17 : 18
(9 : 9)

TSV Bayer Dormagen

Juzbasic - Karvatski (1), Ian Hüter (3), Senden (5) - Reimer (5/2), Mast - Patrick Hüter – Grgic (1), Seesing (2), Steinhaus, Biernacki

Die Eulen Ludwigshafen

Ašanin (28.Urbič bei einem Siebenmeter) - Salger (1), Neuhaus (4/1), Dietrich (1) - Falk (1), Hofmann (1) - Klimek (3) – Meddeb, Durak (1), Wagner, Sorda, Meyer-Siebert (6), Eisel, Keskic
Spielverlauf: 0:1 (2. Minute), 1:4 (8.), 4:7 (19.), 7:7 (26.), 9:9 (Halbzeit), 10:9 (34.), 11:11 (41.), 11:14 (45.), 14:14 (52.), 15:15 (54.), 15:17 (56.), 16:18 (58.), 17:18 (Ende)
Siebenmeter: 3/2 - 3/1
Rote Karten: Salger (9.)
Zeitstrafen: 2/5
Zuschauer: 753
Schiedsrichter: Christian Hannes/David Hannes

Dank starker Abwehr Niederlagenserie gestoppt

28.04.2022 12:00 // hk

Ende der Talfahrt! Die Eulen Ludwigshafen haben am Mittwochabend nach fünf Niederlagen in Serie wieder gewonnen: In der Nachholpartie vom 11. Spieltag beim TSV Bayer Dormagen gewannen die Eulen 18:17 (9:9). „Ein Sieg, der uns etwas Luft gibt“, sagte Trainer Michael Biegler, der eine starke Abwehr mit einem überzeugenden Torhüter Matej Ašanin sah, aber um die Defizite im Angriff weiß. Dormagen, das vier seiner letzten fünf Spiele gewonnen hatte, schaffte es in den letzten knapp zwei Minuten nach Zeitstrafen gegen Christian Klimek und Gunnar Dietrich nicht, mit der Zwei-Mann-Überzahl noch einen Punkt zu retten. „Wir sind anfangs ziemlich oft am Torwart gescheitert und bei doppelter Überzahl unterläuft mir dann ein blöder Fehler“, gestand der starke Mittelmann Ian Hütter, der den Ball so vier Sekunden vor Schluss aus der Hand gab.

Am Samstag in Ferndorf

Die Eulen sind mit 29:27 Punkten weiterhin Tabellenzwölfter. Am Samstag (19 Uhr) gastieren sie beim Tabellen-16. TuS Ferndorf, der 22:38 Punkte hat. Ferndorf hat am Dienstag wohl 26:35 in Eisenach verloren, aber am Wochenende 25:20 beim Tabellenzweiten HSG Nordhorn-Lingen gewonnen. Ein Sieg, „der uns etwas Luft gibt“, sagte Michael Biegler am späten Mittwochabend, wohlwissend, dass auch das Spiel am Samstag in Ferndorf „nichts für Ästheten sein wird“. Arbeit war bei den Eulen auch am Tag nach Dormagen angesagt: zwei Trainingseinheiten und gezielte Einzelgespräche.

„Trainerkoryphäe Michael Biegler“

„In meinen Augen war es das erwartete Kampfspiel zweier Mannschaften, die schon im Hinspiel auf Augenhöhe agiert haben. Ich hätte heute auch den Punkt genommen, das wäre auch ehrlicher gewesen“, sagte Eulen-Coach Michael Biegler, der natürlich happy war, dass sich seine Mannschaft das ersehnte Erfolgserlebnis erarbeitet hat, ohne dass der erfahrene Coach die Probleme im Angriffsspiel verkennen würde. Biegler: „Wir müssen den nächsten Step machen. Wir müssen die Mannschaft weiter entwickeln. Ich bin dafür da, dass wir die Mannschaft bis zum Sommer wieder besser machen, damit sie besser performed, dass jeder Spieler wieder besser wird. Deshalb habe ich die Aufgabe bei einem Klub übernommen, wo ich schon mal war. Ich mache das gerne.“ In Dormagen, wo der junge Biegler einst Co-Trainer war, genießt der Eulen-Coach noch immer einen glänzenden Ruf. Walter Haase, vom Bayer-Sportkompetenzteam, schwärmte vor dem Anwurf: „Michael Biegler ist eine Trainer-Koryphäe!“

Frühes Rot für Stefan Salger

Es hatte im TSV Bayer-Sportcenter gut für die Eulen begonnen. Der Gastgeber, der die letzten drei Spiele gewonnen hatte, startete nervös, ja fahrig. Den ersten Siebenmeter des TSV hieb Jan Reimer weit übers Ziel (6. Minute). Die Eulen dominierten, nach klasse Kreis-Anspiel von Gunnar Dietrich sorgte Christian Klimek für die 4:1-Führung der Eulen (8.). Eine Minute später aber sah Stefan Salger glatt Rot nach Foul an Linksaußen Tim Mast. Riemer nutzte den Siebenmeter zum 2:4 – auf der Gegenseite setzte Pascal Durak den Siebenmeter an den Pfosten (10.). Nach 15 Minuten kam kurzzeitig Nikola Sorda am Kreis zum Einsatz. Der Kapitän des HLZ Friesenheim-Hochdorf war nach dem erneuten Ausfall Max Haiders für den Fall des Falles als Klimek-Ersatz im Einsatz.

Hendrik Wagner verletzt

Nach 19 Minuten führten die Eulen 7:4, dann kam Dormagen mit einem 3:0-Lauf bis zur 26. Minute zum Ausgleich. Zur Pause hieß es 9:9, vier Minuten später war das Spiel für Hendrik Wagner beendet, der wegen einer Wadenverletzung aufgeben musste. Wagner Ausscheiden machte neue Improvisationen im Eulen-Rückraum erforderlich, wo Gunnar Dietrich auch offensiv gefragt war. Nach Salgers Roter Karte war Wagner halbrechts im Einsatz, dort tummelte sich fortan weitgehend Max Neuhaus, Marc-Robin Eisel kurbelte nun das Spiel an. Klasse sein Pass auf Jannik Hofmann, der Linksaußen aber traf beim Stand von 10:10 nicht (40.). Frei vergebene Chancen wie diese, aber auch die zwei vom großen Kämpfer Klimek, von Pascal Durak, dazu neun technische Fehler und zwei verschossene Siebenmeter (Durak, Neuhaus) erschwerten die Arbeit. Klasse aber wie Pascal Durak einen Tempogegenstoß über Kapitän Dietrich und Enes Keskic mit dem 12:11-Führungstreffer veredelte (42.). In Minute 55 stand das Spiel beim 15:15 auf des Messers Schneide, ehe Neuhaus mit einem für ihn typischen Treffer und Julius Meyer-Siebert die Gäste mit 17:15 in Führung brachten. Meyer-Siebert erhöhte zwei Minuten vor dem Ende auf 18:16, vergab dann die Chance, die Klarheit geschaffen hätte und Alexander Senden verkürzte nochmals. Die Zeitstrafen von Klimek und Dietrich, die doppelte Unterzahl, überstanden die Eulen mit Glück und Geschick und auch dank des Fehlers von Ian Hüter.

„Jule“ dreht auf

„In erster Linie positiv aufgrund des Ergebnisses“, wertet Julius Meyer-Siebert den knappen Auswärtssieg. Mit sechs Treffern bei zehn Würfen hat die Leipziger Leihgabe großen Anteil am Erfolg. Seine Fehlwürfe kamen auch deshalb zustande, weil sich die Eulen allzu oft ins Zeitspiel zwingen ließen, und er abschließen musste. Meyer-Siebert: „Es ist hoffentlich der erhoffte Brustlöser. Es war ein harter Kampf und mit Sicherheit kein schönes Spiel. Ich sehe, dass wir weiter Schritte nach vorne machen, dass das in der Abwehr wie im letzten Spiel schon gut läuft. Im Angriff müssen wir weiter hart arbeiten, um uns zu verbessern. In erster Linie sieht man aber auch, dass wir alle fighten. Ich denke, dass ist das Wichtigste, was wir aus dem Spiel mitnehmen.“ Meyer-Siebert, seit Januar für eineinhalb Jahre auf Leihbasis vom SC DHfK Leipzig zu den Eulen gekommen, um zur neuen Saison Hendrik Wagner zu ersetzen, der nach Wetzlar geht, fand trotz aller Lobesworte durchaus selbstkritische Worte: „Ich habe schon noch einige Sachen, mit denen ich unzufrieden bin. Das kann nur über die Praxis gehen. Ich war leider einige Wochen raus. Ich bin neu im Verein, muss in ein für mich neues Spielsystem finden, muss mit den Nebenleuten eine Linie finden. Ich kam aus einer Verletzung und aus einer Corona-Infektion, dazu der Trainerwechsel. Das ist dann nicht so einfach. Heute gab es einige positive Aktionen. Am schönsten ist viel zu spielen, das gibt mir am meisten. Wenn es so weiter geht, dann geht meine Leitungskurve nach oben. Genauso wichtig ist, dass die Leistungskurve der Mannschaft ebenso nach oben geht.“ Trainer Biegler hatte schon am Freitag nach dem Spiel gegen Bietigheim und Meyer-Sieberts erstem Treffer im Eulen-Dress von „einem Brustlöser“ gesprochen und sah am Mittwoch einen weiteren Schritt nach vorn bei dem 2,06 Meter großen Halblinken. Er kann Handball spielen – eine Kostprobe dessen sein Zuspiel auf Neuhaus, das der zum 11:11 nutzte (41.).

Rückhalt Matej Ašanin

Viel Lob erfuhr Eulen-Torhüter Matej Ašanin, der elf Paraden hatte, der erhoffte Rückhalt der Mannschaft war. Klasse, wie der 28-Jährige in der 50. Minute mit Fußabwehr gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Artur Karvatski parierte. Ašanin: „Es war ein schweres Spiel mit einer guten Abwehr. 17:18 – das kann man sich im Handball nicht jede Woche ansehen. Wir haben heute eine gute Deckung gespielt, wie gegen Bietigheim eine Halbzeit, heute das ganze Spiel. Das ist auch das, was wir machen müssen. Im Angriff haben wir die Ideen vom neuen Coach, das geht nicht über Nacht. Es ist aber ein wichtiger Sieg nach fünf Niederlagen hintereinander. Es geht jetzt nur nach vorne …“

Dauer-Baustelle Angriff

„Wir haben über 60 Minuten eine sehr konzentrierte, aggressive Deckung mit einem sehr guten Matej gespielt“, bilanzierte Marc-Robin Eisel, mit dem nach 39 Minuten Tempo ins Eulen-Spiel gekommen ist. Eisel: „Im Angriff haben wir uns sehr schwergetan, sind wieder nicht ins flüssige Spiel gekommen, haben die gute Abwehr nicht genutzt, um ins Tempospiel zu kommen. Wir haben ein Tor mehr als der Gegner, was wichtig für den Kopf ist.“ Max Neuhaus, als Mittelmann gestartet, aber auch auf den Halbpositionen ein Aktivposten, ackert und zackert, ganz Traktor. Er macht vier von sieben – einen Siebenmeter verwandelt er, einen vergibt er. Max Neuhaus: „Die Abwehr super, Matej super mit wichtigen Paraden. 17 Gegentore ist auswärts in Ordnung, 18 zu werfen ist immer noch zu wenig. Der Angriff ist weiterhin unsere Baustelle, wo wir weiterhin dran arbeiten müssen. Es war auch ein bisschen schwierig – Salger nach neun Minuten direkt mit der Roten Karte raus, dann wird Hendrik Wagner verletzt und fehlt auch. Gefühlt hatten wir in jedem Angriff eine neue Aufstellung, da war es ein bisschen schwierig, den Überblick zu behalten. Aber es hat halt gereicht …“ Am Samstag schon geht’s in Ferndorf weiter. Dazu Max Neuhaus, der blickt beim Blick voraus auch noch mal zurück: „Erst mal heißt es, wieder fit werden. Gerade Gunnar, gerade ,Klimo‘, die viel spielen, es gilt, die zu schonen, damit sie wieder fit sind. Gegen Ferndorf haben wir uns auch im Hinspiel schwergetan, ein Unentschieden gerade so hinbekommen. Es wird auch wieder ein unangenehmer Gegner sein. Ich denke, es wird uns ähnliches erwarten wie in Dormagen. Den Kampf anzunehmen ist wichtig, egal ob die Knochen weh tun. 60 Minuten kämpfen, das ist wichtig. Gerade auswärts tun wir uns eh schwer, es war ja erst unser dritter Auswärtssieg. Es war auf jeden Fall wichtig, dass wir die zwei Punkte holen.“

(Fotos: Heinz J. Zaunbrecher)