Fan der Fans

11.10.2020 10:00 // hk

Fußball war früher. Heute ist Handball. Handball – und nochmal Handball: Thomas Repp (55) geht als Hallensprecher der Eulen Ludwigshafen in seine elfte Saison. Durch die Corona-Pandemie wird es auch für ihn die schwierigste Spielzeit, mutmaßt der bei den Pfalzwerken beschäftigte Betriebswirt, der mit seiner Frau und den beiden Kindern in Maxdorf lebt. Sohn Tobias, früher als Eulen-Maskottchen ein perfekter Stimmungsmacher, ist heute als „DJ“ der Musikmacher in der Eberthalle.

Dass die zur „Hölle“ wurde, ist auch Thomas Repps Verdienst. Fachkundig ist er längst. Er kann Spiele lesen. Und lebt sie mit. Und er weiß „sein“ Publikum mitzunehmen. In der letzten Saison gab’s eine neue Variante, das Doppel am Mikro in der Ebert-Halle: Repp und Thomas „Stübi“ Stüber, zuvor sein Vertreter, wenn mal wieder Spanien rief, Meer und Sonne lockten. Bis auf weiteres ist – „dank“ Corona – Wechselschicht angesagt. „Spätestens wenn Thomas durch das Mikro die Fans auffordert ,Wir sind die ...‘, dann wissen alle, dass Heimspiel ist. Ohnehin ist die Bedeutung des Hallensprechers für die Stimmung eine immense - unabhängig vom Spielstand - und trägt wesentlich zur ,Eberthölle‘ bei. Daher ist es toll, dass Thomas, sowie seine Familie, seit nun mehr zehn Jahren bei den Eulen aktiv sind“, würdigt Geschäftsführerin Lisa Heßler die Stimme der Eulen.

Der verbale Doppelpass
„Auf ihr Brieder in die Palz“ und den „Sirtaki“ gibt’s auch in Corona-Zeiten zur Einstimmung auf die Heimspiele, aber kein Maskottchen, keine Einlauf-Kids, kein Spieler-Talk im Hallen-Foyer, die Pressekonferenz nur in abgespeckter Version. Die Moderation mit Maske – kein wirkliches Vergnügen. Die Generalprobe vor 250 Besuchern gegen Bietigheim ermutigte aber auch Repp, der eine Null-Stimmung bei einer Fast-Geisterkulisse befürchtete. Die 250 Fans überraschten und begeisterten ihn – und brachten auch Repp so richtig in Stimmung. Nach sechs Minuten ging er – wie gewohnt emotionalisiert - aus dem Sattel: Repp – Fan der Fans. Und Fan von Christian Klimek. Das Trikot mit der Nummer 69 trug Repp auch schon in Klimeks jungen Jahren. Sagt Repp die Aufstellung an, ruft er die Spielernamen, wird er zum Dirigenten der Eulen-Familie: „Mit der Nummer 16 – Gorazd …“ ,,Škof!!!!!“ Die Stimme der Eulen und die Fans – es ist der perfekte verbale Doppelpass.

Repp begann als Stadionsprecher beim damaligen Fußball-Oberligisten Südwest Ludwigshafen, war beim SV Waldhof zu Zweitligazeiten am Ball, beim FSV Oggersheim beim sportlichen Höhenflug gefragt. Das Engagement bei der SG Leutershausen – ein erster Ausflug zum Handball, als der legendäre Kultsprecher Udo Scholz dort ausgestiegen war. Durch einen Arbeitskollegen kam Repp zu den Roten Teufeln von der Bergstraße und gesteht ehrlich: „Ich habe damals nicht viel vom Handball verstanden und gesagt, ich brauche schon einen Souffleur …“ Es ging gut!

Die Eulen und Thomas Repp – das war Liebe auf den zweiten Blick. Als sich Hallensprecher Stefan Fink aus beruflichen Gründen verabschiedete, bewarb sich Repp beim damaligen Geschäftsführer Werner Fischer. Und bekam eine Absage. Einige Zeit später meldete sich Fischer bei Repp, weil die Zusammenarbeit mit Finks Nachfolger relativ schnell wieder beendet war. Repp kam, schlug ein und ist zu einer Institution am Eulen-Mikro geworden. Was mit der Ansage beim Pfalzcup begann, erlebte so manchen Krimi, gekrönt vom Aufstieg 2017, dem „Wunder von Ludwigshafen“ 2018 und dem „Wunder von Ludwigshafen 2.0“ 2019. „Das ist einmalig. Das ist nicht mehr zu toppen“, schwärmt Thomas Repp in Erinnerung an die Rettung vor dem Abstieg. Er ist bereit für neue Wunder!