Eulen-Kapitän Max Haider beendet seine Karriere

03.02.2025 14:30 // hk

Der Kapitän geht von Bord: Max Haider, seit Januar 2017 bei den Eulen Ludwigshafen, seit 2022 Mannschaftskapitän, beendet seine Profi-Karriere nach Ende der laufenden Saison aus gesundheitlichen Gründen. Die Entscheidung machte der am 26. April 1996 in Wiesbaden geborene Kreisläufer am Montag in einer Pressekonferenz seines Vereins öffentlich.

Der Rücken spielt nicht mehr mit

„Es gibt ein paar Gründe für diese Entscheidung. Ein gewichtiger Grund ist die Verletzung des Rückens. Das würde sich auch nicht verbessern, wenn ich irgendwo auf niedrigerem Level weiter Handball spielen würde“, erklärt der 28-Jährige, der speziell in den letzten zwei Jahren immer wieder und immer öfter mit seiner Rückenproblematik zu kämpfen hatte, diverse Reha-Maßnahmen durchlief, um seinen Sport weiter betreiben zu können. Der Erfolg blieb aus, die Schmerzen kehrten in immer kürzeren Zeitabständen zurück. In der laufenden Runde kam Max Haider, der die handball-spezifische Saisonvorbereitung komplett verpasste, in zehn von 17 Spielen zum Einsatz und erzielte 18 Tore. Glanzvoll war sein Comeback am 8. Spieltag beim sensationellen 32:23 gegen Spitzenreiter Bergischer HC. Die Schmerzen aber kamen wieder …

„Die schwerste Entscheidung meines Lebens“

Immer wieder zwangen Rückenprobleme den Kapitän in den letzten zwei Jahren zu Trainingspausen, zu leidigen Zwangspausen. „Ohne entsprechendes, regelmäßiges Training, ohne eine harte Saisonvorbereitung, kannst du keine Top-Leistungen bringen. Ich kann so meinem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden“, begründet Haider das frühe Ende seiner Laufbahn. Einen „positiven Nebeneffekt“ des Karriereendes sieht Max Haider in den dann freien Wochenenden, in viel mehr Freizeit, in ausreichender Zeit „um das Ganze einmal aufzuarbeiten“. Haider: „Der Teamgedanke, der Wettkampf, das wird mir schon fehlen. Es gibt keine externen Faktoren für meinen Entschluss aufzuhören, nur meine Gesundheit, mein Privatleben, mein Bild von meiner Gesundheit. Diese Entscheidung ist die bisher schwerste in meinem Leben.“

Aus dem Löwen-Rudel ins Eulen-Nest

Max Haider, von Kindesbeinen auf großer Fan der Olympischen Spiele und Bewunderer erfolgreicher Olympioniken, ist in München aufgewachsen. Mit dem Handball begann er beim TSV Allach 09 und fing Feuer. Mit 15 ging er, vom Ehrgeiz angetrieben, Profi zu werden, ins Handball-Internat nach Kronau, reifte im Löwen-Rudel, wurde Jugend- und Junioren-Nationalspieler. Im Januar 2017 dann der Wechsel zu den Eulen, fünf Monate später war er Teil der Mannschaft, die unter der Regie von Trainer Ben Matschke den Aufstieg in die Bundesliga schaffte. Damit gerechnet hatte Haider, 20 Jahre jung, nie und nimmer. Die märchenhafte Geschichte hatte ein erstes Kapitel …

Der Musterprofi

„Ich war jung und unbekümmert, konnte befreit aufspielen“, sagt Haider beim Blick zurück auf unfassbar spannende acht Jahre im Dress der Eulen. „Ich konnte mich in den acht Jahren menschlich extrem entwickeln. Ich durfte tolle Menschen, gute Teamkameraden und wunderbare Fans kennenlernen, Menschen, die mich auch geprägt haben“, bilanziert der von seinen Trainern stets als Musterprofi geschätzte Kreisläufer.

Geschichte geschrieben

2022 ernannte ihn Trainer Michel Abt zum Kapitän. „Es ist mir eine Ehre, Kapitän der Eulen zu sein“, betonte Haider immer wieder. Max Haider: „Die Eulen sind meine Heimat! Ich durfte die komplette Reise durch die 1. Bundesliga miterleben. Das war super anstrengend, mental die lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich durfte vier Jahre auf dem höchst möglichen Niveau Handball spielen. Diese Zeit möchte ich niemals missen! Der Umgang mit Erfolgen, mit Niederlagen, immer wieder aufzustehen. Das war unglaublich emotional. Der Aufstieg 2017, der Klassenerhalt 2018, der Klassenerhalt 2019 in letzter Sekunde …“ Der 9. Juni 2019, das 31:30 (14:15) gegen GWD Minden beim gleichzeitigen 25:25 der SG BBM Bietigheim gegen den VfL Gummersbach – die Eulen waren dank der um ein Tor besseren Tordifferenz gegenüber dem punktgleichen VfL Gummersbach gerettet, Bietigheim und Gummersbach stiegen ab. „Das Wunder von Ludwigshafen 2.0“, da schrieb Haider mit seinen Kameraden ein Stück deutscher Handballgeschichte. „Früher habe ich mit meinem Papa immer Olympia geguckt und gefragt, warum weinen die auf dem Podest denn, sie haben doch gewonnen? Das sind Freudentränen, hat mir mein Papa erklärt …“ Freudentränen hat auch Max Haider an jenem wunderbaren 9. Juni vergossen.

Dankbar für großes Vertrauen

„Ich möchte allen im Verein danken, dass ich so lange hier spielen durfte. Ich bin allen dankbar für das große Vertrauen, das ich genießen durfte. Am Ende sind es achteinhalb Jahre – das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Ich möchte allen danken, den Gesellschaftern, der Geschäftsstelle, den Trainern, meinen Mannschaftskameraden, den Partnern und Fans - und ganz besonders meiner Familie“, sagt „Haidi“, der sich auf beruflichem Sektor vor spannenden Herausforderungen sieht. Er hat bewundernswerte Grundlagen für die Zeit nach der Profi-Karriere geschaffen. Er hat den Bachelor in BWL, den Master in Business Management mit Schwerpunkt Sales, dazu kommen Ausbildungen als Coach und Berater für emotionale Gesundheit und als Ernährungsberater. Zudem erlangte das Multi-Talent die Lizenz als Fitnesstrainer.

„Ein vorbildlicher Kapitän“

„Max Haider hat als Kreisläufer in den letzten acht Jahren eine erfolgreiche Zeit der Eulen entscheidend mitgeprägt“, würdigt Eulen-Geschäftsführer Domenico Marinese den Mann mit der Nummer 14. Marinese: „Max Haider führt die Mannschaft seit 2022 als vorbildlicher Kapitän. Er ist eine herausragende Persönlichkeit und ein großartiger Botschafter der Eulen auf und neben dem Platz. Er ist ein Gesicht des Vereins, er stand und steht für Loyalität, Professionalität und Fan-Nähe.“ Es spreche für Haiders Verantwortungsbewusstsein für Mannschaft und Verein, dass er seine Entscheidung, seine Karriere zu beenden, sehr frühzeitig mitgeteilt habe und den Eulen so die Chance gebe, eine Lücke im Kader zu schließen.

Eine Ära geprägt

„Max hat bei den Eulen eine Ära mit geprägt, er ist auf und neben dem Feld eine Institution. Er hat seine Aufgaben als Kapitän auf und neben dem Feld mit Herzblut erfüllt“, streicht Trainer Johannes Wohlrab die Bedeutung des Kreisläufers und Führungsspielers heraus. „Max Haider ist eine Persönlichkeit, die nicht eins zu eins zu ersetzen sein wird“, sagt der Coach. Angesichts seiner Krankenakte, der peinigenden Rückenschmerzen, die Haider im Training und in den Spielen zusetzten, sei die Entscheidung die Karriere zu beenden aber absolut nachzuvollziehen. Wohlrab: „Es gibt ja auch ein Leben nach der Karriere, das Max möglichst gesund genießen möchte.“

Die Eulen sagen DANKE

Max Haider steht vor den letzten 17 Punktspielen seiner Karriere. Die Eulen als Kapitän ans sichere Ufer fernab der Abstiegszone der 2. Bundesliga zu führen ist das Ziel auf der letzten Etappe einer stolzen Karriere. Am 7. Juni mit dem Heimspiel gegen den TV Hüttenberg fällt der Vorhang. Dann sagen die Eulen einem fabelhaften Sportsmann DANKE. Danke für achteinhalb wunderbare Jahre. Dass sich Max Haider wünscht, dass bei „seinen“ Eulen wieder Ruhe einkehrt, der alte Zusammenhalt wieder gelebt wird, versteht sich von selbst. Max Haider plädiert für das Miteinander, an den Zusammenhalt der Eulen-Familie: „Nur zusammen, nur als Einheit, können wir sportlich erfolgreich sein!“

Fotos: Dennis Weissmantel, Harry Reis, Ingrid Anderson-Jensen, Soerli Binder, Alibek Käsler, Jenniver Röczey