„Wir haben noch sieben Spiele – sieben Endspiele.“ So sieht Johannes Wohlrab, der Trainer der Eulen, dem Saisonfinale nach dem 21:21 (11:10) am Freitagabend beim VfL Lübeck-Schwartau entgegen. Die Eulen, weiter auf Platz 13, haben „in der brutal engen Liga“ (Wohlrab) als Tabellen-13. 24:30 Punkte. Das sind zwei Punkte weniger als Eintracht Hagen auf Rang 9. Hinter den Eulen folgen der punktgleiche ASV Hamm-Westfalen, VfL Lübeck-Schwartau und der TV Großwallstadt mit 23:31 Zählern. TuS N-Lübbecke steht mit 22:30 Punkten auf Platz 17, dem ersten Abstiegsplatz, kann am Montag zum Abschluss des 27. Spieltages gegen HC Elbflorenz 2006 aber noch punkten.
Lübeck führt zur Pause 10:9
Es beginnt in der mit 2093 ausverkauften Hanse Halle schlecht für den Gast aus der Pfalz, dem der am Spieltag in seiner Heimatstadt Berlin am Meniskus operierte Mex Raguse fehlt. Nach 59 Sekunden muss Freddy Stüber auf die Strafbank – mit höchst umstritten ist die Zeitstrafe des Kreisläufers noch höflich umschrieben. Nach sechs Minuten führt der VfL 4:0 gegen vogelwild irrlichternde Eulen. Die erste Auszeit Wohlrabs tut seiner Mannschaft diesmal gut. Tim Schaller (4 von 6) setzt mit dem Treffer zum 1:4 nach Eisel-Pass in der 7. Minute ein Zeichen. „Sebi“ Trost verkürzte kurz drauf mit einem Wurf ins leere Tor zum 2:4. Mit vier von acht ist Trost der erfolgreichste Eulen-Werfer vor der Pause, setzte kämpferisch Zeichen in Angriff und Abwehr. Dort arbeitete Mihailo Ilic im Innenblock mit höchstem Körpereinsatz. In der 18. Minute glich Trost, der auf allen drei Rückraumpositionen zum Einsatz kam, zum 6:6 aus. In der 22. Minute gingen die Eulen kurzzeitig durch Nici Waldvogel erstmals in Führung (8:7). Nach Waldvogels Anschlusstreffer zum 9:10 hielt der starke Mats Grupe seine Farben mit den Paraden Nummer 5 und 6 im Spiel, Linksaußen Schaller egalisierte, doch Janik Schrader stellte kurz vor der Pause auf 11:10.

Haarsträubende Fehler
Es ist ein Spiel der Fehlerteufel, es ist der Abend der haarsträubenden Fehlpässe und gravierender technischer Fehler, die vielversprechende Angriffe und gute Chancen kaputt machten. Die Nerven liegen blank im Abstiegskampf, nach HBL-Einschätzung „der spannendste Abstiegskampf aller Zeiten“. Die halbe Liga zittert, beim VfL Eintracht Hagen auf Platz 9 beginnt die Gefahrenzone.
Probleme mit Ball und Boden
Nach 48 Minuten führten die Eulen 20:17 durch Marc-Robin Eisel (3 von 7). Doch es gelingt nicht, den Sack zuzumachen. Paul Dreyer, der in 48 Minuten auf sieben Paraden kam, machte im Tor des VfL Platz für Routinier Nils Conrad. Schrader verkürzte auf 18:20, dann bot sich Kaj Geenen, der per Gegenstoß frei aufs Eulen-Tor zusteuerte, die 100-Prozent-Chance, doch der Linksaußen rutschte aus. „Die Halle und der Ball waren nicht gut, der Ball war eine Katastrophe“, erklärte Sebastian Trost die Widrigkeiten auf der Platte, wo unaufhörlich gewischt wurde, und die Probleme mit dem Spielgerät, das immer und immer wieder ausgetauscht werden musste. Bemerkenswert: Die Eulen bekamen nicht einen Siebenmeter zugesprochen, die Hausherren vier …

Dramatische Schlussphase
Zehn Minuten vor Schluss scheiterte der spät für Schaller gekommene Kian Schwarzer an Torhüter Conrad. Dann traf Nici Waldvogel, der nach schwachem Start aufdrehte (4 von 6) an der Torlatte, einem technischen Fehler der Gastgeber folgte ein solcher von Trost. Der blieb folgenlos, da Teufelskerl Grupe eine weitere starke Parade verbuchte. Zwischen zwei Fahrkarten von Trost und Finn Leun (2 von 7) lag Juhls Anschlusstreffer zum 19:20, dem Alexander Falk mit einem präzisen vollendeten Gegenstoß in der 55. Minute die 21:19-Führung der Eulen folgen ließ. Es reichte nicht! Lukas Emdorf (57.) und Janik Schrader (59.) trafen für Lübeck – 21:21. Noch 109 Sekunden …
Überragend: Mats Grupe
41 Sekunden vor Schluss nimmt VfL-Coach David Röhrig seine letzte Auszeit. Torjäger Schrader soll’s richten. Er hat bis dahin 7 von 10, er übernimmt die Verantwortung, um klar Schiff zu machen, scheitert aber am überragenden Mats Grupe. Seine 15. Parade eröffnet den Eulen eine letzte Chance zum Sieg. Noch 14 Sekunden bleiben nach der dritten Auszeit der Eulen. Den letzten Wurf nimmt „Sebi“ Trost – der Ball landet im Tor. Die Schlusssirene war schneller. „Eine Hundertstelsekunde …“, räumt der Eulen-Coach ein. Das Tor zählt nicht. Es bleibt beim 21:21. „Es war einen Tick zu spät, ich hätte mehr auf die Zeit achten müssen“, sagt Trost, der 5 vom 10 machte, großartig kämpfte. „Ich glaube das war eine richtige Abwehrschlacht. Vorne hatten beide Mannschaften definitiv noch Potenzial, aber die beiden Defensiven haben einen super Job gemacht. Im Endeffekt, denke ich, hätten wir das Spiel trotzdem gewinnen müssen, da wir die zweite Hälfte meistens mit plus zwei Toren führen, aber es nicht schaffen, in den letzten zehn Minuten auf vier wegzuziehen und das Ding zuzumachen“, bilanzierte der überragende Grupe. „Mats hilft uns in den entscheidenden Phasen“, lobte Kollege Trost.

Punkt gewonnen oder Punkt verloren?
„Wir haben einen Punkt“, beantwortet Joh Wohlrab die Frage „Punkt gewonnen oder Punkt verloren?“ „Gerecht“ nennt Sebastian Trost das Resultat. „Gute Frage“, sagt Alexander Falk: „Nachdem wir die letzten Jahre hier immer verloren haben ist’s irgendwie ein Punktgewinn.“ „Ich will immer gewinnen, mir ist der Punkt zu wenig“, ärgerte sich Nici Waldvogel. „Im Kampf um den Klassenerhalt hilft jeder Punkt. Nach dem Spielverlauf haben wir einen Punkt verloren“, sagt Kapitän Max Haider. „Es ist ein Punkt, der am Ende hilft“, orakelt VfL-Coach Röhrig. „Es bleibt Spitz auf Knopf“, sagt Johannes Wohlrab und verabschiedet sich zum Trainer-Masters-Lehrgang nach Hennef. Auf dem Programm steht dabei auch der Besuch beim Final Four in Köln. „Am Montag ist wieder Training“, sagt der Coach. Die Vorbereitung im Kopf aber begann schon am Samstag …
Abstiegskampf pur
Für die Eulen geht es an Gründonnerstag, 17. April (20 Uhr), in eigener Halle weiter. Dann ist der TuS Ferndorf, trainiert von Ceven Klatt, 2021/22 Trainer der Eulen, zu Gast in der Ebert-Hölle. Dann heißt es Abstiegskampf pur!
Fotos: VfL Lübeck-Schwartau / Eulen Ludwigshafen