32 : 24
(15 : 10)

TuS Ferndorf

Rottschäfer (29., 45. bei Siebenmetern und ab 49. Hottgenroth) - Lukas Schneider, Persson, Neuhold (2) - Eres (9), Ten Velde (11/4) – Mattis Michel (1) – Koloper, Bornemann (7), Siegler, Julian Schneider (1), Kasai (1)

Die Eulen Ludwigshafen

Ašanin (1. - 36., ab 41.), Urbič (22. bei einem Siebenmeter, 36. - 41.) - Salger (3), Neuhaus (5/1), Dietrich (1) - Durak (5/3), Hofmann - Klimek (1) – Meddeb, Meyer-Siebert (7), Eisel (1), Keskic, Falk (1)
Spielverlauf: 0:1 (2. Minute), 2:3 (7.), 3:4 (10.), 6:4 (14.), 8:5 (17.), 12:7 (23.), 15:8 (26.), 15:10 (Halbzeit), 15:12 (32.), 17:14 (35.), 20:15 (38.), 25:19 (46.), 26:20 (49.), 30:22 (55.), 32:24 (Ende)
Siebenmeter: 7/4 - 5/4
Rote Karten: Neuhold (17.)
Zeitstrafen: 3/3
Zuschauer: 929
Schiedsrichter: Engeln/Schmitz

Schnelle Reaktion nach Schlappe gefordert

01.05.2022 12:00 // hk

Eine Schwalbe macht noch längst keinen Sommer: Drei Tage nach dem Arbeitssieg beim TSV Bayer Dormagen sind die Eulen Ludwigshafen in Kreuztal regelrecht untergegangen. Beim TuS Ferndorf gab es am Samstagabend eine herbe Schlappe: 24:32 (10:15) unterlagen die Eulen, die neben Pascal Bührer, Max Haider, Jannek Klein und Jan Remmlinger auch auf den an der Wade verletzten Hendrik Wagner verzichten mussten.

Auch zwei frühe Auszeiten helfen nicht

Die Eulen führten in der Anfangsphase: 1:0 durch Pascal Durak nach 94 Sekunden, 2:1 (7.) und 4:3 durch Max Neuhaus (10.). Dann aber nahm das Spiel der Ferndorfer Fahrt auf. Die beiden Außen - Josip Eres rechts und Rutger Ten Velde links – machten die Musik. Nach dem 5:4 durch einen Tempogegenstoß Eres’ nach Gunnar Dietrichs vergebener Chance nahm Michael Biegler die erste Auszeit (12.). Fünf Minute später folgte Bieglers zweite Auszeit, Ferndorf führte 8:5. „Wacht endlich auf“, appellierte der Coach, dem Böses schwante. Unbeeindruckt von der Roten Karte, die der stark gestartete Christoph Neuhold nach Foul an Stefan Salger in der 17. Minute quittierte, dominierte der TuS die Partie mit leidenschaftlicher Abwehrarbeit, viel Tempo und starker Chancenauswertung. Kai-Bastian Rottschäfer, für den verletzten Lucas Puhl im Tor, hatte die wichtigen Paraden bei freien Chancen von Christian Klimek, Pascal Durak, Enes Keskic und Julius Meyer-Siebert. Im Tor der Eulen durfte sich Matej Ašanin von seiner Abwehr oft allein gelassen fühlen. Er haderte, er verzagte, er hatte am Ende neun Paraden, wehrte zwei Siebenmeter ab, kassierte aber allein 16 Tore über die Außen. Rechtsaußen Eres machte neun über seine Seite, der insgesamt elfmal erfolgreiche Rutger Ten Velde traf sechsmal von links, einmal war von dort Oleksandr Kasai erfolgreich. „Wir haben uns in der Abwehr allein gelassen und wenig gegenseitig geholfen. Das hat es Ferndorf leicht gemacht, Tore zu erzielen. Das darf in so einem Spiel nicht passieren, vor allem nicht, wenn wir uns in der Woche einen Plan ausarbeiten und dann gar nichts davon umsetzen - weder in der Abwehr noch im Angriff“, bekannte Pascal Durak. „Ferndorf hat vollkommen zu Recht – auch in der Höhe – gewonnen. Wir waren einfach schlecht“, gestand der Rechtsaußen, der drei seiner vier Siebenmeter verwandelte. Durak analysiert die Niederlage so: „Die Helferfunktionen waren nicht da. Da wurden in Eins-zu-Eins-Situationen die zentralen Positionen früh verlassen. Dann ging es weiter – weiter – weiter. Die haben das richtig gut gemacht. Ich konnte machen was ich wollte: Bin ich mal höher auf die Halben, kam der Ball von der Mitte auf die Außen. Habe ich es ein bisschen passiver probiert, haben sie gefühlt ein Viertel vom Feld Platz gehabt.“

Biegler kritisiert Einstellung

„Der Sieg von Ferndorf ist auch in der Höhe verdient. Die Auszeiten habe ich so früh genommen, weil wir gar nicht präsent waren. Die Performance stimmte nicht! Wir haben eine Schlappe gekriegt, weil wir den Kampf überhaupt nicht angenommen haben. Wir waren von der Geschwindigkeit nicht da. Wir waren vom Kopf nicht da. Einige Spieler haben geglaubt, sie könnten sich ohne Einsatz behaupten“, monierte Trainer Michael Biegler die Einstellung. Dem stimmte Linksaußen Jannik Hofmann zu. „Kurz und knapp: Wir waren oft einen Schritt zu spät, das war alles in allem ein Schritt zu wenig. Ein Riesenkompliment an Ferndorf, wie sie gespielt haben: super beweglich, super aggressiv, super emotional. Eigentlich genau die drei Sachen, die wir uns vorgenommen haben …“ Die Schuld an der neuerlichen Niederlage, der sechsten in den letzten sieben Spielen, schreibt Hofmann der gesamten Mannschaft zu: „Wir hatten einen guten Matchplan, wir waren gut vorbereitet. Aber ohne die drei Eulen-Attribute – Kampf, Leidenschaft und Emotion - kann der Matchplan so gut sein wie er will …“

Nur kurz keimte Hoffnung

Vor der Pause kamen die Eulen durch einen Doppelschlag von Meyer-Siebert und Durak auf 10:15 heran, der 4:0-Lauf nach zwei schnellen Treffern Meyer-Sieberts nach der Pause ließ die unermüdlich trommelnde kleine Fan-Kolonie der Eulen kurzzeitig auf die Wende hoffen: 15:12 nach 32 Minuten, 17:14 nach 35 Minuten, dann aber wurde das leere Tor verfehlt. Trafen die Eulen – wie Durak in der 38. vom Punkt - antwortete Ferndorf postwendend. So durch Eres in der 39.: 21:16. Bieglers dritte Auszeit folgte: „Wir waren schon zweimal dran von drei auf zwei zu stellen …“ Das gelang nicht, denn Ferndorf, dirigiert vom überragenden Jörn Persson, hatte immer wieder Lösungen. So spazierte Andreas Bornemann mit Wucht zielgerichtet durch den Deckungsverbund der Eulen, die Umstellungen auf 5:1 und 4:2 brachten nichts. Die Eulen erlebten ein fettes Desaster.

„Wir waren chancenlos“

Mit sieben Treffern bei neun Versuchen war Julius Meyer-Siebert erneut bester Werfer der Eulen. Ein Trost war das dem 21-Jährigen aber nicht. Die Leihgabe des SC DHfK Leipzig analysiert die Niederlage so: „Wir sind sehr enttäuscht über die Leistung, wie wenig gepasst hat, wie viel gefehlt hat. Wir sind in erster Linie auch enttäuscht darüber, dass wir uns dem Kampf von Ferndorf nicht stellen konnten.“ Von der generellen Kritik am Auftreten mochte sich auch „Jule“ Meyer-Siebert nicht ausnehmen. Er bekannte: „Ich bin genauso dabei. Ich bin bei ganz vielen Sachen auch unzufrieden, wo ich in der Abwehr einen Tick zu spät gekommen bin.“ Nach dem knappen Sieg in Dormagen habe man geglaubt, die Wende geschafft zu haben, sagte Meyer-Siebert, den die Niederlage und vor allem die Art und Weise wie sie zustande kam, schmerzt: „Heute waren wir chancenlos. Das ist sehr, sehr bitter. Das ist nicht unser Anspruch.“

Wille und Bereitschaft fehlen

„Das war viel zu wenig! Es ist viel zu leicht, Tore gegen uns zu werfen“, sagte Pascal Durak nach dem Desaster im Siegerland. Er mag nicht mehr von der eigentlichen Kaderqualität sprechen, sondern sieht sich und seine Kollegen im Hier und Heute, durch harte Arbeit im Training wie im Spiel gefordert, Lösungen zu erarbeiten. Nur so ist die Krise zu besiegen! Durak: „Wir hatten uns viel vorgenommen, wir wollten hier anders auftreten, gerade auch, weil es ein Vier-Punkte-Spiel war. Was Bereitschaft und Wille angeht, hat uns das heute komplett gefehlt.“ Das muss schnell anders werden: Am Mittwoch (19 Uhr) ist der Tabellenfünfte ThSV Eisenach, am Samstag 33:30-Derbysieger gegen EHV Aue, zu Gast in Ludwigshafen.

(Fotos: Roger Becker)