„Das ist ein Desaster für uns! Zwei fest als Leistungsträger eingeplante Rückraumspieler fallen lange aus.“ Dies die Bestandsaufnahme von Michael Haaß, dem Trainer der Eulen Ludwigshafen, die vom Verletzungspech gebeutelt werden. Nici Waldvogel, eine junge Hoffnung auf Halblinks, wird am kommenden Mittwoch in Rheinfelden in der Schweiz nach seinem im 3. Liga Spiel bei der 2. Mannschaft erlittenen Kreuzbandriss operiert. Die Diagnose Schultereckgelenksprengung hatte Spielmacher Vincent Bülow am Donnerstag schon kurz nach dem Spiel gegen HBW Balingen-Weilstetten erwartet und befürchtet. „Vince ist für uns ein unheimlich wichtiger Spieler“, betont Trainer Haaß. Der Schock sitzt tief.

Herkulesaufgabe in Hagen
Am Montag (19.30 Uhr) wartet in Hagen schon die nächste Herkulesaufgabe auf die Eulen: Der VfL Eintracht ist mit 11:3 Punkten als Tabellenvierter auf Bundesliga-Kurs! Gewinnt Hagen am Montag, rückt die Mannschaft auf Platz 2 vor. Die Eulen stehen mit 4:10 Punkten auf Platz 16, nur einen Punkt vor TuSEM Essen auf dem ersten Abstiegsplatz. Das Spiel in der Ischelandhalle leiten Lukas Müller aus Neubrandenburg und Robert Müller aus Potsdam. Dyn überträgt - wie alle Spiele der 1. und 2. Handball-Bundesliga - live und auf Abruf.

Tore werfen das Problem
Nach guten, intensiven Trainingstagen hatte sich Michael Haaß seinen Einstand als Eulen-Coach anders vorgestellt und nicht mit einem „minus 10“ auf der Ergebnistafel. „Das Tore werfen war heute unser Problem. Das lässt sich nicht schönreden“, bilanzierte der Coach. Ihn ärgerte beim Einbruch in der zweiten Halbzeit, „dass wir uns ein bisschen vorführen lassen. Wir haben alles zugelassen, statt einmal dazwischenhauen“. „Wir müssen schnell reifen, unser Angriffsspiel verbessern. Auf der Abwehrarbeit der ersten Halbzeit mit nur elf Gegentoren lässt sich aufbauen“, sagte der Coach, der allerdings auch die Schludrigkeiten nach dem Seitenwechsel rügte.

„Wir werden jeden brauchen“
Hagen hinkte in der letzten Saison weit hinter den eigenen Erwartungen her. So musste Cheftrainer Stefan Neff im Oktober letzten Jahres gehen und wurde durch den ehemaligen VfL-Profi Pavel Prokopec, der die eigene Jugend trainierte, ersetzt. Lange ging’s mit der halben Liga gegen den Abstieg, Platz 8 mit 32:36 Punkten war’s am Ende. Die ehemaligen Eulen-Profis Alexander Becker und Jan-Lars Gaubatz gehören 2025/26 nicht mehr zum Kader. „Hagen hat einen starken Kader. Sie haben in dieser Saison die Kurve gekriegt. Das wird eine Riesenherausforderung für uns“, weiß Trainer Haaß, der „Herz, Mentalität und Leidenschaft“ sehen möchte. Er plant auf Halbrechts nun auch mit René Zobel, der wegen einer Knieverletzung noch Trainingsrückstand hat, aber als Pendant zu Finn Leun eine Rolle spielen soll. Haaß: „Wir werden jeden brauchen.“

„Ich werde gebraucht“
„Ich werde schlecht schlafen“, zeigte sich Marc-Robin Eisel schwer niedergeschlagen nach dem Heimdebakel gegen Balingen. Mit vier technischen Fehlern hatte er einige Tempogegenstöße und Gegentore verschuldet und so seine Aktie an der Niederlage. Das nahm sich der Mann, der Spiele wie ein Trainer lesen kann, sehr zu Herzen. Aber Eisel, der beim erfolgreichen Klassenkampf in der letzten Saison ein entscheidender Faktor war, sich trotz Verletzung wochenlang in den Dienst der Mannschaft stellte, als Mittelmann Top-Leistungen abrief, ist ein Kämpfer. Er kann es besser, er kann es viel besser. „Ich weiß, dass ich gerade jetzt gebraucht werde“, betont Eisel, dem nach Bülows Ausfall eine Schlüsselrolle als Spielmacher zukommt.

Albtraum nach Traumstart
„Ja es hatte traumhaft begonnen“, sagte Mihailo Ilic nach Abpfiff des Balingen-Spiels. Nach 80 Sekunden kam Ilic von der Bank für Bülow, nahm den Freiwurf und trommelte das Runde ins Eckige – die Eulen führten 1:0, nach acht Minuten 4:1. Nach dem 12:13 in der 35. Minute aber kippte das Spiel, mit einem 4:0-Lauf, begünstigt durch haarsträubende Fehler der Eulen, setzte sich der Gast innerhalb von drei Minuten auf 17:12 ab. Nach 38 Minuten war das Spiel entschieden. Und „Momo“ Ilic war mitten in einem seht realen Albtraum. „Zu viele Freie vergeben, zu viele technische Fehler, den Gegner eingeladen ins leere Tor zu treffen“, reflektierte der 23-Jährige. Er bekam im Angriff mehr Einsatzzeit als in der Vergangenheit, blieb mit 2 von 6 ebenso wie Friedrich Schmitt (3 von 10) unter seinen Möglichkeiten. Für beide gilt wie für alle anderen – sie können’s besser!

„Alles reinhauen“
„Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis Montag“, sagte Kian Schwarzer nach dem Debakel gegen starke Balinger. Schwarzer verhungerte auf dem linken Seitenstreifen, nicht anders erging es Alex Falk, später Theo Straub am rechten Flügel. „Es heißt für uns am Samstag und Sonntag direkt weiterzuarbeiten, versuchen, die Fehler abzustellen und uns als Mannschaft weiter zu entwickeln, Mut zu fassen. Wir haben nichts zu verlieren“, sagt Schwarzer mit Blick auf die nächste schwere Dienstreise: „Hagen hat eine gestandene, eine sehr gute Mannschaft. Wir wollen alles reinhauen und dort möglicherweise doch zwei Punkte holen.“
Fotos: Harry Reis / VfL Eintracht Hagen
