) und Christian Klimek (30). Bei Valiullin läuft’s. Er relativiert – auch das Lob. „Ich will nicht sagen, dass es gut ist. Es ist einigermaßen okay. Ein Spieler darf nie zufrieden sein“, sagt Valiullin, den sein Trainer ob seiner professionellen Einstellung sehr schätzt. Der Mann mit der Trikotnummer 55 aber weiß auch, was er an seinem Coach hat: „Ben setzt viel Vertrauen in mich. Ben gibt mir viel Spielzeit – das ist gut für mich. Aber ich bin nie zufrieden, weil es mir um Perfektion geht.“

Freudentränen des russischen Riesen

Im Januar 2018 ist Valiullin vom TBV Lemgo-Lippe nach Ludwigshafen gewechselt. Zuvor hatte er beim ThSV Eisenach erste Auslandserfahrungen gemacht und in Thüringen auch Deutsch gelernt. Die Sprache beherrscht er gut und fühlt sich mit seiner Frau sehr wohl in Ludwigshafen. Artur, im November letzten Jahres im Marienkrankenhaus zur Welt gekommen, macht das Familienglück perfekt. Am Liga-Verbleib 2018 hatte Azat Valiullin großen Anteil. Bevor das „Wunder von Ludwigshafen 2.0“ am 9. Juni 2019 besiegelt wurde, hatte der damals schwer verletzte Russe mit seiner ligaunabhängigen Vertragsverlängerung ein Zeichen gesetzt. Unvergessen die Tränen, die der russische Riese nach der Rettung vergossen hat. Freudentränen!
Azat Valiullin ist ein ruhiger Mann. Er ist höflich, er ist freundlich, zurückhaltend. Kommt die Rede auf seinen Sohn Artur, dann strahlen die Augen des 2,07 Meter großen Profis. Ja, Artur beflügelt ihn …