Punkt gewonnen? Punkt verloren? Sich ärgern? Oder doch freuen? Das 23:23 (9:10) zwischen den Eulen Ludwigshafen und dem VfL Lübeck-Schwartau wussten am Ende auch beide Trainer nicht so recht einzuordnen. Beide waren sich einig, es war ein spannendes Spiel, aber es war kein guter Handball, den die 1718 Zuschauer geboten bekamen. Mit dem Stress und Verschleiß der englischen Wochen erklärten Eulen-Trainer Johannes Wohlrab und VfL-Coach David Röhrig das fehlerbehaftete Spiel und die vielen schlechten Abschlüsse. In letzter Sekunde bot sich dennoch Kian Schwarzer die Chance zum Siegtor für die Eulen, doch der Ball landete beim letzten Wurf neben dem Tor. „Kein Vorwurf an Kian“, sagte Joh Wohlrab. „Kian Schwarzer verwirft nicht so oft in so einer Position“, wusste David Röhrig, dass seine Mannschaft am Ende mit dem Punkt doch zufrieden sein durfte.
Stark begonnen und stark nachgelassen
Die Gäste mussten erneut auf ihren torgefährlichen Regisseur Janik Schrader und auf Einar Nickelsen verzichten, bei den Eulen fehlten Mats und Magnus Grupe, Mex Raguse musste nach 39 Minuten wieder verletzt raus. Diesmal ist’s das andere Knie – die Diagnose ist noch offen. Das Prinzip Hoffnung … Die Eulen begannen gut, Raguse egalisierte nach dem 0:1 und Žiga Urbič war sofort „on fire“. Nach acht Minuten führten die zunächst klar strukturierten Gastgeber 5:2, Urbič hatte nach neun Minuten schon fünf Paraden und Marc-Robin Eisel, der am Ende 4 von 5 verbuchte, diktierte eindrucksvoll als Regisseur das Spielgeschehen. Die Chance sich abzusetzen aber gaben die Hausherren in der starken Anfangsphase aus der Hand. Erst scheiterte Raguse am guten Paul Dreyer (9.), Tim Schallers Siebenmeter wehrte eben dieser Dreyer ab (10.), Eisel, perfekt von Raguse am Kreis in Szene gesetzt, scheiterte an Torhüter Dreyer (11.). Trotz der Paraden von Žiga Urbič, bis zur Pause waren’s elf, kippte das Spiel, die Eulen hatten einen fahrigen Gegner auch durch dumme technische Fehler und kopflos anmutende Fehlpässe zurück ins Spiel geholt. Max Haider hatte nach Romdhane-Zuspiel wohl noch auf 9:8 gestellt (24.), scheiterte dann zweimal (25., 30.), Finn Leun traf erst den Pfosten (27.) und scheiterte dann an Dreyer (29.). Zur Pause führte Urbič im Torhüterduell gegen Dreyer wohl 11:6, Lübeck aber führte 10:9. „Wir fangen gut an, sind gut im Spiel, verwerfen dann einige freie Bälle und machen Fehler“, gestand Tim Schaller. Die Frage nach den Ursachen des Einbruchs wusste auch der Linksaußen nicht zu beantworten.
Dramatische Schlusssekunde
Nach der Pause zeigte Tim Schaller, warum man ihn auch den Iceman nennt. Trotz des ersten vergebenen Siebenmeters ging er wieder zum Strich, verwandelte nach Foul an Freddy Stüber zum 10:10. Das Spiel – längts vogelwild. Der Gast führte 12:14 (39.), 13:15 (41.), 14:16 (43.), 16:18 (45.), 17:19 (48.), 19:21 (51.). Sich auf drei Tore abzusetzen verhinderten eigene Unzulänglichkeiten, der starke Urbič und der auf halblinks in der Raguse-Rolle aufdrehende Sebastian Trost. Er machte 5 von 6! Großartig wie Žiga Urbič
beim Stand von 20:21 sechs Minuten vor dem Ende eine Kempa parierte, nach Nicki Waldvogels technischem Fehler im Gegenzug den folgenden Gegenstoß meisterte. Sehenswert die Artistik von Sadok Ben Romdhane beim 21:21 in Minute 55. Er macht 2 von 2, verbucht vier Assists. Die Hektik aber nahm zu. Schaller – 22:21 per Siebenmeter, Ausgleich Benitez – noch zwei Minuten. Fehlpass Romdhane, Speckmann im Gegenzug frei an die Latte. Kian Schwarzer trifft zum 23:22. Leon Ciudad Benitez egalisiert 38 Sekunden vor dem Ende. Wohlrab nimmt die Auszeit. Noch 21 Sekunden. Die Eulen spielen es aus, wollen mit dem letzten Wurf in letzter Sekunde die Entscheidung. Sie haben es in der Hand. Kian Schwarzer, vorher bei drei Versuchen dreimal erfolgreich, scheitert. Es bleibt beim Unentschieden. „Wir müssen uns jedes Tor viel zu schwer erarbeiten, viel zu viel für jedes Tor investieren. Wir machen zu wenig leichte Tore“, kommentierte Žiga Urbič das Remis. „23 Gegentore ist okay, aber 23 zu erzielen ist zu wenig“, sagte der Schlussmann. Beim Spieler-Talk nach dem Krimi ist es Kapitän Max Haider sehr wichtig für die gute Kulisse an einem Mittwochabend und die super Unterstützung zu danken.
Hohes Lob für Žiga Urbič
Durch die Daumenverletzung von Mats Grupe stand Žiga Urbič am Mittwoch von Anfang an im Tor und begeisterte. „Ich muss Žiga ein Riesenkompliment machen. Er hat seine Rolle überragend angenommen und sich super professionell verhalten“, lobte Joh Wohlrab. Das Trainer-Team hatte den 21 Jahre alten Mats Grupe zunächst zur Nummer 1 erklärt, der den Status auch bestätigte. Žiga Urbič, 27, war aber auch immer da, wenn er gebraucht wurde. Die Nummer 1b funktioniert! Am Mittwoch mit starken 16 Paraden ganz besonders. Jetzt sind vier Tage Trainingspause angesagt, dann geht es mit Vorbereitungssequenzen für die Spiele am 17. November (17 Uhr) beim TuS Ferndorf und am 29. November (19 Uhr) beim VfL Eintracht Hagen weiter. Erstmal aber hoffen alle im Eulen-Lager, dass Mex Raguse Entwarnung gibt und die Verletzung nicht so schlimm ist.
Eigengewächs Falk feiert Geburtstag
Am Mittwoch wurde Eulen-Rechtsaußen Alexander Falk 27. Den Sieg zum Geburtstag aber gab’s nicht für das Eigengewächs, das mit sieben bei der TSG Friesenheim mit dem Handball begann. Abgesehen von der Saison 2015/16, als er mit dem TV Hochdorf in der A-Jugend Bundesliga spielte, hat Falk sein ganzes Handballer-Leben bei den Eulen verbracht. „Falko“, von Ben Matschke einst als Spieler mit Zocker-Mentalität gepriesen, war beim Bundesliga-Aufstieg 2017 dabei und gehörte zu den Helden, die das „Wunder von Ludwigshafen 2.0“ 2019 möglich machten. Der einstige Junioren-Nationalspieler blieb „seinen“ Eulen trotz diverser Angebote stets treu. Das Spielerpatronat für die Nummer 20 hält der Eulen-Club 100.
VIP-Gäste vom Förderverein Hospiz und Palliativ
Mit ihrem Partner Lotto Rheinland-Pfalz verbindet die Eulen auch, und nicht zuletzt, das soziale Engagement. Seit Saisonbeginn laden Lotto und die Eulen jeweils 15 Gäste aus sozial engagierten Einrichtungen aus der Region zu den Spielen in der Friedrich-Ebert-Halle ein. Gegen den VfL Lübeck-Schwartau waren 15 Menschen, die sich im Förderverein Hospiz und Palliativ für die Stadt Ludwigshafen und den Rhein-Pfalz-Kreis e.V. engagieren, zu Gast. Dem Förderverein sind die Eulen als Partner besonders verbunden. Unter den Gästen waren auch Tobias Wrzesinski, der Vorsitzende des Fördervereins, und sein Stellvertreter Ansgar Schreiner.
Fotos: Dennis Weissmantel – Ralf Moray