Saisonauftakt in der „Ebert-Hölle“

04.09.2024 12:00 // hk

Es geht wieder los: Am Freitag (20 Uhr) starten die Eulen Ludwigshafen in der Friedrich-Ebert-Halle gegen GWD Minden in die Zweitliga-Saison 2024/25. Schiedsrichter der Partie sind Thomas Kern aus Bellheim und Thorsten Kuschel aus Kandel. Dyn überträgt - wie alle Spiele der 1. und 2. Handball-Bundesliga - live und auf Abruf. Das Reporter-Duo in der „Ebert-Hölle“ startet unverändert in die neue Runde: Karsten Knäuper, der kühle Klare aus dem Norden, weiß die Eulen-Ikone Thorsten Laubscher weiter als „Co“ an seiner Seite.

Freddy Stüber trifft Tom Bergner

In der „ewigen Tabelle“ der Zweiten Liga seit 1981/82, die der TV Emsdetten, der 35 Jahre dabei war, anführt, und die beim TV Apolda endet, der sich mit 1:51 Punkten nach einem Kurz-Gastspiel für immer verabschiedete, sind die Eulen Dritter. Sie waren 23 Jahre in Liga 2 dabei, haben 808 Spiele im Bundesliga-Unterhaus bestritten, 436 gewonnen, 290 verloren und 82 mal unentschieden gespielt. Unterm Strich stehen 954:662 Punkte. 2010/11 und 2014/15 sowie von 2017 bis 2021 spielten die Eulen in der Bundesliga.

GWD Minden spielte 2021 Schicksal für die Eulen, besiegelte deren Abstieg, stieg 2023 aber dann selbst ab und strebt nach der verkorksten letzten Runde, in der es lange gegen den Abstieg ging, eine bessere Platzierung als zuletzt mit Rang 15 an. Mit Aaron Ziercke (52), der Adalsteinn Eyjolfsson während der Runde als Cheftrainer abgelöst hatte, gelang die Wende und wurde der Klassenverbleib gesichert. „Von der Papierform her hat Minden einen Kader, der die Ambition haben muss aufzusteigen“, urteilt Eulen-Coach Johannes Wohlrab. So hält er GWD-Schlussmann Malte Semisch für „den besten Torhüter der Liga“. „Alexander Weck und Tom Bergner haben ein blindes Verständnis“, sieht Wohlrab eine besondere Gefahrenquelle in den beiden Neuzugängen, die schon beim Bergischen HC zusammenspielten. In der letzten Saison stand Bergner, ein Mentalitätsspieler, bei den Eulen auf Leihbasis unter Vertrag. Bergner gegen seinen Nachfolger Freddy Stüber … ein Schlüsselduell am Freitagabend.

Das Eulen-Herz auf die Platte bringen

GWD weiß Klasse im Kader, der letzte Saison lange unter Wert spielte, GWD hat sich aber auch – abgesehen von Bergner und Weck – verstärkt. In Ian Weber, den Wohlrab aus gemeinsamer Zeit in Hüttenberg kennt und schätzt, hat GWD nach Einschätzung des Eulen-Trainers „einen der besten Mittelmänner der Liga“ verpflichtet. Aus Hagen kam der Ex-Nordhorner Philipp Vorlicek, auf Halbrechts eine Größe in Liga 2. „Wir wollen, wir müssen über das Kollektiv kommen“, sagt Johannes Wohlrab, der seine Abwehr besonders gefordert sieht. Nur so sei angesichts der individuellen Klasse des Gegners was zu holen. Joh Wohlrab: „Wir haben den Anspruch unsere Fans in der ,Ebert-Hölle‘ mitzunehmen. Dass der Funke vom Parkett auf die Ränge überspringt, liegt in unserer Verantwortung. Es geht darum, das Eulen-Herz auf die Platte zu bringen!“

Dauerbrenner Alex Falk

Einer der Anführer der jungen Eulen, deren Kader im Schnitt 23,6 Jahre alt zählt, ist Rechtsaußen Alexander Falk. Der gebürtige Ludwigshafener begann mit sieben Jahren bei den Minis der TSG Friesenheim. Er war nur 2015/16 weg, um beim TV Hochdorf A-Jugend-Bundesliga zu spielen. 2016 kam er zurück und steht vor seiner neunten Saison als Eulen-Profi. „Falko“ ist der dienstälteste Spieler im Kader. „Es fühlt sich für mich nicht so an, dass das schon so lange ist … Es macht mir ja aber auch immer noch Spaß, deshalb hatte ich meinen Vertrag ja auch verlängert“, sagt der Mann, der die Nummer 20 auf dem Trikot trägt. „Es ist extrem wichtig, gut zu starten“, sagt „Falko“: „Wir haben ein knackiges Auftaktprogramm. Gut, dass wir gleich zwei Heimspiele haben, in der ,Ebert-Hölle‘ ist immer viel möglich. Wir sind nicht der Favorit. Aber wir haben auch unsere Außenseiterchance …“
Acht Jahre bildete Falk ein Supergespann mit Pascal Durak auf Rechtsaußen. Nach dessen schwerer Schulterverletzung kam im letzten Herbst Theo Straub aus dem Talentschuppen der Rhein-Neckar Löwen. „Theo macht es super, er schnappt alles auf, was er hört und was man ihm sagen kann“, schwärmt Falk: „Es hat mit Durak geklappt und Spaß gemacht! Und so entwickelt es sich jetzt mit Theo …“ Die Außen - rechts Falk und Straub, links Kian Schwarzer und Tim Schaller - sind ein Schlüssel zum Erfolg. Mit der Saarland-Connection (Eisel, Schaller, Schwarzer) und Finn Leun war Falk letzten Samstag auf dem Betzenberg, sah das 3:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen Hertha BSC. „Es hat Spaß gemacht, ein klasse Spiel mit vielen Toren. Nur schade, dass Lautern verloren hat“, sagt Falk. Ihm ist das Miteinander, ihm ist der Teamgeist wichtig. Dazu zählen auch gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit.

Ehrengäste Henning Fritz und Christian Zeitz

Am Freitag sind – auf Einladung von Lotto Rheinland-Pfalz und der Eulen – 15 Mitstreiter des Kinderschutzbundes Ludwigshafen zu Gast beim Spiel gegen Minden. Beim Empfang im VIP-Raum werden sie auch von zwei Ehrengästen begrüßt, die Handballgeschichte geschrieben haben: Henning Fritz (49), der auch bei der Lotto-Elf fußballerische Qualitäten beweist, und Christian Zeitz (44). Sie gehörten zu der deutschen Nationalmannschaft, die 2004 Olympia-Silber holte und Europameister geworden ist, 2007 Weltmeister wurde. Fritz, Welthandballer 2004, wurde Meister mit Magdeburg und gleich viermal mit dem THW Kiel. Zeitz, einst ein Weltklasse-Linkshänder, wurde mit den Kielern gleich neunmal Meister. Als U21-Nationalspieler hat Alex Falk die Legende Fritz kennengelernt: „Henning Fritz war Torwart-Trainer der Junioren-Nationalmannschaft und hat Max Haider und mich einmal zu einem Lehrgang nach Warendorf mitgenommen. Aber ob er sich noch daran erinnert …“, erzählt Falk.

Heimspiel für Dörte Schall

Viele Erinnerungen an Ludwigshafen dürften am Freitag bei Dörte Schall wach werden, die zum Eulen-Auftaktspiel kommt. Die rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung hat quasi Heimspiel: Dörte Schall, die am 13. September 1977 in Ludwigshafen geboren ist, Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium machte, trat das Erbe von Alexander Schweitzer an, der am 6. Juli 2024 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde.

Fotos: Harry Reis, Seydel

Das Spieltagvideo