Duell zweier Tabellennachbarn in der Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal: Am Samstag (19.30 Uhr) sind die Eulen Ludwigshafen zu Gast beim TuS Ferndorf. Die Gastgeber, vom früheren Eulen-Coach Ceven Klatt im dritten Jahre geführt, sind mit 9:19 Punkten Tabellen-13. in Liga 2. Die Eulen haben ein Spiel weniger ausgetragen als Ferndorf und rangieren mit 7:19 Punkten auf Platz 15. Philipp Etzold aus Magdeburg und Lennard Zerlin aus Halle leiten die Partie. Dyn überträgt - wie alle Spiele der 1. und 2. Handball-Bundesliga - live und auf Abruf.

„Müssen uns strecken …“
„Eine sehr schwere Auswärtsaufgabe“ erwartet Eulen-Trainer Michael Haaß in der Stählerwiese: „Die Ferndorfer Halle ist berühmt und berüchtigt. Hier wurden viele Top-Mannschaften in den letzten zwei Jahren hart genervt. Wir müssen uns sehr strecken, um dort überhaupt für irgendetwas in Frage kommen zu können.“ Nach dem 32:32 letzten Samstag beim 1. VfL Potsdam ist mehr als ein Hoffnungsfunke gezündet. „Wir gehen nicht ohne Selbstvertrauen in das Spiel. Wir wissen, dass wir auch gegen Top-Mannschaften eine Chance haben, wenn wir unsere Leistung abrufen können und uns auf uns konzentrieren“, sagt der Eulen-Trainer.

Der Bonuspunkt
32:32 in Potsdam nach zwischenzeitlicher Sechs-Tore-Führung – da drängt sich die Frage auf: Punkt gewonnen oder doch Punkt verloren? „Ich glaube, dass wir damit sehr zufrieden sein dürfen“, wertet Trainer Haaß das Remis bei einer Spitzenmannschaft als Punktgewinn. „Ein gutes Spiel ist nur eine Momentaufnahme“, betont Haaß aber auch, der dringlichst weitere Fortschritte erarbeitet wissen möchte. Das Angriffsspiel seiner Mannschaft sah er in Potsdam durch Neuzugang Matteo Menges merklich bereichert: „Matteo hat es mit wenig Training sehr gut gemacht. Er hat Robin Eisel und Friedrich Schmitt, die durch unsere angespannte Personallage auf der letzten Rille liefen, entlastet.“ TuS Ferndorf hat auf Halblinks mit Daniel Hideg und Julius Meyer-Siebert zwei ehemalige Eulen-Profis unter Vertrag. Tom Jansen, halbrechts eine feste Größe, Nationalspieler der Niederlande, ist in Speyer geboren, spielte in der Jugend bei der TSG Haßloch und der TSG Friesenheim, im ersten Jahr als Aktiver beim TV Hochdorf. Dann ging er nach Schwetzingen und die große Handballwelt begann den Linkshänder zu entdecken. „Micha“ Haaß sieht „sehr viel Wurfgewalt“ bei den Ferndorfern: „Sie spielen einen sehr emotionalen Handball. Unsere erste Aufgabe ist, in der Halle zu bestehen.“

Tim Schallers „Doppelleben“
Für Tim Schaller, den Linksaußen der Eulen, hat sich das Leben seit dem Sommer verändert: Der 26-Jährige hat sein Studium beendet, den Bachelor und Master in Maschinenbau an der Technischen Universität Kaiserslautern abgelegt und eine reizvolle Anstellung als Maschinenbau-Ingenieur in der BASF gefunden. „Das passt von meiner Seite sehr gut, zumal ich von meinem Vorgesetzten bei den Arbeitszeiten viele Freiheiten eingeräumt bekomme und so Beruf und Training gut aufeinander abstimmen kann“, sagt Schaller dankbar. Nach dem Fehlstart in die Saison stecken die Eulen wieder im Abstiegskampf. Ein Szenario, das unbedingt vermieden werden sollte. Letzten Samstag gab’s ein 32:32 beim Bundesliga-Absteiger in Potsdam. Eigentlich überraschend. Aber die klare Führung wurde verspielt. Punktverlust? Punktgewinn? „Im ersten Moment direkt nach dem Abpfiff war’s schwierig. Da ist es mit kurz schwergefallen“, gibt „Schalli“ Einblick in sein Seelenleben. Schmerz und Enttäuschung wichen aber schnell der Freude, schildert die Nummer 6: „Als die ersten Jungs strahlend von der Bank aufs Feld stürmten sagte ich mir: Ein Punkt in Potsdam ist - gerade in unserer Situation - überragend.“
Nach Potsdam heißt die nächste Ausfahrt Kreuztal, der Gegner Ferndorf. „Ich freue mich, wie andere bei uns auch, Julius wieder zu sehen“, sagt Schaller. Besagter Julius Meyer-Siebert spielte nach seinem Abschied von den Eulen ein Jahr in Hamm und trägt seit Saisonbeginn das Trikot der Ferndorfer. „Wir sind der Fast-Absteiger, Ferndorf stieg letztes Jahr auf - die Zielsetzung beider dürfte klar sein, möglichst nichts mit dem Abstieg zu tun zu bekommen. Es wird sicher wieder eine hitzige Partie, ein spannendes Spiel“, orakelt Schaller. Er hat in 13 Saisonspielen 58 Tore bei 74 Würfen erzielt, was einer Quote von 78,38 % entspricht. Der „Iceman“ hat 39 Siebenmeter verwandelt, zehn Siebner vergeben.
Fotos: Harry Reis / 1. VfL Potsdam
