Meisterliche Tempogegenstöße

19.12.2020 23:33 // hk

Die Eulen kämpften, sie wehrten sich, ein besseres Resultat machten sie sich durch elf technische Fehler kaputt. 14 der 29 Gegentore waren Tempogegenstöße, Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt, der höllisch schnell anzugreifen versteht, gewann 29:20 (15:11).

Der Liga-Primus trat phasenweise meisterlich auf. Nach 20 Minuten waren die Eulen nach dem zweiten verwandelten Durak-Siebenmeter auf 7:9 heran. Sie waren dran, weil Martin Tomovski vor der Pause genau so viele Paraden hatte wie SG-Top-Torwart Benjamin Buric (6). Durch die Vielzahl der technischen Fehler aber kam die SG immer wieder zu Tempogegenstößen, die vor allem Hampus Wanne (13/3) nutzte. Nach dem 13:17 durch Azat Valiullin (36.) hatten die Gäste einen 6:0-Lauf, zogen auf 23:13 davon (44.). Den Negativ-Lauf durchbrach Valiullin in der 46. Minute mit dem 14:24. Er war mit sieben Toren bester Torschütze der Ludwigshafener, brauchte dafür aber auch zwölf Anläufe. Durch die Unentschlossenheit im Angriff drohte immer wieder Zeitspiel. Panikwürfe waren die Folge. „Die Verantwortung für den Ball“ zu schärfen, ist für Trainer Ben Matschke derzeit die große Herausforderung. Pascal Bührer, vor der Pause als Linksaußen gut im Spiel, sah nach Foul an Magnus Röd in der 44. Minute die Rote Karte. „Magnus ist wieder auf den Kopf gefallen, ihm geht es grade nicht so gut. Er kam ja gerade erst aus einer Gehirnerschütterung“, sagt SG-Erfolgstrainer Maik Machulla, mochte Bührer aber auch keine Absicht unterstellen. Für Ben Matschke war’s keine Rote Karte: „Beide gehen zum Ball.“

Guter Tomovski

„Dieser Weg wird kein leichter sein …“ Zu diesen Liedzeilen laufen die Gastmannschaften in der Eberthalle. Nein, ein Spaziergang zu Sieg und zwei Punkten wie es zuletzt den Füchsen Berlin vergönnt war, sollte es für die SG nicht werden. Obwohl das nach der Pause phasenweise doch so den Anschein hatte. Die SG führte wohl schnell 2:0 (2.), aber die Eulen wehrten sich. Nach 20 Minuten waren sie nach Pascal Duraks zweitem verwandelten Siebenmeter auf 7:9 heran, lagen aber zur Pause mit 11:15 zurück. Mit sechs technischen Fehlern vor der Pause – am Ende waren’s elf - hatten die Eulen dem Top-Team das Verteidigen und Toreschießen erleichtert. Martin Tomovski im Eulen-Tor hatte in Halbzeit eins zwar wie Benjamin Buric auf der Gegenseite sechs Paraden, aber die Gegenstöße des Spitzenreiters hatten es in sich. Die SG spielt ihre Angriffe – auch nach Gegentoren – mit höllischem Tempo. So hatte Linksaußen Hampus Wanne bis zur Pause schon sechs Treffer auf dem Konto, obwohl Tomovski zwei seiner Gegenstöße großartig vereitelt hatte. Die kämpferische Einstellung der Eulen stimmte, im 5:1 wusste Pascal Bührer als vorgezogener Abwehrmann ebenso zu überzeugen wie in seinen Minuten auf Linksaußen. Nach seinem 11:14, nach tollem Rückhandzuspiel von Dominik Mappes erzielt, aber wollten die Eulen zu schnell zu viel, wollten 19 Sekunden vor der Pause das Anschlusstor und kassierten mit der Schlusssirene das 11:15. Da zahlten die Eulen Lehrgeld! Als Gast auf der Tribüne: Daniel Wernig, der zwei Monate als Falk-Ersatz bei den Eulen unter Vertrag stand, Leistung brachte und mit viel Herz bei der Sache war. Seine Identifikation mit Mannschaft und Verein tut gut.

14 Tempogegenstoß-Tore gefangen

„Ich bin sehr zufrieden, der Sieg ist auch in der Höhe verdient“, frohlockte SG-Trainer Maik Machulla. „Wir hatten eine sehr starke Präsenz in der Abwehr und haben Ludwigshafen zu Fehlern gezwungen“, sagte Machulla, dessen Mannschaft viele Register ihres großes Könnens ausspielte. „Flensburg hat sofort gezeigt, dass das eine Spitzenmannschaft ist – sehr heiß mit viel Mentalität“, anerkannte Ben Matschke. „Wir haben es nicht geschafft, die Gegenstöße zu verhindern, haben 14 Tore über Tempogegenstöße bekommen“, haderte Matschke. „Wir haben gleich wieder hoch zurückgelegen, 1:5 nach acht Minuten. Dann wird es schwer gegen so eine Mannschaft“, sagte Alex Falk, der nach dreimonatiger Verletzungspause natürlich noch nicht die Top-Form haben kann. „Ich bin froh, dass ich wieder spielen kann, bin aber noch nicht bei 100 Prozent, da fehlen Kraft, Schnelligkeit und Sicherheit im Abschluss“, sagte der 23-Jährige. Im neuen Jahr beim Re-Start will Falk wieder in Bestform sein. Am Dienstag geht’s zum 4-Punkte-Spiel nach Coburg. Falk:„ Das wollen, das müssen wir gewinnen!“

Statistik

Eulen Ludwigshafen: Tomovski (1. – 40., 50.- 56.), Škof (36. Siebenmeter, 40. – 50.), Hoblaj (ab 56.) - Klein, Mappes (3), Valiullin (7) - Durak (2/2), Scholz - Haider – Dietrich, Meddeb (1), Gorpishin, Bührer (2), Falk (1), Neuhaus (2), Wagner (2)
SG Flensburg-Handewitt: Buric - Röd (2), Gottfridsson (3), Mensah Larsen (3) - Svan (1), Wanne (13/3) – Golla (2) – Hald, Steinhauser (3), Heinl (1), Sikosek Pelko, Sögard, Holpert (1)

Spielverlauf: 1:5 (8.), 4:8 (14.), 7:9 (20.), 8:13 (26.), 11:15 (Halbzeit), 11:17 (33.), 13:17 (36.), 13:23 (44.), 19:28 (59.), 20:29 (Ende) - Siebenmeter: 2/2 - 3/3 - Zeitstrafen: 1/1 - Rote Karte: Bührer (44.) - Zuschauer: keine - Schiedsrichter: Heine/Standke (Wendeburg/Ronnenberg).