Das Pech klebt an der Wade

25.11.2020 12:00 // hk

Heute endet die zweiwöchige häusliche Quarantäne von GWD Minden, seit letzten Samstag darf GWD nach einer Entscheidung des Gesundheitsamtes bereits wieder trainieren. GWD ist am Samstag, 28. November (18.30 Uhr), in der Handball-Bundesliga zu Gast bei den Eulen Ludwigshafen. Ausgelöst wurde die Quarantäne durch einen positiven Corona-Test bei Jung-Nationalspieler Juri Knorr (20) nach der Länderspielreise nach Tallinn zum EM-Qualifikationsspiel gegen Estland. Drei Tage zuvor hatte der Mittelmann in Düsseldorf gegen Bosnien-Herzegowina sein Nationalmannschaftsdebüt gefeiert.

Dem talentierten Sohn des früheren Handball-Nationalspielers Thomas Knorr geht es glücklicher Weise wieder besser. Jannek Klein (21), der Halbrechte der Eulen, kennt Knorr sehr gut aus gemeinsamen Zeiten in den Auswahlmannschaften des DHB. 2018/19 spielten sie zusammen im B-Team des FC Barcelona. „Juri ist ein sehr ruhiger Zeitgenosse, ein unheimlich sympathischer Typ. Auf dem Spielfeld gibt es einige, die ihn als arrogant ansehen. Das ist er aber nicht. Im Gegenteil! Wir haben nach wie vor Kontakt. Das ist ein echt guter Typ“, sagt Klein. Die Partie in der Friedrich-Ebert-Halle wird am Samstag geleitet von Thomas Hörath aus Zirndorf und Timo Hofmann aus Bamberg. Sky überträgt live. Im Facebook-Kanal der Eulen läuft der Live-Ticker.

Respekt vor Rambo und Co.

„Die Mannschaft hat nichts mit dem Abstieg zu tun“, urteilt Eulen-Coach Ben Matschke über den Gast, der drei Spiele weniger ausgetragen hat als Ludwigshafen. GWD belegt aktuell mit 3:9 Punkten Platz 17, die Eulen folgen mit 3:15 Punkten auf Rang 18. Matschke: „Sie haben ein super Torhütergespann, sie haben einen Juri Knorr und einen Rambo …“ Christoffer Rambo, der Norweger, 1,98 Meter groß, ist seit 2013 im Verein. In der Bundesliga stehen für den Halbrechten in 184 Spielen 779 Tore zu Buche. In dieser Spielzeit traf der 31-Jährige in sechs Spielen 36 Mal. Allesamt Feldtore! Trainer Frank Carstens ist seit 2015 im Amt und ein Garant für eine gesunde Stabilität. Ex-Nationalspieler Frank von Behren firmiert als einer der beiden Geschäftsführer.

Tückische Muskelverletzung

Die Eulen müssen weiter ohne ihren etatmäßigen Linksaußen Jonathan Scholz auskommen, der schon beim Debakel in Wetzlar verletzt fehlte. „Wieder ein Faserriss in der linken Wade. Ist nicht die exakt gleiche Stelle, ein bisschen weiter oben am selben Muskel wie bei der alten Verletzung“, erklärt der Vize-Kapitän das neue Malheur. Frühestens gegen die Berliner Füchse am 12. Dezember rechnet Trainer Matschke wieder mit dem 29-Jährigen. Für ihn spielt Jan Remmlinger Linksaußen. Teammanager Philipp Grimm ist bereit, einzuspringen. Scholz hatte bereits in der Saisonvorbereitung eine solche „tückische Muskelverletzung“ erlitten und in den der ersten fünf Saisonspielen pausiert, erst am sechsten Spieltag beim 27:27 gegen die Recken aus Hannover seine Saisonpremiere erlebt. Neben den Linksaußen Scholz und Jannik Hofmann, dessen Reha-Programm seht gut verläuft, fehlt weiter Rechtsaußen Alexander Falk, der ins Hallentraining zurückgekehrt ist. Sein Vertreter Daniel Wernig sollte eine „normale“ Grippe bis Samstag auskuriert haben.

Das wahre Eulen-Gesicht zeigen!

Die 11:29-Niederlage von Wetzlar sieht der Trainer analysiert und aufgearbeitet. „Wir sind als Mannschaft gegen Minden gefordert“, sagt der Coach, der den Tiefschlag von Wetzlar auch in Kleingruppen analysiert hat. Dabei hatte letzten Donnerstag alles so gut begonnen. Die 3:0-Führung, der gehaltene Holst-Siebenmeter von Gorazd Škof, der so toll startete. Dann aber versäumten die Eulen bei klaren Chancen aus dem 4:2, ein 5:2 oder 6:2 zu machen: technische Fehler, unnötige Zeitstrafen, Fehlpässe, ein vergebener Siebenmeter, die Torhüter allein gelassen … „Es sind viele Sachen passiert“, sagt Matschke, der dann mangelhafte Emotion bemängelte, sah, wie der Abwehrblock „zerbröselte“. „Die jungen Spieler waren dann überfordert“, musste der Trainer feststellen, der aber auch die fehlende Führung durch die Routiniers monierte. Das wahre Eulen-Gesicht ist ein anderes! Das wollen die Eulen am Samstag in der Ebert-Halle zeigen.

Daheim ist daheim

Der Verein, die Geschäftsführung, Trainer, Mannschaft, Sponsoren und Fans – sie alle waren geschockt, als letzten Dienstag klar wurde: Die Ebert-Halle soll Impfzentrum werden, die Eulen stehen auf der Straße, sind über Nacht heimatlos. „Das hat mich schon geschockt“, gesteht Jannek Klein, der junge Halbrechte. Dass der Bau- und Grundstücksausschuss der Stadt am Montag zumindest für die drei „Geisterspiele“ im Dezember grünes Licht für die Eulen gab, ließ den 21-Jährigen aufatmen. Er hofft, wie die Geschäftsführung, dass die Eulen die Saison im Februar in der Ebert-Halle fortsetzen dürfen. „Mit Erleichterung“ nahm Lisa Heßler, die Geschäftsführerin der Eulen, am Montagnachmittag die Nachricht auf, dass die drei Dezemberspiele in der Ebert-Halle stattfinden können. Nun laufen Gespräche mit der Stadt über den organisatorischen Parallel-Ablauf zwischen Handball und den erste Impfstraßen in der Vorhalle. Gesprochen werden soll auch über das, was 2021 kommen soll. Daheim ist daheim …