Keine Angst vor großen Tieren

21.04.2021 11:00 // hk

Mehr Hausmacht geht fast nicht: Die SG Flensburg-Handewitt, am Donnerstag (19 Uhr) Gastgeber der Eulen Ludwigshafen, ist seit drei Jahren in der FLENS-Arena ungeschlagen. Die SG führt die Tabelle der Handball-Bundesliga mit 42:4 Punkten an. Einen Zähler dahinter lauert Rekordmeister THW Kiel. Die Eulen sind mit 13:37 Punkten Viertletzter. Sie haben zwei Zähler weniger auf dem Konto als HBW Balingen-Weilstetten auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz. Nach dem Mittwochstraining starten die Eulen im Mannschaftsbus in Richtung Norden. In Hamburg wird übernachtet, dann geht’s weiter nach Flensburg. Nach den 60 Minuten geht es zurück in die Pfalz. „Das wird wieder ein anstrengender Tag. Aber ich bin sicher, Ben gibt uns danach ausreichend Zeit zu regenerieren“, sagt Spielmacher Pascal Bührer. Die Partie wird von Steven Heine aus Wendeburg und Sascha Standke aus Ronnenberg geleitet. Sky überträgt live.

Bundesliga kurios

Der letzte Sonntag war ein Spieltag mit kuriosen Ergebnissen im deutschen Handball-Oberhaus: So blieb Frisch Auf Göppingen wohl zum zehnten Mal in Serie ungeschlagen, hatte beim 26:26 (13:13) gegen die im Abstiegskampf befindliche HSG Nordhorn-Lingen aber Glück, auf den letzten Drücker wenigstens einen Punkt zu retten. Bemerkenswert: Marcel Schiller, mit 172 Saisontoren derzeit Erster der Torjägerliste, hatte einen rabenschwarzen Tag. Er warf nur ein Törchen. Schiller, vom Punkt aus auch in der Nationalmannschaft eine Bank, vergab drei Siebenmeter. Frisch Auf vermasselte sechs von neun Siebenmetern. Kurios auch der Auftritt der Flensburger bei Tusem Essen. Der abstiegsgefährdete Aufsteiger war beim 28:29 (14:15) ganz nah an der Sensation. „Ich habe das Spiel geschnitten. Buric und Bergerud hatten nur zwei Paraden. Ich kann mich nicht erinnern, dass man ein Bundesligaspiel mit nur zwei Paraden gewinnen kann…“, staunte Eulen-Coach Ben Matschke nicht schlecht: „Man muss da sein, wenn sich die Chance bietet.“

Der taktische Reifeprozess

„Ich will keinen schönen Ausflug nach Flensburg machen! Bei unseren letzten beiden Spielen dort haben wir gut ausgesehen. Das will ich wieder sehen“, fordert Ben Matschke vor Antritt der Dienstreise. Plantreue ist gefragt. Der Coach freut sich am Fleiß, am Lernwillen seiner Jungs. Entwicklung – ein Schlüsselwort in diesen Zeiten. Da ist der taktische Reifeprozess. Da ist die nachhaltige Steigerung von Max Neuhaus. Da ist die Möglichkeit auf Rechtsaußen mit Pascal Durak und Alex Falk zu agieren. Linksaußen – Jan Remmlinger hat sich als mehr als nur eine Notlösung auf der Position bewiesen. Aber da ist auch - wirkungsvoll – im 5:1 in der Abwehr „Johnny“ Scholz. Wie der zuletzt beim 28:24 gegen TBV Stuttgart einen perfekten Tempogegenstoß nach Škofs millimetergenauem Pass verwertete – ganz besonders! Aber da ist auch Pascal Bührer. Er zeigt, dass er die Mannschaft führen kann.

Plantreue unabdingbar

„Jeder da unten punktet irgendwie …“, sinniert Pascal Bührer, der Mittelmann: „Aber wir sind auf einem guten Weg. Wir wissen, dass wir gerade die direkten Duelle gewinnen müssen.“ Bührer, 25, hat seinen Kontrakt bei den Eulen um zwei Jahre verlängert. Nach dem Ausfall von Dominik Mappes im Derby in Mannheim bekam Bührer mehr Spielzeit und mehr Verantwortung. Die Chance nutzte der Mann mit der Nummer 24 eindrucksvoll. „Das ist auch mein Anspruch, Führung zu übernehmen“, sagt Bührer. „Wir haben ein gutes Spielsystem“, sagt Bührer und freut sich über die „Plantreue“. Stark: Als „Günnes“ Dietrich zuletzt gegen Stuttgart verletzt raus musste, Hendrik Wagner von halbrechts auf halblinks wechselte, kam Jannek Klein – und überzeugte mit drei Toren, einem Pfostenschuss und einem erarbeiteten Siebenmeter. Pascal Bührer: „Das zeichnet uns aus – wir können auf jeder Position antworten. Wir sind sehr, sehr gut in der Breite aufgestellt. Jannek Klein hatte einen guten Tag und einen guten Touch.“

Dankbar fürs Vertrauen

„Ich will das Vertrauen zurückzahlen“, betont Pascal Bührer. „Dass ich mehr Spielzeit bekomme, gibt mir Selbstvertrauen und Sicherheit“, sagt der Mittelmann. Dass Flensburg mit seiner Europa-Auswahl ein absolutes Top-Team darstellt – sonnenklar. „Das haben wir häufiger in der Bundesliga: Die Löwen, Kiel …“, weiß Bührer. Aber Angst vor großen Tieren darf und soll es nicht geben, betont der 25-Jährige. „Es geht für uns darum, unser Spiel aufzuziehen, die Großen zu ärgern und zu schauen, was dann möglich ist …“