Die Eulen Ludwigshafen feiern am Samstag ihren ersten Auswärtssieg in dieser Zweitliga-Saison: 31:29 (15:15) gewinnt die Mannschaft von Trainer Ceven Klatt an dessen alter Wirkungsstätte bei den Rimpar Wölfen. Auf der Tribüne freuen sich Klatts Frau und seine beiden Kinder. Zur entscheidenden Figur in der dramatischen Schlussphase avanciert Žiga Urbič, der den guten Matej Ašanin (zehn Paraden) nach 45 Minuten ablöst. Da führt Rimpar 24:22. Urbič hat sechs fantastische Paraden und sagt am Ende: „Danke, Fans!“ „Wir müssen uns auch bei den Eulen-Fans bedanken“, schließt sich Coach Klatt an. Er wird von der lautstarken Fan-Kolonie aus Ludwigshafen besungen. Alexander Falk, der seinen 24. Geburtstag feiert, hat vor Spielbeginn einen großen Wunsch formuliert: „Auswärtssieg!“ Mit sieben Treffern bei acht Würfen hat er eine Riesenaktie am Erfolg. Und ist glücklich „mit einem optimalen Tag“. Dazu trägt auch Pascal Bührer entscheidend bei, der Lücken reißt und viermal trifft.
Fans mit toller Kultur
Erstmals seit dem 7. März 2020, erstmals seit 602 Tagen, erstmals seit 14.458 Stunden, ist der Eulen-Fan-Bus wieder gerollt. Am Steuer damals wie heute: Claudia Mayer. Die gute Seele mit dem großen Fan-Herzen ist beim Spiel Feuer und Flamme. Sie leidet mit, sie fiebert mit. Wie ihr Mann Dietmar, der den Mannschaftsbus fährt. Bezahlt hat den Fan-Bus an diesem Samstag der „Eulen Club 100“, die Fans mussten nur für die Tickets aufkommen. Rund 60 Eulen-Fans, darunter Hallensprecher Thomas Stüber, sorgen für gigantische Heimspiel-Atmosphäre in der s.Oliver Arena. Ganz so, wie sich das Fanclub-Chef Peter Ackermann vorher gewünscht hat: „Lasst die Mannschaft spüren, dass wir dabei sind!“ Und sie spüren das, sie drehen das Spiel auch dank der Fans. „Es ist schon geil, den ersten Auswärtssieg zu feiern. Aber es war ja eigentlich kein Auswärtsspiel, dank unserer Fans war’s ein Heimspiel“, schwärmt Jannek Klein. Mit sechs Treffern bei acht Versuchen ist der an diesem Abend ungemein zielbewusste Halbrechte ein Erfolgsfaktor. Bester Werfer: Hendrik Wagner (8/1). Er hat nach sieben Saisonspielen 51 Treffer auf dem Konto und nimmt ab Montag am Nationalmannschafslehrgang teil. Nächsten Freitag (20.15 Uhr) in Luxemburg gegen Portugal dürfte Wagners Debüt im Nationaltrikot folgen. Sport 1 überträgt live. Die nächste Auswärtsfahrt via Fan-Bus geplant ist für den 20. November, wenn’s nach Bietigheim geht. Claudia Mayer freut sich auf das Wiedersehen mit „einmaligen Fans“.
Ohne Neuhaus und ohne Durak
Bitter für Max Neuhaus, schlecht für seine Mannschaft: Der Rückraumspieler, vor Wochenfrist gegen Nordhorn der Mann, der die Wende brachte, muss grippebedingt passen. Das geplante Comeback Pascal Duraks findet nicht statt. Zu Wochenbeginn war der Rechtsaußen wieder voll ins Training eingestiegen, aber … dann. „Dienstag und Mittwoch war alles okay, am Donnerstag hatte ich schon wieder Probleme, Freitag ging gar nicht“, schildert Durak seine Verfassung. Mit einer Knochenhautentzündung begann seine Leidenszeit nach auskurierter Hüftverletzung. „Der Schmerz beginnt in der Wade, zieht in den Oberschenkel. Ich kann nicht springen und bin ehrlich gesagt ratlos“, erklärt der 29-Jährige. Er hofft jetzt einen Spezialisten zu finden, um die rätselhaften Ursachen der Schmerzen zu ergründen. Durak: „Ich werde in diesem Jahr noch spielen …“
15:15 zur Pause
Die Eulen finden nur schwer ins Spiel. Was auch an Marino Mallwitz liegt. Der Schlussmann der Wölfe hat acht Paraden in den ersten 30 Minuten, Matej Ašanin im Eulen-Tor kommt bis zur Halbzeit auf sieben. Die Eulen schaffen es nach dem 3:2 und 4:3 durch die beiden Treffer von Enes Keskic nicht, die Führung zu behaupten. Da findet Hendrik Wagner in Mallwitz seinen Meister, Keskic scheitert beim Gegenstoß frei an Mallwitz (15.). Stefan Salger hat kein Glück mit seinen Abschlüssen. Rimpar ist stark über Rechtsaußen Julian Sauer und besitzt in Patrick Schmidt einen ausgezeichneten Siebenmeterschützen. Irgendwie bezeichnend: Die Schiris sprechen den Gastgebern drei Siebenmeter zu, die Schmidt alle nutzt. Die Eulen bekommen keinen. Sie liegen 4:7 (15.), 7:10 (21.) zurück. Aber sie kämpfen sich zurück ins Spiel. Alex Falk hat auf Rechtsaußen, als er in Szene gesetzt wird, bis zur Pause eine 100-Prozent-Quote: vier Würfe, vier Tore. Wichtig, dass die Mittelmänner Jan Remmlinger und Bührer Mitte der ersten Hälfte auch den Rechtsaußen einbinden und finden. Zur Halbzeit heißt es 15:15.
Pascal Bührers Minuten
Es ist ein schwieriger Abend für die Eulen. Rimpar bekommt acht Siebenmeter zugesprochen, die Eulen zwei. Zudem sieht Max Haider in der 43. Minute die Rote Karte. Als der Gast nach 32 Minuten 17:15 führt, Matej Ašanin einen Siebenmeter Patrick Schmidts pariert, sieht es gut aus. Aber eben Schmidt und Dominik Schömig vom Punkt gleichen aus. Das Spiel steht auf Messers Schneide, auch weil Wölfe-Keeper Marino Mallwitz mit 14 Paraden herausragt, Schmidt (10/5), Steffen Kaufmann und Julian Sauer (je 5) Abschlussqualitäten demonstrieren. „Ich bin zufrieden mit der Angriffsleistung, da haben wir immer wieder Lösungen gefunden. Ich bin unzufrieden, wie wir teilweise in der Abwehr gearbeitet haben. Da hätte ich mir mehr Druck auf Rimpar gewünscht. Am Ende sind wir cool geblieben“, wird Ceven Klatt nach 60 dramatischen Minuten sagen. Mit Linus Dürr mobilisiert der Gastgeber nach der Pause einen belebenden Linksaußen, der schwer zu packen ist, vier Treffer markiert. In der 44. Minute stellt Dürr mit einem Doppelschlag auf 24:22. Žiga Urbič löst Ašanin ab. Aber Wagner scheitert – Latte. Dann trifft er. Schmidt antwortet – 25:23. Falk verkürzt. Wagner scheitert mit Siebenmeter an Mallwitz. Noch neun Minuten. Schmidt erhöht: 26:24. Falk trifft, am Kreis wunderbar bedient von Wagner: 26:25. Gegenstoß Falk: Ausgleich. Wieder Siebenmeter für die Wölfe: Schmidt überlistet den kurzzeitigen Rückkehrer Ašanin – 27:26. Noch sieben Minuten. Es werden die Minuten von Pascal Bührer. Er rackert. Er schafft Räume. Er verwirrt den Gegner mit blitzschnellen Drehungen. Er gleicht aus. Christian Klimek sorgt mit einem überragenden Abschluss vom Kreis für die Eulen-Führung: 28:27. Bührer erhöht – 29:27. Wagner landet den Befreiungsschlag: 30:27. Aber Kaufmann verkürzt. Jannek Klein kann alles klar machen, scheitert aber an Mallwitz. Wieder trifft Kaufmann: 29:30 – noch 32 Sekunden. Gekonnt nutzt Jannik Hofmann seine Chance zum 31:29 – es ist die Entscheidung.
Falk – acht Würfe, sieben Tore
„Es ist heute ein Sieg der Mannschaft“, urteilt Žiga Urbič, der seine Klasse eindrucksvoll bewiesen hat. „Matej hat gut gehalten – und dann ich …“, sagt der 24-Jährige lachend nach der dramatischen Schlussphase. Die 60 Fans der Eulen unter den 807 Besuchern geben den Ton in der Halle an. „Unfassbar unsere Fans“, dankt Kapitän Gunnar Dietrich für die Rückenstärkung. „Žiga hat uns mit zwei, drei wichtigen Paraden wieder ins Spiel gebracht“, betont Geburtstagskind Falk, wohlwissend, dass die Abwehrleistung nicht so war, wie sie hätte sein sollen. „16 Tore in der zweiten Halbzeit sprechen aber auch für unseren Angriff“, sagt der Rechtsaußen, der sieben von acht Chancen nutzt. Die Unterstützung durch die Fans begeistert Falk: „Es hat sich wie ein Heimspiel angefühlt!“ So sieht das auch Pascal Bührer, der viermal wirft und viermal trifft, entscheidende Impulse in der Schlussphase bringt, mit seiner Wendigkeit zu einem spielentscheidenden Faktor geworden ist. „Es war ja ein halbes Heimspiel“, frohlockt der Steuermann glückstrahlend. Bührer: „Ich bin dankbar für die Spielzeit, die ich bekommen habe. Ich konnte mit meinen Stärken Lücken schaffen. Ich habe den anderen gesagt: Ich renne, ich mache Platz für euch …“
Statistik
Rimpar Wölfe: Mallwitz – Kaufmann (5), Jaeger, Schmidt (11/6) - Sauer (5), Schömig (1/1) - Kovacic – Mayer (1), Baumgarten, Dayan (2), Böhm, Dürr (4)
Eulen Ludwigshafen: Ašanin (bis 45., 53.bei einem Siebenmeter), (30. Urbič bei einem Siebenmeter, ab 45.) - Salger, Remmlinger (2), Wagner (8/1) - Falk (7), Keskic (2) - Klimek (1) – Dietrich, Bührer (4), Haider, Hofmann (1), Klein (6)
Spielverlauf: 1:0 (3. Minute), 2:3 (7.), 7:4 (15.), 10:7 (21.), 10:10 (24.), 12:13 (28.), 14:15 (30.), 15:15 (Halbzeit), 17:18 (36.), 20:20 (39.), 24:22 (45.), 25:23 (49.), 26:26 (52.), 27:28 (56.), 27:29 (57.), 27:30 (58.), 29:30 (60.), 29:31 (Ende) - Siebenmeter: 8/7 - 2/1 - Zeitstrafen: 5/5 - Rote Karte: Haider (43.) - Zuschauer: 807 - Schiedsrichter: Markus Kauth (Taufkirchen) und Andre Kolb (Augsburg).