„Einen Start-Ziel-Sieg“ seiner Eulen sah Trainer Michel Abt am Mittwochabend vor 1567 Zuschauern gegen den HC Empor Rostock. Beim 36:27 (16:8) waren die Gäste chancenlos, die Eulen demonstrierten gegen den Zweitliga-Vorletzten einen Klassenunterschied. Mann des Abends war Linksaußen Tim Schaller (10/6), den der Coach für seine 100-Prozent-Quote lobte, und ebenso als „Lichtblick“ heraushob wie den mir körperlicher Präsenz und Durchsetzungswillen begeisternden Kreisläufer Kasper Manfeldt Hansen (4 von 4) sowie den vor der Pause „sehr starken Mats Grupe“. Mit seinen zehn Paraden in den ersten 30 Minuten zog er den Rostockern den Stecker, seine 56-Prozent-Quote in der ersten Halbzeit war ein Faktor für den letztlich sehr klaren Sieg. Der junge Hansen jedenfalls verkörperte einen guten „Ersatz“ für den verletzten Max Haider.
Mats Grupe top
„Ärgerlich“ empfand Jan Remmlinger, gewohnt abwehrstark, dass die zweite Halbzeit nur noch mit zwei Toren Differenz – 21:19 – gewonnen wurde, dann in der Abwehr bisweilen die letzte Konsequenz fehlte. Rostock kam gut ins Spiel, führte anfangs sogar 2:1, 3:2 und 4:3. Mit einem 6:0-Lauf innerhalb von fünf Minuten setzten sich die Eulen bis zur 13. Minute auf 9:4 ab. „Wir hatten große Probleme mit dem Torhüter“, schrieb Rostocks Trainer Nicolaj Andersson dem jungen Eulen-Keeper Mats Grupe entscheidenden Anteil an der frühen Entscheidung zu.
Briegels Sonderlob für Durak, Grupe und Schaller
Michel Abt freute sich, dass Spieler aus dem „in der Breite sehr ausgeglichenen Kader“, die zuletzt wenig Einsatzzeit hatten, ihre Spielzeiten gegen Rostock nutzten, überzeugend spielten. „Die 6, die 23 und der junge Torwart haben mir sehr gut gefallen“, attestierte Hans-Peter Briegel. Die FCK-Ikone, Fußball-Europameister 1980, Vize-Weltmeister 1982 und 1986, war erstmals zu Gast bei den Eulen. Er genoss das Beisammensein mit Freunden und Bekannten im VIP-Raum, war angetan vom Spiel und begeistert von der Atmosphäre. „Mir hat’s gefallen. Ich komm‘ in der nächsten Saison wieder“, versprach Briegel, dessen Autogramme auch drei Jahrzehnte nach seinem Karriereende noch immer sehr begehrt sind. Selfies mit der „Walz aus der Pfalz“ waren auch am Mittwoch in der Ebert-Halle stark gefragt. Viel Jubel und großer Beifall als Hallensprecher-Original Thomas Stüber den einstigen Weltklassespieler begrüßte.
Die linke Alternative
Der „junge Torwart“ – Mats Grupe – zeigte in den ersten 30 Minuten, warum er zum Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft zählt. Die 23, Dauerbrenner Pascal Durak, präsentierte einen Ausschnitt aus seinem großen Wurfrepertoire. 4 von 4 die klasse Ausbeute des routinierten Rechtsaußen. Die 6 – Tim Schaller. Der Linksaußen kämpfte in seiner ersten Zweitliga-Saison lange mit Enes Keskic um den zweiten Kaderplatz hinter der gesetzten Löwen-Leihgabe Lion Zacharias. Nach Verletzung ist Schaller zurück, nutzte seine Spielzeit: Der 24-Jährige verwandelte alle seine sechs Siebenmeter, warf vier wunderschöne Feldtore. „Der Name Hans-Peter Briegel sagte mir erstmal nichts, aber mein Papa hat mir jetzt schnell erklärt, was für ein großartiger Spieler das einmal war. Schön, wenn man von solch einem früherem Weltklassespieler gelobt wird“, sagte Schaller. „Ich bin natürlich top zufrieden. Wichtig, dass wir gewonnen haben. So hoch habe ich hier noch nie gewonnen. Aus so einem Spiel kann man schon Selbstvertrauen mitnehmen“, sagte Schaller nach seinem tollen Abend. 10 von 10 – ein Ausrufezeichen! Auf dem Konto stehen jetzt 54 Saisontore, davon 35 durch Siebenmeter.
Trost trifft mit Kempa
„Jannek hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, lobte Eulen-Coach Abt den Auftritt von Jannek Klein auf halbrechts. Nach 43 Minuten schied der Linkshänder verletzt aus. Neun Tore machte Klein, der 12 Würfe hatte, sein Trefferkonto auf starke 157 Feldtore aufstockte. Mit seinen Durchbrüchen hatte er großen Anteil am glatten Sieg. Welch eine Dynamik! Stefan Salger ersetzte den Torjäger gut, begeisterte nach unglücklichen Aktionen vor der Pause ab der 43. Minute mit tollen Toren (4 von 6) und seiner unglaublichen Wurfstärke. Eine feste Größe in der der Abwehr: Julius Meyer-Siebert, der auch einige gute Anspiele verbuchte, einsatzfreudig Marc-Robin Eisel und der um Linie bemühte Max Neuhaus. Stark auch als Ideengeber: Pascal Bührer. Eine Augenweide seine beiden Treffer. Das schönste von vielen schönen Toren aber gelang Sebastian Trost in der 22. Minute mit einem von Schlitzohr Alexander Falk eingeleiteten Kempa-Trick zum 12:8.
WM-Testfall in Haßloch
Für die Eulen geht’s am Sonntag (16 Uhr) in Düsseldorf schon weiter. Gastgeber ist die ukrainische Mannschaft des HC Motor Zaporizhzhia.
Handball-Freunde aber können schon am Samstag ein besonderes Spiel genießen: Die deutsche Handball-Gehörlosen-Nationalmannschaft, von Alexander Zimpelmann aus Freinsheim trainiert, trifft am Samstag (19.30 Uhr) in der Haßlocher Pfalzhalle in einem WM-Vorbereitungsspiel auf eine Pfalz-Auswahl mit renommierten Spielern wie den ehemaligen Eulen-Kapitänen Uli Spettmann und Gunnar Dietrich. In der „Pfälzer Handball-Auslese“ laufen auch frühere Asse wie Peter de Hooge, Marcus Muth, Gerald Schalter und Michael Pfeil auf. Die renovierte Pfalzhalle in Haßloch wird an diesem Tag als Bundesleistungszentrum für die Gehörlosen-Handballer eingeweiht.
Deafboys mit zwei Pfälzern
Mit dem Halblinken Felix Werling vom TV Wörth und dem aus Lambsheim stammenden Linksaußen Dominik Götz vom SV Waldhof zählen auch zwei Pfälzer im Kader von Bundestrainer Zimpelmann. Seine Deafboys stehen mitten in der Vorbereitung auf die WM im Juli in Kopenhagen.
Hier der Link zur Pressekonferenz nach dem Spiel.
Fotos: Harry Reis