Eng, enger, Zweite Liga: Die Eulen, nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen auf Platz 12 abgerutscht, haben mit 13:15 Punkten nur noch drei Zähler Vorsprung vor TuS N-Lübbecke auf dem ersten Abstiegsplatz. Andererseits aber haben die Ludwigshafener auch nur sechs Punkte weniger als der Überraschungszweite TV Hüttenberg. Der TVH profitiert von der überraschenden 37:39-Schlappe der Balinger in Dormagen. Allerdings ist die personelle Situation der Eulen vor der Dienstreise nach Essen weiter sehr angespannt. Am Sonntag (17 Uhr, Sporthalle Am Hallo) stehen die Eulen bei Tusem Essen vor einer Herkulesaufgabe. Die junge Essener Mannschaft, Tabellen-15. mit 12:16-Punkten, ist eine Hausmacht, die stärkste Heimmannschaft der Liga: sechs Spiele, sechs Siege. Ein ganz wesentlicher Faktor: Max Neuhaus, der Mittelmann, der 2023 von den Eulen kam. Dyn überträgt - wie alle Spiele der 1. und 2. Handball-Bundesliga - live und auf Abruf. Konrad Gimmler (Magdeburg) und Jannik Rips (Stendal) leiten die Partie.

Vier Asse fehlen weiterhin
„Wir müssen versuchen, ihnen den Schneid abzukaufen“, beschwört Eulen-Coach Johannes Wohlrab die Kraft des Kollektivs. Das Versagen in der ersten Halbzeit beim 26:32 (9:16) am Dienstag gegen HSC 2000 Coburg schreibt er der mangelhaften Einstellung zu: keine Mentalität, keine Leidenschaft, kein Kampf und massig Fehler. „Die zweite Halbzeit haben wir gewonnen“, erinnert Wohlrab an die Reaktion seiner ersatzgeschwächten Mannschaft nach dem Seitenwechsel. Da hatte der junge Oskar Knudsen seine Paraden, da bekam die Abwehr auch durch den „giftigen“ Kian Schwarzer einen Push, auf einmal stabilisierte Marc-Robin Eisel (4 von 6) sein Spiel und Max Haider zeigte sich wie in besten Tagen (6 von 8). „Daran müssen wir anknüpfen“, fordert Wohlrab vor dem Gastspiel bei Tusem, der Hausmacht der Zweiten Liga. Auch ohne Mex Raguse, Freddy Stüber, Mats Grupe und Mihailo Ilic möchte Wohlrab aus einem Traum Wirklichkeit werden sehen: „Wir wollen die erste Mannschaft sein, die in dieser Saison dort zwei Punkte entführt …“
Das Glück des Oskar Knudsen
Für Oskar Knudsen war es am Dienstag gegen Coburg nach zwei Einsätzen bei Siebenmetern in Konstanz und Ferndorf und sieben Minuten ohne eine Parade in Hagen das vierte Zweitliga-Spiel. In 37 Minuten hatte der 19 Jahre junge norwegische U21-Nationaltorhüter acht Paraden. Das entspricht in der Torhüter-Logistik guten 33,3 Prozent. „Ich bin einfach so glücklich! Ich habe keine Worte! Endlich zu Hause spielen zu dürfen und dann hat es so gut geklappt bei mir … Schade, dass wir verloren haben, aber gegen Essen wird’s besser“, schilderte Oskar Knudsen seine Gefühlslage nach dem 26:32 gegen den HSC 2000 Coburg. Im Sommer diesen Jahres kam Knudsen aus dem Talentschuppen des VfL Gummersbach. Er kam mit 14 mit dem Ziel Profi zu werden ins VfL-Internat, spielte zuletzt im Drittliga-Team der Gummersbacher. Da das aufgelöst wurde suchte Oskar eine neue Herausforderung, wechselte in die Pfalz, unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag, sammelt Spielpraxis im HLZ-Team in der Dritten Liga und trainiert mit den Eulen-Profis. Der Anfang ist gemacht.

Kian Schwarzer – das ist Emotion pur
Eine Bestnote verdiente sich beim Waterloo gegen Coburg der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Kian Schwarzer. Er brachte zunächst mit seiner Körpersprache und Lautstärke auf die Platte was 30 Minuten nicht zu sehen war: Emotion pur. „Diese Emotionen hatte ich versucht vorher auch von der Bank aus auszulösen, die Jungs zu pushen, die Spieler mitzureißen“, sagt der Linksaußen, der eine blitzsaubere Leistung bot (4 von 4). Wie der Trainer beschwört auch Kian Schwarzer die Schlagkraft des Kollektivs. „Wir spielen mit den Leuten, die da sind. Wir müssen, wie der Trainer so schön sagt, mit dem Messer zwischen den Zähnen auflaufen. Wir wollen die erste Mannschaft sein, die in Essen zwei Punkte mitnimmt“, sagt der 25-Jährige, der die Tabelle (natürlich) kennt. In der Unruhe im Verein, der Ungewissheit was die künftige Führung und die Vertragsverhandlungen angeht, die ihn ja auch betreffen, sieht Kian Schwarzer kein Problem für sich: „Ich blende das auf dem Spielfeld total aus! Ich geh‘ mit dem Ziel aufs Feld, das Spiel zu gewinnen!“
Fotos: Harry Reis
