„Ich liebe die Stimmung in der Ebert-Halle!“

29.10.2021 10:30 // hk

Die Warnungen des Trainers vor einem etwaigen Unterschätzen des Gegners sind das eine. Die Tatsachen das andere: Mit ihrem 34:30-Sieg am Mittwochabend in Aue machten die Rimpar Wölfe sehr deutlich, was Trainer Ceven Klatt seinen Eulen in den Vortagen schon als Mahnung auf den Weg gab: „Rimpar kann jeden Gegner schlagen.“ Am Samstag (19.30 Uhr) sind die Eulen zu Gast in der s.Oliver Arena in Würzburg. Die 3140 Plätze zählende Halle in Würzburg ist Heimstatt der Wölfe, die mit 6:10-Punkten Platz 14 belegen. Einen Rang dahinter folgen die Eulen, die zwei Spiele weniger ausgetragen haben und 5:7-Zähler auf dem Konto wissen. Schiedsrichter sind Markus Kauth aus Taufkirchen und Andre Kolb aus Augsburg. SportDeutschland.TV überträgt live.

Lob für Neuhaus‘ Power

In Würzburg wollen die Eulen ihren Aufwärtstrend bestätigen, der im 26:25-Krimisieg gegen die HSG Nordhorn-Lingen einen emotionalen Höhepunkt erlebte. „Ein unfassbares Spiel. Wir hatten es von der sechsten bis zur 57. Minute verloren, ehe Stefan Salger uns mit einem so harten Wurf in der letzten Sekunde den Sieg sicherte“, sagt Matej Ašanin. Der Torhüter wurde in der dramatischen Schlussphase mit seinen Paraden, den beiden gehaltenen Siebenmetern, zu einer spielentscheidenden Größe im Duell der beiden Bundesliga-Absteiger. Ob das Nordhorn-Spiel den endgültigen Wendepunkt zum Guten darstellt? „Jede Mannschaft braucht Zeit, wenn ein neuer Trainer kommt, der auch ein neues System spielt. Das braucht Zeit nach so langer Zeit mit Ben Matschke“, erklärt der 28-Jährige, der die Abwehr schon seit einigen Wochen verbessert sieht, im Angriff eine Weiterentwicklung ausmacht. In der packenden Schlussphase gegen Nordhorn trumpfte dann ja auch Max Neuhaus auf, markierte vier Tore. „Neuhaus hat viel Power“, schwärmt der Keeper, dem auch der mit Zweitspielrecht ausgestattete Marc-Robin Eisel viel Freude bereitet: „Er ist ein Talent.“

Lob für klare Worte des Kapitäns

Matej Ašanin hat eine schwierige Saison in seiner kroatischen Heimat hinter sich. 2019 ist er nach einem halben Jahr bei den Eulen, wo er als Leihgabe von Sporting Lissabon spielte, zu RK Zagreb gewechselt. Aber Corona sorgte 2020/21 für ein Horrorjahr. „Wir haben mit Zagreb Champions League gespielt. Aber dann kam Corona! Wir waren sechsmal in Quarantäne, es gab große ökonomische Probleme“, erklärt der Schlussmann, der 2020 mit Kroatien Vize-Europameister geworden war, wie es zur Rückkehr zu den Eulen kam. Dort hatte er sich bei seinem Kurz-Gastspiel sehr schnell sehr wohl, ja daheim, gefühlt. Der Neuanfang war schwierig: Trainingsrückstand. Fehlende Spielpraxis. Verletzung in der Vorbereitung. Bei der 21:26-Auftaktniederlage gegen den TV Hüttenberg spielte Asanin – vor allem vor der Pause - gut. Neun Paraden. „Dessau war schlecht, wir hatten keine Torhüterleistung“, sagt der 2,06 Meter große Torhüter beim Blick zurück auf die 32:35-Niederlage. Mit 15 Paraden legte er den Grundstein zum 36:27-Heimsieg gegen den TV Großwallstadt. Beim 29:30 in Aue spielte er nur kurz. In Essen beim 24:24 ging der Routinier grippebedingt nur bei einem Siebenmeter ins Tor, gegen Nordhorn hatte er zwölf Paraden, schien in der Schlussphase geradezu magische Kräfte zu entwickeln, als er Siebenmeter von Markus Stegefelt und Robert Weber „stach“, einen Tempogegenstoß Pavel Mickals fantastisch abwehrte. Das verbesserte Miteinander von Abwehrblock und Torhütern trug zuletzt Zinsen. „Unsere Mannschaft hat gute Hilfe von hinten bekommen“, urteilt Ašanin. Ganz wichtig aus seiner Sicht die Ansprache Gunnar Dietrichs nach Dessau. „Der Kapitän hat gut gesprochen. Er hat alles angesprochen, auch dass wir Torhüter lauter werden müssen, weil wir ja am meisten sehen. Der Kapitän hat das gut gemacht. Er muss das machen.“

Die Torhüter harmonieren gut

„Wir arbeiten sehr gut zusammen“, lobt Matej Ašanin die Trainingsatmosphäre, die ihn mit Žiga Urbič verbindet. „Wir gehen auch mal einen Kaffee zusammen trinken, wir tauschen uns aus, wir schauen uns auch zusammen Videos unserer Spiele an“, beschreibt Ašanin, der 28 Jahre alte Kroate, das Zusammenwirken mit dem vier Jahre jüngeren Slowenen. Auch Leon Hoblaj, die Nummer 3, ist gut ins gemeinsame Training eingebunden. Ašanin: „Das klappt gut bei uns. Der Torwart, der auf der Bank sitzt, sieht viel. Wir sprechen das an. So können wir uns gegenseitig helfen.“ Als es gegen Nordhorn bei Urbič 15 Minuten lang so gar nicht laufen wollte, kam Ašanin. Ein Wechsel, der fruchtete.

„Die Stimmung ist unglaublich“

Als die Eulen ab der 6. Minute ständig einem Rückstand nachliefen, schaute Matej Ašanin immer wieder bangen Blickes hoch zur Anzeigetafel an der Wand hinter seinem Tor. Drei Tore Rückstand – und die Zeit verstrich. Aber das Publikum war da. Als Neuhaus mit seinen Toren und Ašanin mit seinen Paraden die Hoffnung konkreter werden ließen, schien die Halle zu explodieren. Ein unfassbarer Lärmpegel. Die Fans trugen die Mannschaft. „Ich liebe die Ebert-Halle, ich liebe diese Stimmung“, schwärmt der Torhüter noch sechs Tage nach dem Spektakel: „Die Stimmung ist unglaublich! Das war geil!“ So kann, so darf, so soll es weiter gehen!

Beeindruckt vom Zweitliga-Niveau

Am Samstag in Würzburg warten die Rimpar Wölfe auf die Eulen. „Das ist ein schweres Auswärtsspiel. Wir haben Respekt. Aber wir brauchen auch zwei Punkte“, betont Matej Ašanin vor der Dienstreise zum Ex-Klub von Eulen-Trainer Ceven Klatt. Ašanin, der in seiner Laufbahn schon viel gesehen und erlebt hat, der in Kroatien, Deutschland, Spanien und Portugal Erste Liga spielte, ist beeindruckt vom Niveau der Zweiten Bundesliga. Ašanin: „Die Zweite Liga in Deutschland ist stärker als 80 Prozent der Ersten Ligen in aller Welt! Hier hast du viele gute Mannschaften in der Zweiten Liga.“

Wohlfühlen in Lu

Wichtig für den kroatischen Profi ist die familiäre Situation, wichtig, dass die Familie sich wohl in Ludwigshafen fühlt. „Wir leben gut hier. So war das ja auch schon, als wir 2019 hier waren“, betont Matej Ašanin. Er hat seine Deutschkenntnisse längst wieder aufgefrischt, kommuniziert mit seiner Frau, einer Mexikanerin, Spanisch, mit dem vierjährigen Liam kroatisch. Der Kleine hat jetzt auch mit dem Handball begonnen. „Liam ist bei den Bambini der TSG Friesenheim, das ist lustig, noch kein richtiger Handball. Einfach Spiel und Spaß“, sagt der Profi lachend.