Es war das Spiel 1 nach Johannes Wohlrab. Am Tag nach der Beurlaubung des Cheftrainers haben die Eulen gegen den gastgebenden TSV Bayer Dormagen vor 815 Zuschauern 26:24 (12:14) gewonnen. „Es war mächtig Druck nach der Trainerentlassung. Wir haben auch junge Spieler, für die das eine neue Situation darstellt, die das so noch nicht erlebt haben“, erklärte Interimstrainer Andrej Kogut nach den „hart erkämpften Punkten“ im TSV Bayer Sportcenter. „Es hat beileibe nicht alles geklappt, aber sie haben alle ihr Herz in beide Hände genommen. Die Einstellung hat gestimmt“, lobte Christian Deller, der Sportliche Leiter, Kampfgeist und Moral der Mannschaft.

Viel Lob für Mihailo Ilic
Ex-Profi Andrej Kogut, seit 2022 Co-Trainer der Eulen, war überrascht, dass Mihailo Ilic fünf Tage nach einem ambulanten, operativen Eingriff am linken Arm trotz aller anderslautender Prognosen und Befürchtungen spielen konnte und sich einmal mehr als Säule der Abwehr bewährte. „Vielen Dank an Dr. Kusma, der uns das Go für Mihailo gab. Mihailo ist unersetzlich für uns“, dankte Kogut dem Mannschaftsarzt und lobte Ilic, das 23-jährige Eigengewächs, für eine Top-Leistung. „Es spricht für sich: Mihailo war einfach für seine Mannschaft da. Er ist ein großartiger Junge“, schwärmte Kapitän Stüber. 84 Sekunden vor Schluss, die Eulen führten 25:23, erbeutete Ilic den Ball mit entschlossenem Zupacken, nahm dem TSV so die Chance zum Anschlusstreffer. „Ich bin extrem glücklich. Es war eine starke Mannschaftsleistung mit spielentscheidenden Paraden von Žiga“, kommentierte Mihailo Ilic mit einem verdienten Lob für Kollege Urbič.

14:12 – TSV führt zur Pause
Zur Pause führt Dormagen 14:12. Der TSV Bayer profitiert nach dem 5:8 (14.) und 6:9 (15.) von der fünfminütigen Torflaute der Eulen. Sie setzen sich nach dem 3:3 durch Vincent Bülow (7.) durch zwei Volltreffer von Finn Leun und dank des treffsichern Robin Eisel bis zur 15. Minute auf drei Tore ab, dann aber ist der Faden gerissen, obgleich Žiga Urbič beim Stand von 7:9 einen Siebenmeter Peter Strosacks pariert und mit fantastischer Fußabwehr eine Chance Moritz Kösters vereitelt. Dann beginnt der Chancenwucher. Nici Waldvogel vergibt seine drei ersten Chancen, ehe er für die 10:9-Führung in der 23. Minute sorgt. René Zobel fügt sich zunächst mit dem 11:9 stark ein (26.), zwei Treffern aber stehen bis zur Pause drei Fehlwürfe gegenüber. Fatal sein Fehlpass, den Maximilian Schmidt zur 14:12-Pausenführung des TSV nutzt. „René ist wichtig, er macht auch wichtige Tore. Wir müssen ihm einfach helfen“, sagt Andrej Kogut. Er weiß um das Potenzial des verunsicherten Linkshänders. Die Seele braucht Balsam, der Hüne Selbstvertrauen.
Falk-Comeback
Es ist eine phasenweise vogelwilde Partie. Die Eulen geraten mit drei Toren in Rückstand (35. Minute 15:18), kämpfen sich zurück. Spielmacher Vincent Bülow sieht in der 43. Minute beim Stand von 19:19 die Rote Karte. Aber der Kampf und die Moral stimmen. Friedrich Schmitt hilft mit Wurfkraft, auch Fehlwürfe bringen ihn nicht aus dem Takt. Er wirkt entschlossen, selbstbewusst. Schmitt macht 5 von 9. Alex Falk gibt sein Comeback, steht nach der Pause erstmals in dieser Saison auf der Platte, trifft nach einer vergebenen Großchance in der 41. Minute zweimal: Nach Stüber-Pass egalisiert Falk per Gegenstoß zum 20:20 (47.) und sorgt nach Leun-Zuspiel für das 23:23. Und Falk stabilisiert die Abwehr mit Biss und Routine. „Es war keine Entscheidung gegen Theo Straub. Aber ich wusste, Falko zerreißt sich und verstärkt unsere Abwehr“, erklärte Coach Kogut den Wechsel auf Rechtsaußen. Beim Stand von 23:23 brachten sich die Eulen durch zwei technische Fehler um die Führung (Leun, Eisel). Žiga Urbič aber hielt sie im Spiel, parierte großartig gegen den glockenfreien Kreisläufer Sondermann (53.). Dann meisterte Mats Grupe einen Böckenholt-Siebenmeter (54.), Urbič ließ eine Wahnsinnsabwehr gegen den freien Jan-Christian Schmidt folgen (55.). Friedrich Schmitt mit dem 23:24 (55.) und Tim Schaller nach Foul an Draufgänger Eisel mit seinem dritten verwandelten Siebenmeter zum 23:25 (58.) stellten die Weichen für die Eulen auf Auswärtssieg. 84 Sekunden vor Schluss dann erarbeitete Ilic den Ball, die Gastgeber setzten auf offene Manndeckung mit dem siebten Feldspieler, kassierten aber durch Freddy Stüber (3 von 4) das entscheidende 23:26. „Kompliment an meine Mannschaft. Ich bin stolz auf die Jungs“, sagte Andrej Kogut nach dem so wichtigen Sieg nach drei Niederlagen in Folge und der Freistellung von Cheftrainer Wohlrab. Die Eulen haben jetzt 4:6 Punkte, Dormagen 0:8.

Der stolze Kapitän
„Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, wie sie die Situation einen Tag nach der Beurlaubung des Trainers angenommen und gemeistert hat. Wir haben gezeigt, dass die Gemeinschaft da ist, dass die Teamchemie stimmt“, sagte Freddy Stüber (3 von 4), der Kapitän. Finn Leun (4 von 7) und Robin Eisel (3 von 4) machten wichtige Tore, Lars Röller nach Schmitt-Zuspiel ein wunderschönes zum 22:22. Die Außen aber bekamen zu wenig Futter, da litten Kian Schwarzer und Theo Straub Not. Alex Falk freute sich über sein gelungenes Comeback und zwei eminent wichtige Punkte auf dem steinigen Weg zur 30-Punkte-Marke. „Klar muss ich den ersten Ball reinmachen. Es soll auch keine Ausrede sein, aber ich habe nach der Verletzung lediglich dreimal das Abschlusstraining mitgemacht, habe keine Spielpraxis, konditionell großen Rückstand und muss versuchen, das jetzt in den zwei spielfreien Wochen aufzuholen“, sagte der von einem Fußwurzelbruch erholte Falk. Die Eulen haben bis zum 5. Oktober (17 Uhr) Pause, dann folgt die Dienstreise zum Aufstiegsfavoriten SG BBM Bietigheim. Friedrich Schmitt feierte auf der Platte und in der Kabine mit der Mannschaft den Sieg. Auf ihn wartete Ex-Nationalspieler Finn Lemke, der Co-Trainer der MT Melsungen. Er holte Schmitt ab, der mit Zweifachspielrecht für die MT ausgestattet ist und am Sonntag (15 Uhr) zum Spieltags-Kader der Melsunger beim Bundesligaspiel in Berlin gegen die Füchse steht.
Fotos: TSV Bayer Dormagen