Dramatik am Rande des Abgrunds: Das erste von fünf Endspielen um den Klassenverbleib der Eulen Ludwigshafen wird am Freitag (20 Uhr) angepfiffen. Zu Gast beim Tabellen-16. in der Friedrich-Ebert-Halle ist der vier Punkte besser gestellte Tabellenachte VfL Eintracht Hagen. Die Westfalen haben das Hinspiel 29:25 (16:14) gewonnen. Das Spiel am Freitag leiten Fabian Friedel aus Leipzig und Rick Herrmann aus Zschorlau. Dyn überträgt - wie alle Spiele der 1. und 2. Handball-Bundesliga - live und auf Abruf. Reporter ist Karsten Knäuper. Eulen-Ikone Thorsten Laubscher, Knäupers zweites ich, ist nach seiner Schiffsreise wieder bei den Eulen an Bord. Vor 30 Jahren, am 30. April 1995, gehörte Laubscher auf halbrechts zu der Mannschaft, die Trainer „Winne“ Job durch den 24:23-Sieg gegen den TV Kirchzell in die 2. Bundesliga führte. „Michael Pfeil – der Held von Amorbach“, titelte die RHEINPFALZ damals und feierte den Mann, der das entscheidende Tor in der Verlängerung warf.
Vor 30 Jahren in die 2. Liga aufgestiegen
Seit 1995 sind die Eulen in der 2. Liga, nur unterbrochen durch die wunderbaren Jahre in der Bundesliga: 2010/11, 2014/15 und von 2017 bis 2021. In der „Ewigen Tabelle“ der 2. Bundesliga sind die Eulen Dritter hinter dem TV Emsdetten und dem TV Hüttenberg. „Der Stolz darauf ist auch eine Verpflichtung“, sagt Eulen-Geschäftsführer Domenico Marinese. Die Bundesligageschichte der Eulen soll auf keinen Fall nach 30 Jahren enden!

Pouya als Dreh- und Angelpunkt
Hagen hat im Oktober 2024 nach dem Fehlstart in die Saison Trainer Stefan Neff durch Pavel Prokopec (45) ersetzt. Mit dem 32:29-Heimsieg letzte Woche gegen den VfL Lübeck-Schwartau machten die Hagener einen kleinen Schritt nach oben auf der Kellertreppe. „Pouya ist der Dreh- und Angelpunkt“, rühmt Eulen-Coach Johannes Wohlrab die Qualitäten des 30 Jahre alten Spielmachers. Beim jüngsten Heimsieg war der Iraner auch der beste Torschütze seiner Mannschaft (8/1). Mit Linkshänder Kim Voss-Fels, dem als „Island-Blitz“ gefeierten Linksaußen Hakon Dadi Styrmisson und dem ehemaligen Eulen-Kreisläufer Alexander Becker fehlen drei Langzeitverletzte. Vor dem Karriereende steht Jan-Lars Gaubatz, der zweite Ex-Ludwigshafener im Eintracht-Kader, der den Eulen in der Vergangenheit schon manches Mal weh tat.

120 Prozent Einsatz gefordert
„Wir brauchen ganz, ganz viel Beinarbeit, müssen viele Meter machen. Um erfolgreich zu sein, brauchen wir die maximale Bereitschaft aller“, sagt Wohlrab, der die Westfalen zuletzt meist mit einer 5:1-Abwehr mit wechselnder Besetzung auf der Spitze agieren sah. „Jeder Spieler muss bereit sein die Rolle, die ihm zugeteilt ist, mit 120 Prozent auszufüllen“, sagt der Coach mit Blick auf taktisch-strategische Veränderungen. So agierte der etatmäßige Rechtsaußen Alex Falk beim Spiel in Wuppertal gegen den Bergischen HC auch zeitweise halbrechts, Abwehr-Spezialist Mihailo Ilic überraschte den BHC auf halblinks mit drei blitzsauberen Treffern. Ein Heimsieg wäre überdies das schönste Geburtstagsgeschenk für Žiga Urbič. Der Torhüter feiert am Spieltag seinen 28. Geburtstag.

„Die Mannschaft muss liefern“
Natürlich bleibt Mannschaft und Trainer nicht verborgen, dass im Verein, im Umfeld, und bei den Fans große Unruhe herrscht. Die Abstiegsangst geht um, Ursachen des tiefen Falls werden debattiert, Schuldfragen gestellt. Das will Johannes Wohlrab ausblenden, erst gar nicht an sich ranlassen: „Wir haben noch fünf Endspiele. Mein Fokus ist voll und ganz auf meine Mannschaft und die nächste Aufgabe am Freitag gegen Hagen ausgerichtet.“ Dass die Fan-Seele kocht, dass die Enttäuschung die Menschen aufwühlt, ist dem Trainer bewusst. „Natürlich verstehe ich den Unmut unserer Fans. Wir brauchen am Freitag aber wieder einen optimalen Support. Wenn es eine Ebene bei uns gibt, die optimal liefert, dann sind es unsere Fans“, sagt Wohlrab: „Die Mannschaft muss liefern! Jeder Einzelne von uns ist gefordert alles zu geben, alles zu investieren, damit wir nicht absteigen. Der Trainer und jeder Spieler!“

Lösungen gegen die 5:1-Abwehr finden
Freddy Stüber kennt die Hagener Mannschaft sehr gut. Zwei Jahre, bis letzten Sommer, trug der Kreisläufer das Trikot des VfL Eintracht Hagen. „Wir müssen in erster Linie eine gute Abwehr stellen“, sagt der 30-Jährige: „Wir müssen gute Zweikämpfe gegen schnelle Gegner, die stark im Eins-zu-Eins sind, führen. Wir brauchen einen guten Rückzug gegen eine Mannschaft, in der viele ordentlich aufs Tempo gehen“, sagt Stüber. Im Angriff gehe es - anders als im Hinspiel - darum, „Lösungen gegen die 5:1-Abwehr zu finden“. Nur so kann die Torflaute besiegt werden.
Die halbe Liga zittert
Die Eulen stehen vor den letzten fünf Schicksalsspielen mit 24:34 Punkten auf Platz 16, punktgleich mit dem VfL Hamm-Westfalen, der Platz 17, den ersten Abstiegsplatz, belegt. Die Eulen haben eine Tordifferenz von minus 17, Hamm, das am Sonntag 27:32 in Minden verlor, hat eine Tordifferenz von minus 20.
Hagen kommt als Tabellenachter mit 28:30 Punkten in die Ebert-Halle. Dahinter folgt punktgleich der TuS Ferndorf, der am Montag beim 33:33 gegen Nordhorn einen Sechs-Tore-Rückstand wett machte. Punktgleich mit Hamm und Ferndorf sind der Dessau-Roßlauer HV 06 und Tusem Essen. Mit 26:32 Punkten folgt TuS N-Lübbecke, dahinter rangieren mit 25:33 Punkten Bayer Dormagen, VfL Lübeck-Schwartau und der TV Großwallstadt. Die Liga – irre eng!
Das Restprogramm
Für die Eulen geht es nach dem Freitagsspiel gegen Hagen erst am Samstag, 17. Mai (18 Uhr), in Coburg weiter. Zwei volle Fan-Busse garantieren tolle Unterstützung im fremden Haus. Am Dienstag, 27. Mai (19.30 Uhr), ist Tusem Essen in Ludwigshafen zu Gast. Am Sonntag, 1. Juni (17 Uhr), sind die Eulen in Dormagen gefordert. Das Saisonfinale gegen den TV Hüttenberg ist am Samstag, 7. Juni (18 Uhr), in Ludwigshafen.
Fotos: Harry Reis, Dennis Weissmantel, VfL Eintracht Hagen