Der Traum lebt

28.02.2021 14:00 // hk

Sein letztes Punktspiel für die Eulen Ludwigshafen hat er am 29. Dezember 2019 beim 24:23-Sieg gegen Frisch Auf Göppingen bestritten und mit zwei blitzsauberen Treffern zum Coup in der „Eberthölle“ beigetragen: Linksaußen Jannik Hofmann arbeitet nach mehr als einem Jahr Verletzungspause infolge einer brutalen Verletzung akribisch für sein Comeback. Die Diagnose – Horror pur: Vorderes und hinteres Kreuzband gerissen. Außenband gerissen. Fraktur am Schienbeinköpfchen. Karriereende? Für den Pechvogel ist das absolut kein Thema! Nicht mal ein Gedanke! Die Zeit in der Reha, die Zeit als Einzelkämpfer, ist – Gott sei dank – und der Satz hat für den 25-Jährigen besondere Bedeutung – vorbei. Hofmann arbeitet inzwischen mit dem Ball wieder auf dem Parkett, ist aber noch nicht ins Mannschaftstraining eingestiegen. „Ich bin beim Werfen, springen, sprinten, habe aber im Training noch keinen Körperkontakt. Die Rückkehr ins Mannschaftstraining ist das nächste Ziel“, sagt Hofmann, der sich „voll im Zeitplan“ sieht. Jetzt muss er selbst das Signal geben, „bereit zu sein für den nächsten Schritt“, sagt der Ex-Hüttenberger, der seinem Trainer und seinem Verein „sehr dankbar ist, dass man mir Zeit gibt und keinerlei Druck auf mich ausgeübt wird“.

Die Kraft der Bibel

Rückblende: Januar 2020 – Jannik Hofmann wird in der Vorbereitung auf die Rückserie brutal verletzt. Der Kniefall bremst „Hofmannovic“ brutal aus. Die Diagnose – ein Schock. Operation. Noch in der Klinik die Kampfansage: Ich komme wieder! Dann die Reha. Der Pechvogel ist und bleibt Optimist. Kleine Schritte für das große Ziel. Aufbautraining – ein Marathon für die Geduld des Linksaußen, der 2018 vom TV Hüttenberg zu den Eulen gekommen ist. In der Mannschaft besitzt der 25-Jährige einen hohen Stellenwert – auch in den vielen Monaten seiner Zwangspause. Außen vor und doch dabei. Der Mann mit der Nummer 22 ist ein positiver Mensch, eine Frohnatur, der perfekte Teamplayer. Sein Glaube hilft ihm auch aus mentalen Tälern. Ein Bibelvers - Jesaja 40, 29-31 - passte ganz besonders zu Hofmanns Situation. Der Prophet schrieb: „Den Erschöpften gibt er neue Kraft, und die Schwachen macht er stark. Selbst junge Menschen ermüden und werden kraftlos, starke Männer stolpern und brechen zusammen. Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft.“

Mit ganz viel Emotion dabei

Die Situation in der Tabelle verheißt Dramatik. „Der Abstiegskampf ist unglaublich hart und anspruchsvoll“, urteilt Jannik Hofmann, der inklusive seiner Eulen sechs Mannschaften involviert sieht. Vier müssen nach dem 27. Juni den bitteren Weg in die Zweite Bundesliga gehen. „Es ist wichtig, dass du die Vier-Punkte-Spiele gewinnst. Das ist uns leider in Nordhorn und gegen Essen nicht gelungen. Die Heimniederlage gegen Essen hat super weh getan. Aber ich bin sicher, dass wir nach unserer Analyse da stärker rauskommen“, sagt Hofmann. Auch am kommenden Donnerstag (19 Uhr) im Heimspiel gegen HSG Wetzlar wird er in der Halle sein, die Daumen drücken, moralisch und verbal und „mit ganz viel Emotion unterstützen“. Der gute Geist als verbale Rückenstärkung. Ganz dicht hinter der Bank und in der Kabine.

Den Traumberuf gefunden

Jannik Hofmann tut viel, gibt alles für ein baldiges Comeback. Beispiel der letzte Freitag: Bis 9.30 Uhr absolvierte der leidenschaftliche Handballer sein Aufbauprogramm, danach ging’s nach Heddesheim. In der Hans-Thoma-Grundschule absolviert der Grundschullehrer in spe ein Praktikum. „Zweite Klasse, es macht Spaß. Das ist genau mein Weg. Das wusste ich aber auch schon vor dem Praktikum“, schwärmt Hofmann, der sich schon lange sicher ist, dass er Lehrer werden möchte. Das ist sein Traumberuf! Nach der Schule geht’s heim nach Mannheim, wo er mit seiner Frau lebt, am Nachmittag nach Ludwigshafen zum Training. In Sachen Handball lebt Jannik Hofmann den Traum vom Comeback. „Klar, sonst würde ich das alles nicht machen. Ich habe tierisch Bock auf Handball, Sehnsucht nach den Spielen. Es geht jetzt Schritt für Schritt. Erst zurück ins Mannschaftstraining, wieder spielen und am Ende – hoffentlich mit ganz, ganz vielen Menschen in den Armen liegen …“