29 : 30
(15 : 15)

TV Emsdetten

Paske (bei einem Siebenmeter 28. Kreckel) - Nowatzki (3), Runarsson (6), Schramm (1) - Terhaer, Holzner (6/2) - Stüber (4) – Schwabe (1), Mihaljevic, Kolk (3), Östenberg (2), Thomas (2), Buinenko (1)

Die Eulen Ludwigshafen

Urbič - Salger (3), Eisel (3), Wagner (5) - Durak (5/1), Hofmann (6/3) - Neuhaus (1) – Dietrich (1), Meyer-Siebert (3), Falk (2), Keskic, Remmlinger (1)
Spielverlauf: 1:0 (1. Minute), 1:3 (6.), 8:12 (20.), 15:15 (Halbzeit), 16:20 (36.), 17:21 (37.), 18:22 (42.), 24:26 (50.), 26:26 (55.), 27:26 (56.), 29:28 (59.), 29:29 (59.), 29:30 (Ende)
Siebenmeter: 2/2 - 6/4
Rote Karten: -
Zeitstrafen: 1/2
Zuschauer: 1515
Schiedsrichter: Arndt/Westphal

DANKE MICHEL

12.06.2022 11:45 // hk

So gehen Last-Minute-Siege: 75 Sekunden vor Feierabend gleicht Marc-Robin Eisel aus, 55 Sekunden vor Schluss gelingt Julius Meyer-Siebert der Siegtreffer für die Eulen Ludwigshafen. Vor 1515 Zuschauern gewinnen die Eulen am Samstagabend beim Absteiger TV Emsdetten 30:29 (15:15). „Heute hatten wir das Glück, das uns so oft in dieser Saison fehlte“, sagt „Jule“ Meyer-Siebert. Mit 34:42 Punkten beenden die Eulen die Saison als Tabellendreizehnter. Das Ziel, „oben mitzuspielen“, wurde verfehlt, der Ligaverbleib mit fünf Punkten aus den vier Spielen unter der Regie von Trainer Michel Abt auf der Zielgeraden einer verkorksten Saison gesichert. Ein Banner im Eulen-Fan-Block in Emsdetten sagt mit zwei Worten alles: DANKE MICHEL.

Eulen-Fans feiern ihren Freddy

Die rund 30 Eulen-Fans, in der Ems-Halle herzlich empfangen, von Fan-Club-Chef Peter Ackermann, dem wohl besten Fahnenschwenker der Liga, und dem stets optimistischen mega lauten Vorsänger Christian Hasert dirigiert, sorgten für tolle Unterstützung der Mannschaft. Letztmals führte Gunnar Dietrich die Mannschaft als Kapitän aufs Parkett. Er folgt Frank Müller nach Dansenberg, wo der bisherige Eulen-Co-Trainer Frank Müller Cheftrainer wird. Der Anhang feierte nicht nur Trainer Michel Abt, sondern auch einen Mann im Trikot des TVE: Frederic Stüber. Vier Tore warf die Kreis-Wumme am Samstag, die sich in seinen drei Jahren bei den Eulen so viele Sympathien erworben hat. Der Mann mit der Nummer 28 genoss das Wiedersehen mit seinen Fans, die ihn wie einst in der Ebert-Hölle feierten: „Freddy Stüber …“

Kein Kreisläufer an Bord

Die Eulen und ihre Kreisläufer – eine besondere Geschichte in dieser schwierigen Saison: Christian Klimek nach seiner Leisten-OP und Max Haider wegen seiner Rückenblessur fehlten in Emsdetten, der so wichtig gewordene Nothelfer Stefan Job pausierte erkrankt. So sprang Max Neuhaus, der gelernte Mittelmann, am Kreis in die Bresche. Max, der Teamworker! In der neuen Runde haben die Eulen wieder drei Kreisläufer an Bord: Haider, Klimek und Kasper Manfeldt Hansen. Der 19-Jährige kommt aus dem Nachwuchsteam des siebenmaligen dänischen Meisters GOG Handbold.

Starker Durak – mutiger Eisel

Es ließ sich zunächst gut an für die Eulen: 12:8 nach 20 Minuten, 13:10 nach 21 Minuten. Aber zur Pause hieß es 15:15. Nach dem Seitenwechsel setzten sich die Eulen erst einmal wieder ab: 20:16 nach 36 Minuten, 22:18 nach 42 Minuten. Dann aber schmolz die Führung. Emsdetten, das sich nach 35 Jahren in den Bundesligen in die Dritte Liga verabschieden muss, bewies Moral. Der Chancenwucher der Eulen rächte sich: Freddy Stüber egalisierte in der 55. Minute. Als Jannik Hofmann, der drei Siebenmeter ins Netz gesetzt hatte, in der gleichen Minute seinen zweiten Siebenmeter an diesem Abend vergab, ging der TVE erstmals in Führung: 27:26 durch Anton Runarsson. Meyer-Siebert glich wieder aus, aber Stüber antwortete in der spannenden Schlussphase: 28:27. Dann traf Pascal Durak vom Punkt: 28:28. Ein starker Auftritt des so lange verletzten Rechtsaußen, der am Ende auch auf halbrechts Qualität bewies. Durak machte fünf von sechs. Als Maximilian Nowatzki auf 29:28 stellte, schien die Partie entschieden. Aber Marc-Robin Eisel bewies einmal mehr seine Courage – sein Ausgleichstreffer, sein Saisontor Nummer 63, reine Willenssache. Ein typisches Eisel-Tor eben! Ein technischer Fehler der Gastgeber brachte den schnellen Ballbesitz der Eulen und das Happy End durch Julius Meyer-Siebert.

Top-Torjäger Wagner
Das Vergeben zu vieler Chancen hätte den Eulen trotz des starken Rückhalts durch Urbič den Sieg kosten können. Der verletzt ausgeschiedene Hendrik Wagner, der fünf von zehn machte, hatte dabei mit zwei „Holztreffern“ auch noch Pech. Er ist mit 182 Toren, dabei 27 Siebenmeter, bester Torschütze der Eulen. Es war sein letztes Spiel im Dress der Eulen. Bei der HSG Wetzlar will er den nächsten Karriereschritt machen. Zweitbester der internen Torschützenliste ist Stefan Salger mit 162 Toren vor Alexander Falk mit 106 Toren. Stark auf der Zielgeraden der Saison: Jannik Hofmann, der zum TV Hüttenberg heimkehrt. Er warf 43 seiner insgesamt 67 Saisontore in den letzten acht Spielen. Seinen Platz im Kader nimmt künftig Lion Zacharias, bald 19 Jahre junge Leihgabe der Rhein-Neckar Löwen, ein.

Charaktertest bestanden

„Ohne den vor einer Woche geschafften Klassenerhalt hätten wir dieses Spiel nicht gewonnen“, resümierte der von den Fans als Retter gefeierte Michel Abt. Er war nicht gram, dass die Mannschaft ihre mehrmalige Vier-Tore-Führung verspielt hatte. Das sah er „nach der stressigen Saison“ mit vielen Verletzten gerne nach. Imponiert aber hat dem Trainer, dass die Mannschaft das Spiel nicht abschenkte, sondern sich mit „ganz viel Leidenschaft“ zurück und zum Sieg kämpfte. Michel Abt: „Die Jungs haben ihren Charaktertest bestanden.“

Meyer-Siebert hilft seinem Stammverein aus

„Michel hat uns geholfen“, sagte Julius Meyer-Siebert nach dem Saisonfinale, bei dem der im Januar aus Leipzig gekommene Halblinke mit dem Siegtor ein Ausrufezeichen setzte. Seine 48 Saisontore nach langer Zwangspause durch Ellbogenverletzung und Corona stärken die Hoffnung, dass Leipziger Leihgabe in der neuen Runde durchstarten kann. Der 21-Jährige ist als Nachfolger von Top-Torjäger Wagner auserkoren. In Leipzig steht „Jule“ bis 2025 unter Vertrag, 2022/23 spielt er definitiv für die Eulen. Nach dem Spiel in Emsdetten fuhr Meyer-Siebert nicht mit seiner Mannschaft zurück in die Pfalz, sondern nach Hannover. Er stand mit Zweitspielrecht im Kader des 1. SC DHfK Leipzig, der am Sonntagnachmittag bei den Recken in Hannover gastierte. Michel Abt dagegen wollte erst einmal durchatmen. „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, es waren unfassbar schöne und am Ende auch erfolgreiche Tage“, sagte Abt. Die Mannschaft hat er quasi über Nacht hinter sich gebracht, an ihre Qualitäten geglaubt, das am Boden liegende Team wieder aufgerichtet und wieder auf Kurs gebracht. Die Herzen der Fans hat Michael Abt auf Anhieb erobert. Zwei Worte sagten alles: DANKE MICHEL.

(Foto: Jörg Riemenschneider)