Tatort MBS-Arena in Potsdam: Die Eulen entführen im Samstags-Krimi mit einem 32:32 (18:14) einen Punkt beim 1. VfL Potsdam. Was vorher als Erfolg gefeiert worden wäre, fühlte sich nach der verspielten Pausenführung dann doch auch als Punktverlust an. Mit großer Moral hatten die Potsdamer einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand wettgemacht. Sie profitierten in der hektischen Schlussphase von überflüssigen technischen Fehlern der Gäste aus Ludwigshafen. Insgesamt waren’s 13. Eulen-Coach Michael Haaß zeigte sich trotzdem zufrieden, weil seine Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit mit ihrer offensiven Deckung imponierte und überraschte, eine insgesamt große Willensleistung erbrachte und ganz nah am Sieg war. „Die Mannschaft arbeitet gut, die Mannschaft entwickelt sich weiter“, lobte „Micha“ Haaß. Nächsten Samstag geht’s mit dem Gastspiel beim TuS Ferndorf weiter (Anwurf: 19.30 Uhr).

Starkes Debüt von Matteo Menges
Bei den Eulen debütierte Matteo Menges. Der 21 Jahre alte Rückraumspieler kam vom Ligarivalen HSC 2000 Coburg und ist erst seit Montag bei den Eulen im Training. Er kam erstmals zwischen der 2. und 4. Minute während Friedrich Schmitts erster Zeitstrafe auf die Platte und kehrte in der 25. Minute als Mittelmann wieder zurück, Sekunden später traf der Mann mit der Nummer 5. Das 15:9 war sein erstes Tor im Trikot der Eulen. Menges (3 von 3) bringt Tempo und Frische ins Spiel der Mannschaft. Er beflügelt mit mutigem Eins-zu-Eins-Verhalten. „Nach vier Trainingstagen war das ganz okay. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft in einigen Phasen helfen konnte. Natürlich ist das Fein-Tuning noch nicht perfekt“, sagte der Neuzugang, der auf der Mittelposition auch dank seiner Übersicht überzeugte. „Die Art und Weise wie er spielt, belebt unser Spiel. Er bringt ganz viel Dynamik mit“, lobte Trainer Haaß den Neuzugang.

Eulen zur Pause vorne
Zur Pause liegen die Eulen 18:14 vorne. Žiga Urbič ist mit sieben Paraden der erhoffte Rückhalt der Sieben. Vor ihm beginnen René Zobel, Marc-Robin Eisel, Friedrich Schmitt, Theo Straub, Lars Röller und Tim Schaller. Der Mann der ersten 30 Minuten heißt René Zobel. Er trifft fünfmal, ein Wurf des sehr entschlossen auftretenden Linkshänders klatscht an die Torlatte. Nach Nils Fuhrmanns Führungstor und Zobels Ausgleich bleibt es bis zum 6:6 ausgeglichen (13. Minute). Mit einem 5:0-Lauf setzen sich die Eulen bis zur 20. Minute auf 11:6 ab. Nach dem 15:9 aber kommt Potsdam auf und auf 13:16 heran (29.). Mit vier Toren Vorsprung gehen die Eulen in die Pause.

Sonderlob für Žiga Urbič
„Wenn man die ganze Zeit mit der 5:1-Deckung spielt, geht das irgendwann auf die Lunge“, erklärte René Zobel die schwindenden Kräfte und bedauerte, dass er nach der Pause nicht mehr so treffsicher agierte (insgesamt 6 von 12). Potsdam kämpfte sich heran, nach 54 Minuten hieß es 28:28. 26 Sekunden vor Schluss traf Friedrich Schmitt (6 von 9) zum 32:31 für die Ludwigshafener, sechs Sekunden vor dem Ende aber egalisierte Jan Grüner: 32:32. „Wir sind im Abstiegskampf. Der Punkt tut uns gut“, sagt Michael Haaß am Ende. Bester Werfer der Eulen ist Marc-Robin Eisel (7 von 8), der auch drei Assists verbucht.
„Žiga Urbič hatte einige Freie pariert“, lobt Haaß seinen Torhüter, der 11 Würfe abwehrte. „Es war eine wilde Nummer. In der ersten Halbzeit haben wir es sehr ordentlich gemacht, den Gegner mit unserer offensiven Deckung auch überrascht. In der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr ganz so die Ordnung, Žiga hält zum Glück einige Freie. Wir haben uns aber nicht - wie sonst schon mal - ganz aus dem Konzept bringen gelassen“, kommentierte Co-Trainer Andrej Kogut. Auch er sieht Matteo Menges als Bereicherung für das Spiel der Eulen: „Er hat uns Entlastung gebracht. So einen Wirbelwind hatten wir bisher nicht!“

Ausgleich sechs Sekunden vor Schluss
Nach 35 Minuten führten die Eulen 20:14 durch einen feinen Treffer von Theo Straub, den der starke Eisel perfekt angespielt hatte. René Zobel traf letztmals in der 36. Minute, erhöhte auf 21:15. „Ich hab‘ mich dann schon geärgert, dass ich paarmal den Pfosten traf“, sagte der Halbrechte, der seine Chance als Startspieler aber durchaus zu nutzen wusste. „Er ist jetzt fit“, lobte Trainer Haaß, der natürlich einige unglückliche Aktionen von Finn Leun registrierte. Der machte wohl 2 von 2, hatte aber auch 5 der 13 technischen Fehler zu verantworten. Klasse die Fußabwehr von Žiga Urbič in der 44. Minute gegen Gabriele Sontacchi. Sekunden später traf Menges zum 25:21. Drei Minuten danach aber waren die Gastgeber wieder dran: 24:25. Es war ein Krimi – 27:27, 28:28, 29:29. In der 56. Minute traf Schmitt zum 30:29 für die Eulen, nach Pass von Kapitän Stüber sorgte Tim Schaller mit einem perfekten Gegenstoß für das 31:29. Wieder verkürzte der VfL, dann parierte Urbič gegen Günther. Die Uhr steht bei 58.33 Minuten als Günther ausgleicht. 58.56 – Auszeit Eulen. 59.34: Schmitt bringt die Eulen wieder in Führung: 32:31. Noch 26 Sekunden. Sechs Sekunden vor dem Ende trifft Jan Grüner zum 32:32. „Verdient“, sagt Bob Hanning, der Macher in Potsdam und bei den Füchsen. Total sauer zeigte sich indes VfL-Trainer Emir Kurtagic nach dem Remis. Er nannte den Auftritt vor der Pause indiskutabel. „Wir schmeißen die Bälle weg, die Torhüterleistungen waren lange desaströs. Wir können froh sein, dass wir nicht die volle Rechnung begleichen mussten“, sagte Kurtagic, der den ehemaligen Eulen-Top-Shooter Jannek Klein 60 Minuten auf der Bank schmoren ließ. Bei den Eulen blieben neben Torhüter Mats Grupe und den jungen Leon Hein und Lennart de Hooge auch die Stammkräfte Alex Falk und Kian Schwarzer außen vor. „Auf den Außen haben wir ein Luxusproblem“, erklärte „Micha“ Haaß, der Theo Straub (2 von 2) als Rechtsaußen und Tim Schaller (4 von 5) als Linksaußen den Vorzug gab. „Sie haben’s dann auch gut gemacht“, erklärte der Coach, warum er nicht umstellte oder rotierte.
Fotos: 1. VfL Potsdam
