Viel Lob für die Mannschaft

16.04.2021 10:00 // hk

„Im letzten Drittel der Saison nimmt die Bedeutung der Heimspiele zu. Da geht es um die Wurst. Da müssen wir da sein“, sagt Trainer Ben Matschke. Am Donnerstagabend waren seine Eulen da, feierten ihren 28:24 (14:8)-Sieg gegen den TVB Stuttgart ausgelassen mit ihrer Humba. Der Erfolg war klarer, als das Resultat besagt. In den letzten zwei Minuten, als die Konzentration nachließ, gab’s einen 0:3-Lauf, zudem vergaben der starke Pascal Durak (5/2) in der 55. und Max Neuhaus in der 56. Minute zwei Siebenmeter. In der Tabelle rückten die Eulen mit jetzt 13:37 Punkten auf Platz 17 und damit bis auf zwei Zähler an HBW Balingen-Weilstetten auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz heran. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht, mit der richtigen Konzentration. In der ganzen letzten Woche war in jedem Training die richtige Konzentration da“, befand Gorazd Škof, der eine ganz starke Torhüterleistung ablieferte, gleich zwei Siebenmeter von Torjäger Viggo Kristjansson parierte. So in der 10. Minute beim Stand von 4:3, so in der 40. Minute beim Stand von 18:9.

Skofs Zuversicht

Dass er das Tor trotz seiner Top-Form in der zweiten Halbzeit ansonsten Martin Tomovski überließ – „abgesprochen mit Ben Matschke“. Škof zeigt auf sein lädiertes Knie und denkt auch ans Restprogramm. Er braucht diese Auszeiten – nicht für den Kopf, aber für den Körper. „Wir brauchen zwei Torhüter“, betont der 43-Jährige. Und freute sich, dass auch Martin Tomovski am Donnerstag gut hielt. In der kommenden Saison werden beide nicht mehr da sein. Dann kehrt Matej Asanin aus Zagreb zurück und Škofs Landsmann Žiga Urbič kommt vom österreichischen Erstligisten SC Ferlach. Dort hütete auch Škof vor seiner Ludwigshafener Mission das Tor. „Es ist gut einen schnellen und einen eher langsamen Torhüter zu haben, einen älteren und einen jüngeren“, sagt Škof mit Blick auf die Konstellation der Zukunft. Žiga Urbič konnte er Geschäftsführerin Lisa Heßler durchaus empfehlen. Vorher aber will der Routinier seinen Beitrag leisten, dass weiter Bundesliga-Handball in Ludwigshafen gespielt werden kann. Die Leistungen gegen Coburg, in der ersten Halbzeit in Berlin und nun gegen Stuttgart stimmen Škof zuversichtlich.

Fleiß zahlt sich aus

Wichtig für die Mission Klassenerhalt ist Hendrik Wagner, der mit jetzt 93 Saisontoren beste Werfer der Eulen. Sechsmal traf der 23-Jährige gegen Stuttgart. „Bobby versteht Handball“, lobt Routinier Škof den 20 Jahre jüngeren Kollegen. Viermal in der Woche trifft er sich mit den Rückraum-Ass zum Sondertraining. „Wir werfen und wir reden viel“, verrät „Škofi“ und ist angetan von der Entwicklung Wagners, der in der letzten Saison bei der SG Leutershausen noch Dritte Liga spielte.

Leistung bestätigen

Eine Perspektive sieht Trainer Ben Matschke auch für den 22 Jahre alten Jannek Klein – wenn er den Reifeprozess fortsetzt. Klein hatte speziell nach seiner im Hinspiel gegen Flensburg erlittenen Verletzung schwierige Wochen und Monate im Eulen-Dress. Gegen Stuttgart lief es: drei Treffer, ein Pfostenschuss, einen Siebenmeter erarbeitet. „Er hatte die Ruhe, er war immer in seinem Streifen, wo er aktiv sein soll, ich habe ihn nie auf halblinks gesehen“, anerkannte Matschke, dass Klein diesmal positionstreu agierte. „Aber es ist ein Prozess. Diese Leistung gilt es zu bestätigen, weiter fokussiert zu bleiben“, mahnt der Coach und lobt aber auch: „Jannek hat einen Impuls gebracht, der wichtig war. Er ist der beste deutsche Linkshänder seines Jahrgangs. Mit Yessine Meddeb haben wir einen aktuellen deutschen Junioren-Nationalspieler auf der Position …“

Positionsgetreu und mutig

Den Abend gegen Stuttgart hat Klein genossen. „Es wurde aber auch Zeit“, sagte der 22-Jährige, der Entschlossenheit im Abschluss vorlebte. „Ich bin ein Kopfmensch“, gesteht Klein, dass er mitunter zu „verkopft“ agiert. Das war am Donnerstag anders. Da war er klar und mutig, hielt die Position und zeigte Durchsetzungskraft. „Ich weiß, dass es Schritt für Schritt gehen muss“, sagt Klein, dankbar für das Vertrauen des Trainers. „Wir sind wieder auf zwei Punkte dran“, erklärt Klein mit Blick auf die Tabelle. Seine sportliche Zukunft ist offen. „Wir sind in Gesprächen. Ich möchte gerne Teil dieser Mannschaft bleiben“, betont das Nordlicht. Klein will seine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann in Mannheim parallel zum Handball abschließen. Am Arbeitsplatz sitzt er im gleichen Büro wie Kreisläufer Christian Klimek. Auch privat fühlt sich Klein sehr wohl in Ludwigshafen, jetzt erst recht, da seine Freundin Lillith aus Melsungen zu ihm ziehen konnte. Homeoffice macht’s möglich.

Selbstbewusst auch nach Fehlern

Fortschritte attestiert der Coach auch Pascal Bührer. Er füllte die Spielmacherrolle erneut überzeugend aus, demonstrierte, dass er in der kommenden Spielzeit, wenn Dominik Mappes, der nach Hüttenberg heimkehrt, nicht mehr an Bord ist, der Stratege sein kann. Aus vier Abschlüssen machte Bührer gegen Stuttgart drei Tore. „Sehr reif, sehr selbstbewusst, selbstbewusst auch nach Fehlern“ sah Trainer Matschke den 25-Jährigen. „Er ist cleverer geworden. Das ist ein Prozess der Weiterentwicklung. Er ist im Spiel gewachsen“, anerkannte der Coach wie Bührer nach schwachem Beginn gegen die Schwaben zu einer spieltragenden Säule wurde. Und noch ein Detail beobachtete Ben Matschke: In der Halbzeitpause griff sich Bührer in der Kabine die Taktiktafel und zeigte auf, wie er sich die passenden Spielzüge vorstellt. „Das hätte sich Pascal vor einem Jahr noch nicht getraut“, meinte Matschke. Er kann am kommenden Donnerstag im Spiel bei der SG Flensburg-Handewitt auch wieder auf Dominik Mappes zurückgreifen, der gegen Stuttgart noch auf der Wartebank blieb. Sorge bereitet die Verletzung von Kapitän Gunnar Dietrich.