Der Plan war ein anderer: Am Mittwoch nach dem Vormittagstraining sollte der Tross der Eulen Ludwigshafen Richtung Hannover rollen, sich in Ruhe vor Ort auf das Handball-Bundesligaspiel am Donnerstag (19 Uhr) beim TSV Hannover-Burgdorf vorbereiten. Positive Corona-Tests beim TBV Lemgo-Lippe, letzten Sonntag zu Gast in Ludwigshafen, aber sorgten für helle Aufregung. Der Eulen-Kader, Trainer, Betreuer und Offizielle wurden auf Covid 19 getestet. „Alle negativ“, meldete Geschäftsführerin Lisa Heßler am Mittwochabend. Am Donnerstagmorgen sollte die Dienstreise nach einem neuerlichen Test starten. Daraus wurde nichts. Die Partie wurde nach einer positiven Testung im Lager der Recken abgesagt, die sich umgehend in häusliche Selbstisolation begeben haben. Der neue Termin ist offen. Der nächste für die Eulen folgt am Sonntag (16 Uhr) in der Friedrich-Ebert-Halle: MT Melsungen kommt zum Nachholspiel. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist die Partie abgesetzt worden. MT verlor am Donnerstag gegen HBW Balingen-Weilstetten 24:25.
MT – die halbe deutsche Nationalmannschaft
Für Ben Matschke und die Eulen hieß es am Donnerstag umdenken. Schnell umdenken! „Abhaken“, fordert der Trainer. „Die Belastungssteuerung musste nun geändert werden, alles war auf Hannover ausgerichtet“, erklärt der Coach. Rasche Umorganisation war angesagt, auch im Kopf und schleunigst MT Melsungen ins Visier zu nehmen. „Bei Melsungen brauchen wir über Qualität nicht zu sprechen, das ist eine top besetzte Mannschaft“, betont Matschke. Von Silvio Heinevetter, der inzwischen 200 Länderspiele bestritten hat, über Finn Lemke, Julius Kühn, Kai Häfner, Tobias Reichmann und Timo Kastening ist quasi die halbe deutsche Nationalmannschaft für MT am Ball. Trainer ist Gundmundur Gudmundsson. „Manchmal fehlte Melsungen vielleicht etwas die Konzentration, um ganz oben dabei zu sein, um in die Top drei zu kommen“, urteilt der Eulen-Coach. Seiner Mannschaft verordnet Matschke „ganz viel in der Gemeinschaft“ zu lösen. Versuchen, das Ergebnis eng zu halten, knapp zu halten. Und da zu sein, wenn sich die Chance denn bietet. Sky überträgt live. Schiedsrichter der Partie sind Jörg Loppaschewski und Nils Blümel aus Berlin.
Dietrich im dritten Frühling
Alter schützt vor Leistung nicht! Den Beweis liefert Gunnar Dietrich, der Kapitän der Eulen Ludwigshafen, gerade auch in diesen Tagen nachhaltig und eindrucksvoll ab. „Günnes“, inzwischen 35, zweitältester Spieler im Bundesliga-Kader nach dem 43-jährigen Torhüter Gorazd Škof, präsentierte sich beim 24:25 (11:15) gegen TBV Lemgo-Lippe nicht nur als Fels in der Abwehr und als filigraner Anspieler, sondern warf auch drei wunderbare Tore. Der Tag nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Lemgo – kein einfacher für den 2,03 Meter großen Dietrich. „Verdaut habe ich das noch nicht wirklich. Es beschäftigt mich“, gesteht der Kapitän am Montag beim Interview. Doch: „Es lässt sich nicht ändern. Wir müssen uns auf die nächste Aufgabe fokussieren“, sagt Gunnar Dietrich entschlossen. Da hatte der Mann mit der Nummer 8 noch Hannover im Blick. Er wirkte zuletzt sehr frisch – engagiert ist „Günnes“ eh. „Wir haben in der Trainingssteuerung speziell auch für ihn etwas geändert. Da hilft reden, der Austausch. Ich sehe das unabhängig von seinen Toren. Er hat derzeit eine gute Power“, sagt Trainer Matschke. In seinen ersten 14 Saisonspielen machte „Günnes“ vier Tore, in den letzten fünf Spielen zehn. Immer da. Noch immer wertvoll!
Jugend forsch
„Hendrik Wagner, Max Neuhaus, ich möchte da auch Pascal Bührer nennen, der im Spiel bei den Löwen ins kalte Wasser geworfen wurde und mit seiner Präsenz zeigte, was er kann – die Entwicklung der jungen Leute bereitet mir Freude“, sagt Dietrich. Der Kapitän ist neun Jahre älter als Bührer, zwölf Jahre älter als Wagner, 14 Jahre älter als Neuhaus. Er ist Vorbild, Antreiber, Kamerad – und großer Bruder. Dietrich, von 2008 bis 2011 bei der TSG Friesenheim, seit 2013 wieder bei den Eulen, ist dreimal mit den Eulen aufgestiegen: 2010, 2014 und 2017. Seit bald vier Jahren ist er Kapitän. Er ist es gerne und füllt die Rolle mit Stolz und Bedacht aus. „Ja, die Eulen sind mein Verein“, bekennt der 35-Jährige. Die Eulen sind längst auch Heimat für ihn. „Jetzt sieht man, dass es sich lohnt auf die Jugend zu setzen. Sie zahlen das Vertrauen zurück“, anerkennt der Routinier, der einen „positiven Trend“ im neuen Jahr ausmacht. Noch aber fehlen die Ergebnisse. „Nicht nur gegen Lemgo, auch bei den Löwen war mehr drin. Das wird durch den Vier-Tore-Unterschied nicht deutlich, war aber möglich“, sagt der Abwehrchef: „Klar, wir brauchen Punkte, Siege. Wenn sich die Chance ergibt, dann wollen wir da sein und uns belohnen.“
Die Zwillinge stimmen froh
Bei den Technischen Werken Ludwigshafen (TWL) ist Gunnar Dietrich in Teilzeit angestellt. So kann er Beruf und Sport ideal verbinden und weiß, wie es nach der Handball-Karriere weiter geht. Er ist schon jetzt in spannende Projekte eingebunden und ist angetan von seiner Arbeit. Die Zwillinge Lynn und Leonie machen Dietrichs privates Glück perfekt. Der erste Kindergeburtstag steht bald an.