Der zweite Tag

06.08.2020 20:00 // hk

Die Gegend gilt als Wintersportparadies, im Sommer ist das Brixental ein Mekka für Wanderer. Für die Spieler des Handball-Bundesligisten Eulen Ludwigshafen, seit Mittwoch im Sportresort Hohe Salve in Hopfgarten im Trainingslager, ist harte Arbeit angesagt. Der zweite von fünf Trainingstagen begann heute mit „richtigem“ Handball, ein Krafttraining schloss sich an. Am späten Nachmittag stand dann eine als „Gaudi“ angepriesene Einheit an, die viel Schweißvergießen versprach: „Bike & Run“. Das heißt: Ein Teil fährt Rad, ein Teil rennt – dann wird gewechselt. Für 20.15 Uhr wurde das Abendessen terminiert. Ein Dresscode ist festgelegt – bei der Anreise, fürs Frühstück oder fürs Essen. Die jeweilige Kleiderordnung wird jedem Spieler via WhatsApp übermittelt. Beispielsweise: schwarzes Hummel Shirt, schwarze Hummel Hose – kurz oder lang. Wer einen Pulli tragen möchte, wird auf rot festgelegt. „Die Jungs sind schon von der Location beeindruckt“, stellt Geschäftsführerin Lisa Heßler fest, die ein Paket voll Arbeit mit auf die Reise nahm. Bedeutsam: das Hygienekonzept. Wichtig: Nach dem Abendessen besteht für die Spieler noch Gelegenheit, sich von Physiotherapeut Carsten Zotz behandeln zu lassen. Er gehört zum Ludwigshafener Praxisteam von Christian Simon. Der frühere Fußballer hat sich mit seiner Mannschaft dem Eulen-Projekt mit viel Herzblut verschrieben. Athletiktrainer Sven Friedrich kümmerte sich heute ganz speziell auch um Jannik Hofmann und dessen Reha-Programm. Der Linksaußen steht nach seiner im Januar erlittenen schweren Knieverletzung im Aufbautraining. 

„Wir haben Partner“

Das Trainingslager, ermöglicht durch den „Eulen Club 100“, ist ein Herzenswunsch des Trainers. Ben Matschke hatte nach dem Abbruch der Saison 2019/2020 viel Zeit in die Unterstützung der Geschäftsführung investiert. Es ging darum, das Überleben der Eulen zu sichern, Liquidität herzustellen, Partner zu besuchen, zu treffen und zu überzeugen, in schwerer See im Boot zu bleiben. „Wir haben mehr als Sponsoren, wir haben Partner“, ist eine Losung, die Geschäftsführung, Trainer und Mannschaft auch leben. Jetzt ist Matschke wieder in seinem Element – der Ball rollt, die Vorbereitung läuft. „Ohne Übertreibung: Ich freue mich auf jedes Training. Jetzt mache ich primär wieder das, was meine eigentliche Aufgabe ist“, betont der Coach.

Gesellschafter optimistisch

Angetan von der guten Stimmung im Team zeigte sich Norbert Rühm, einer der vier Gesellschafter der Eulen GmbH, nach seinem Besuch beim Montagstraining. Rühm: „Die Jungs sind wirklich gut drauf. Ich glaube, die sind schon richtig fit.“ Auch Gesellschafter-Urgestein Rudolf Heßler strahlt Zuversicht aus. Die schöpft er vor allem auch aus der Vertragsverlängerung von Torhüter Gorazd Škof.  „Ich glaube wir bekommen eine richtig gute Abwehr“, prognostiziert Rudolf Heßler.

Matschkes Rollenspiel

Für Trainer Ben Matschke ist es in den Tagen in Österreich wichtig, die Mannschaft auch menschlich zusammenwachsen zu sehen. Führungskräfte wie Kai Dippe und mit Freddy Stüber zweiter emotionaler „Leader“ sind weg, dazu mit Jerome Müller der Torjäger. Das heißt – auch Hauptrollen werden neu vergeben. Auf und außerhalb des Parketts. „Das will ich in Österreich machen“, sagte Matschke vor Beginn der Dienstreise. So gibt es ja im Team beispielsweise einen Trikotwart, einen Kaffeewart oder einen „Vorturner“ bei Warm-up. Da fand Max Haider in den ersten Trainingseinheiten viel Beifall der Kollegen. Vakant ist nach Dippes Karriereende die Position des stellvertretenden Kapitäns, des Stellvertreters von Gunnar Dietrich. Dass muss nicht zwingend Heimkehrer Christian Klimek sein, betont der Trainer. Klimek gehe mit oder ohne Spielführerbinde entschlossen voran, sagt der Coach und orakelt: „Vielleicht tut das Amt einem ganz anderen ja gut…“