Wir trauern um Lucca

01.04.2022 13:00 // hk

Die Eulen Ludwigshafen sind am Samstag (19 Uhr) Gastgeber der Rimpar Wölfe. Das Spiel der Zweiten Handball-Bundesliga wird ab 18.45 Uhr live von Sport Deutschland.TV übertragen. Im Eulen-TV-Team aber fehlt einer am Regiepult: Lucca Großmann, 20 Jahre jung, ist am 19. März gestorben. Die Eulen würdigen Lucca und gedenken Lucca vor dem Anpfiff mit einer Schweigeminute.

Der Teamplayer am Regiepult

„Ohne Handball geht es nicht mehr.“ So definierte sich Lucca Großmann, als er letzten Sommer ins Eulen-TV-Team einstieg, das für Sport Deutschland.TV die Zweitligaspiele aus der Ebert-Halle live überträgt. Lucca Großmann war damals, als es los ging, noch 19 und der Jüngste im Team. Unfassbar, dass Lucca nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben ist. Er hatte so viel Optimismus und so große Zuversicht, wieder gesund zu werden! Wir trauern mit seinen Eltern, mit seiner Familie und mit seinen Freunden um einen jungen Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte. Lucca war Feuer und Flamme für seinen ehrenamtlichen Job in der Regie an der Seite von Harry Kärcher. „Das war sein Ding, ich glaube, Lucca hätte das am liebsten immer gemacht“, beschrieb Reporter Karsten Knäuper das Engagement Luccas. In Karlsruhe studierte Lucca Großmann Wirtschaftsingenieurwesen. Mit vier hatte er bei der TSG Friesenheim mit Handball begonnen, spielte nach einem Abstecher zum TV Edigheim im HLZ Friesenheim-Hochdorf in der Verbandsliga-Mannschaft Linksaußen. Die Eulen waren sein Herzensverein. „Wenn ihr mal Hilfe braucht, bin ich gerne dabei“, sagte Lucca zu seinem Freund Nico Hasert – so wurde Lucca Mitglied nach einem Treffen mit Julia Ost fester Bestandteil im TV-Team. Perfekt wie er Live-Infos wie „Leeres Tor“, Resultate, Werbung, Zeitlupen oder Zeitstrafen einspielte. Lucca – ein Teamplayer. Er fehlt auch uns, er fehlt seinen Eulen. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 7. April, 12 Uhr, auf dem Friedhof in Oggersheim statt. Luccas Familie bittet von Trauerkleidung abzusehen.

Wiedersehen mit den Wölfen

Für Eulen-Coach Ceven Klatt ist das Heimspiel gegen die Rimpar Wölfe eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Vor seinem Engagement in Ludwigshafen trainierte er die Würzburger, die nach dem 28:24 gegen EHV Aue am Mittwoch mit 26:30 Punkten Tabellendreizehnter sind. Die Eulen haben fünf Spiele weniger ausgetragen und sind mit 27:19 Punkten Zweitliga-Neunter. Das 31:32 am Mittwoch in Coburg tat doppelt weh, weil der Anschluss nach oben hätte möglich werden können … „Schade! Nordhorn hat verloren, Hamm hat verloren. Aber wir waren nicht gut genug“, sagt Eulen-Schlussmann Žiga Urbič mit Blick auf das 23:30 des Tabellenzweiten HSG Nordhorn-Lingen bei der SG BBM Bietigheim und auf die 28:33-Niederlage des ASV Hamm-Westfalen bei HC Elbflorenz in Dresden.

Marino Mallwitz – Torhüter mit Top-Quote

„Wir hatten im Angriff eine gute Quote, die Effektivität war gut. Unser Rückzug aber war nicht gut genug, am Ende hat aufgrund unserer personellen Situation in der Abwehr auch die Kraft gefehlt“, sagt Trainer Ceven Klatt beim Rückblick auf das 31:32 in Coburg. Nach Hendrik Wagners Ausfall sechs Minuten vor Schluss fehlte Größe, sprich Länge, im Deckungsblock. Wie der Kader am Samstag aussieht? „Wir werden wieder improvisieren müssen“, mutmaßt Klatt. Das Hinspiel in Würzburg gewannen die Eulen 31:29 (15:15). „Rimpar spielt einen guten Ball, hat auch gegen Aue souverän gewonnen“, betont Klatt: „Das ist eine Mannschaft, die immer kämpft, die eine gute Abwehr stellt.“ In Steffen Kaufmann sieht der Eulen-Trainer den Kopf der Mannschaft: „Ich bin Fan von ihm, ich sehe ihn gerne spielen.“ Den verletzten Patrick Schmidt, der in 24 Spielen 144 Tore warf, 52 vom Siebenmeterstrich, sah Klatt zuletzt durch den Ex-Gummersbacher Yonatan Dayan vorzüglich ersetzt. Auf einen Mann versucht Ceven Klatt seine Angreifer besonders einzustellen: Marino Mallwitz. „Das ist der stärkte Torhüter der Liga, das ist der Torhüter mit der besten Quote in der Liga“, schwärmt Klatt. In 28 Spielen verbucht der gebürtige Lübecker, 2020 vom VfL Lübeck-Schwartau gekommen, 270 Paraden. Der 25-Jährige hat 31 Siebenmeter entschärft. Beim 28:24 (16:12) gegen Aue trat Mallwitz auch zweimal als Torschütze in Erscheinung: er traf zum 14:9 und zum 20:17!

Klimeks starke Rückkehr

Christian Klimek hatte nach überstandener Krankheit erst am Montag das Training wieder aufgenommen und am Mittwoch in Coburg gespielt. Der Doc hatte grünes Licht gegeben. Und Klimek, inzwischen 32, spielte. Und er spielte gut, er spielte 56 von 60 Minuten - die vier Minuten Pause bescherten dem Kreisläufer zwei Zeitstrafen. „Die eine – ein Witz“, empörte sich der Routinier auch noch am Tag danach zu Recht. Klimek gab alles, haute sich in Abwehr und Angriff voll rein. Er war nach Max Haiders Ausfall der einzig verfügbare gelernte Kreisläufer. Als „Klimo“ die Strafbank zierte, rückte Max Neuhaus an den Kreis.

Ärgerliche Niederlage

In Coburg war Klimek ganz Führungsspieler. Engagiert – wie immer – in der Abwehr. Couragiert im Angriff: fünf Abschlüsse, vier Tore. „Der Kopf ist okay. Aber es war ein Spielbruch – zwei Wochen kein Spiel, dann krank …“, spricht „Chris“ Klimek am Tag nach dem 31:32 in Coburg die besondere Herausforderung für Körper und Geist an. Klimek: „Es ist ärgerlich. Wir hatten definitiv die Chance, das Spiel zu gewinnen. Wir hatten dann auch zu viele individuelle Fehler. Es war wohl aber auch der personellen Situation geschuldet. Wenn die Kraft schwindet, dann machst du den letzten Schritt nicht mehr. Die nötige Frische hat uns am Ende gefehlt. Es war eine gute Leistung, wir haben gekämpft, wir haben die zweite Halbzeit gewonnen, 18 Tore gemacht. Aber 17 Gegentore sind zu viel!“

„Klimo“ als Seelentröster

Und am Samstag daheim gegen Rimpar? „Sieg – und fertig!“ Das ist Klimeks Maxime vor dem Gastspiel der Wölfe. „Wir haben das Hinspiel gewonnen und wollen auch das Rückspiel gewinnen – egal wer spielt“, beschwört Routinier Klimek die Tugenden der Eulen. „Klimo“ war in Coburg präsent, er war Takt- und Ratgeber. Am Ende hat er Yessine Meddeb getröstet, der fünf Sekunden vor Schluss den letzten Wurf hatte und das Ziel verfehlte. 31:32 – verloren. Klimek - das waren am Mittwoch Herz und Kopf. Klimek war der Erste, der Yessine Meddeb nach dem unglücklichen Ende Trost spendete. Christian Klimek: „Ich bin ja nicht Kapitän. Ich sehe mich da aber auch nicht in der Pflicht, ich mache das einfach gerne. Der Junge hat ein super Spiel gemacht, super Zuspiele, super Tore. Es sind noch ein paar Sekunden, dann darf er sich den letzten Ball auch nehmen. Kein Vorwurf! Das hat jeder schon so erlebt …“

Jan Remmlinger Co-Kommentator

Die Partie der Eulen gegen die Rimpar Wölfe leiten Tanja Kuttler (Meckenbeuren) und Maike Merz (Oberteuringen). Live-Reporter Karsten Knäuper hat bei Sport Deutschland.TV mit Jan Remmlinger einen Insider an seiner Seite. Der verletzte Mittelmann der Eulen ist als Co-Kommentator im Einsatz.