Gäste Portrait Dessau-Roßlauer HV 06
Es hätte auch noch ganz anders ausgehen können zu den heutigen Gast aus der Ludwigshafener Partnerstadt. Kurz vor Ablauf der Saison musste der Dessau-Roßlauer HV quasi im Nachsitzen bei TuSEM Essen gewinnen, um die Klasse zu halten. Was war passiert? Am 27. April gewann der DRHV mit 28:27 in Essen, hatte in den letzten Sekunden allerdings einen Spieler zu viel auf dem Spielfeld. Der TuSEM, damals selbst in höchster Abstiegsnot, legte Einspruch gegen die Wertung des Spieles vom 29. Spieltag ein, dem am 11. Juni durch das Bundessportgericht stattgegeben wurde. Vier Tage nach dem 34. und damit eigentlich finalen Spieltag der Liga. Allerdings hatte es sowohl der TuSEM als auch der DRHV in Sachen Rechtsfindung nicht eilig.
Nach der erstinstanzlichen Abweisung des Einspruch am 12. Mai wurde erst am 27. Mai Revision durch den TuSEM eingelegt und eben kein Eilantrag zur schneller Entscheidungsfindung durch eine der beiden Parteien gestellt. So kam es zu der fristgerechten Entscheidung nach Ablauf des letzten Spieltages und zum Wiederholungsspiel am 29. Juni diesen Jahres. Klar war zu diesem Zeitpunkt: Bei einer Niederlage muss der DRHV als dann Tabellensiebzehnter in die Dritte Liga absteigen. Der TuSEM hatte unabhängig vom Spielausgang bereits den Klassenerhalt sicher und hätte sich höchstens noch für den DHB-Pokal qualifizieren können.
Während der DRHV fast seine komplette Mannschaft aus dem Urlaub rechtzeitig zum Wiederholungsspiel reaktivieren konnte, fehlten beim TuSEM neun Stammspieler. Neben der sicher hohen Motivation auf Dessauer Seite vielleicht auch ein Grund für den am Ende ungefährdeten Sieg und Klassenerhalt des DRVH.
Sowohl für den scheidenden Trainer Uwe Jungandreas, der nach über zehn Jahren als Trainer der Ostdeutschen nun bei Drittligist EHV Aue an der Seitenlinie steht, als auch für Vincent Bülow war diese Partie sicher auf mehreren Ebenen emotional herausfordernd. Der neue Taktgeber im Eulen-Trikot war zuvor über viele Jahre hinweg Kopf und Kapitän der Dessauer Mannschaft und ist nach Timo Löser im vergangenen Jahr zu dieser Saison sicher ein weiterer Verlust für das Team von Neu-Trainer Vanja Radić.
Radić war zuvor drei Jahre lang Co-Trainer unter Jungandreas und ist nun gefordert mit den vier Neuzugängen die Post-Bülow Ära zu gestalten. Mehr Verantwortung wird dabei auf U21-Nationalspieler Fritz-Leon Haake und Neuzugang Mika Schüler lasten. Dabei wusste vor allem der „Neue“ von der HBW Balingen-Weilstetten in den ersten beiden Saisonspielen mit 17 Toren und 2 Assists zu begeistern. Bei 30:34-Auswärtssieg in Coburg am vergangenen Samstag fehlte der 23-jährige allerdings wegen einer Sprunggelenksverletzung. Ebenfalls länger verletzt sind auch die beiden weiteren Neuzugänge Tomislav Jagurinoski und Julian Drachau. Da auch Leon Haake verletzungsbedingt ausfällt, wurden mit Niklas Döbbel und Sebastian Bialas zwei Spieler per Zweitspielrecht in der letzten Woche kurzfristig vom SC Magdeburg II nachverpflichtet. Damit stehen mittlerweile neun Spieler im Kader des DRHV, die zuvor bei den Magdeburger Youngstern unter Vertrag standen.
