Nächste Ausfahrt Dresden …

31.10.2022 13:00 // hk

Die Idee, zu einem Eulen-Spiel zu gehen, kam vor über drei Jahren in der Laufgruppe auf. Schrittweise sozusagen: Stephanie Gutting aus Lingenfeld, schon lange Feuer und Flamme für die Eulen, hatte bereits ihren Lebensgefährten Thomas Hauk für „ihre“ Handballer begeistern können. Das „Wunder von Ludwigshafen 2.0“ am 9. Juni 2019, der 31:30-Klassenverbleibs-Krimi gegen GWD Minden, machte quasi über Nacht auch Herbert und Uschi Flörchinger aus Lingenfeld zu Fans der Eulen. „Steffi hat immer wieder von den Eulen geschwärmt, dann hab’ ich gesagt, ich geh‘ mo mit“, schildert Herbert Flörchinger wie das alles begann. Aus dem einen Mal wurde ein jedes Mal. Die beiden Flörchingers haben längst zwei Dauerkarten für die „Ebert-Hölle“ und sind nicht selten auch auswärts dabei. Nächste Ausfahrt Dresden … Am Sonntag sind die beiden 71-Jährigen mit ihrem Camper Richtung Dresden gestartet. Ein, zwei Zwischenstation wird’s geben, am Mittwoch (19.30 Uhr) werden die Zwei im Spiel beim HC Elbflorenz in der Dresdner Ballsport Arena in der Weißeritzstraße 4 ihren Eulen die Daumen drücken.

Zwei Herzen für die Eulen

„Handball hat uns schon immer gefallen. Wir waren aber Marathonläufer beim TV Rheinzabern und dauernd unterwegs“, erzählt Uschi Flörchinger, die in Lingenfeld selbst Handball spielte, eine der ersten Handball-Schiedsrichterinnen in der Pfalz überhaupt gewesen ist. Seit 52 Jahren sind Uschi und Herbert Flörchinger verheiratet, sie haben zwei Söhne, 52 und 51 Jahre alt. Der Camper vor dem schmucken Eigenheim verrät die Leidenschaft des sportbegeisterten Ehepaars. Poster mit den Eulen-Spielern Falk, Klimek und Bührer zieren das ein oder andere Fenster. Läutet das Telefon im Hause Flörchinger, dann erklingt eine unverkennbare Eulen-Melodie: „Eulen, Eulen vorwärts …“

Die Nummer 77 …

Die Atmosphäre bei den Spielen in der Friedrich-Ebert-Halle, die Leidenschaft der Mannschaft, das Auftreten der Spieler, die Nahbarkeit der Jungs, das Coaching des Trainers, der familiäre Charakter des Vereins – das alles gefällt den Flörchingers, die beim nächsten Heimspiel am 9. November gegen den TV Großwallstadt auch von zwei Enkeln begleitet werden. „Eigentlich“ haben die beiden Lingenfelder Fans keinen Lieblingsspieler. „Die sind alle nett, die sind alle so zuvorkommend“, schwärmt Uschi Flörchinger, die in der Ludwigshafener Partnerstadt Dessau geboren ist, früh Mutter von zwei Söhnen wurde. Sie hat als Verkäuferin gearbeitet, später in der Krankenpflege. Ihr Mann, gelernter Bauschlosser, dann Fensterbauer, ging als Betriebsmeister in Rente. So toll sie die Mannschaft finden – einen Liebling gibt’s aber doch, verrät Herbert Flörchinger. „Ich hab‘ ein Trikot mit der Nummer 77 …“, berichtet er. Die 77 – das ist Jannek Klein! „Nachdem er jetzt verlängert hat, kommt die 77 auch auf mein Trikot“, sagt Uschi Flörchinger. Klein, das Nordlicht, hat auch das Herz dieser beiden Fans gewonnen. Da ist der Draufgänger, der so leidenschaftlich Handball arbeitet, der Kämpfer, der sich in der Abwehr reinhaut, da ist aber auch der nette junge Mann, der gerne mit den Fans spricht, sich austauscht, erklärt, zuhört.

Danke, Michel!

Und noch einer hat im Sturm die Herzen der so besonderen Fans gewonnen: Michel Abt, der Trainer. „Vom ersten Moment an haben wir gedacht: Das passt, der passt zu unserer Mannschaft, der ist gut für unsere Mannschaft“, betont Uschi Flörchinger. „Wenn Michel nicht gekommen wäre, wir wären ganz sicher abgestiegen“, sind beide überzeugt. Uschi Flörchinger kann nachweislich gut nähen und hat dann nach der Rettung ein Dank-Plakat gefertigt und beim Saisonfinale in Emsdetten mit der Aufschrift „Danke, Michel“ aufgehängt.

Wenn im Camper Sektkorken knallen …

Nächste Ausfahrt – Dresden. Auf der Tribüne werden die beiden Lingenfelder auch den ein oder anderen Eulen-Fan treffen. Peter Ackermann, den Fan-Club-Chef, beispielsweise. Oder Christian Hasert, den 2. Vorsitzenden des Eulen Clubs 100, mit seiner Frau und Sohn Nico. Wenn es dann wirklich zwei Auswärtspunkte werden würden, wird im Camper der Flörchingers wie beim Sieg in Bietigheim zumindest ein Sektkorken knallen. Bis zum Heimspiel gegen Großwallstadt ist die Ost-Tour (natürlich) beendet. Zum Spiel nach Hüttenberg geht‘s dann am 12. November mit dem Fan-Bus.